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Kurz nach dem Erfolg von „Für ein Handvoll Dollar“ gelang Sergio Corbucci in der langsam anlaufenden Welle von Italowestern ein Klassiker: „Django“.
Titelfigur Django (Franco Nero) hat zwar einen Namen, erinnert aber sehr an den Fremden aus „Für eine Handvoll Dollar“, von dem sich Corbucci nach eigener Aussage auch inspirieren ließ. Wie der Fremde zieht Django allein durch die Gegend, sagt kaum ein Wort, ist aber schnell mit dem Revolver zu Hand, wenn es darum geht eine holde Maid zu retten. Und wie im ersten Dollar-Film sind es zwei Parteien, die sich hier streiten: Zum einen Mexikaner, zum anderen rassistische Südstaatler.
Die Südstaatler stehen unter der Führung von Major Jackson (Eduardo Fajardo), einem Schmierlappen par excellence, der mexikanische Zivilisten für Zielübungen missbraucht und Schutzgeld kassiert. Seine Anhänger tragen gern Kapuzen in Rot und zünden auch mal brennende Kreuze an – ein Seitenhieb gen Ku-Klux-Klan, der eher zufällig entstand: Mit den Kapuzen wollte man verbergen, dass man für „Django“ nur den ungewollten, unansehnlichen Rest an Statisten bekommen hatte.

Django quartiert sich im örtlichen Bordell plus Gasthof ein und geht bald auf Konfrontationskurs mit den Übelwichten. Seine Motive bleiben unklar, nur sicher ist, dass es etwas mit seiner Vergangenheit zu tun hat...
„Django“ ist sicherlich mit Recht zum Klassiker avanciert, in der Rückschau offenbaren sich jedoch einige Schwächen, die ihm einen Status von Leones Filmen verwehrt. So geht die Dramaturgie leider teilweise schon in Richtung Kraut und Rüben, erzählt erst die Rachegeschichte, konzentriert sich dann auf die Mexikaner und Goldraub, später geht es wieder um Jackson, und der Subplot um die gerettete Frau wird aufgenommen und fallengelassen, wie es „Django“ gerade so beliebt. Darunter leidet der Spannungsbogen dann ein wenig, wenngleich Corbucci seinen Film ausgesprochen flott und zackig erzählt.
Die Mängel im Bereich der Handlung kann „Django“ dann aber teilweise durch ordentlich Spektakel ausgleichen, denn hier ist fast immer was los: Kneipenschlägereien, ein Überfall und die berühmte Sequenz, in der Django via MG zig Übelwichte über den Jordan schickt, sind nur einige Beispiele für die Schauwerte, die „Django“ trotz seines knappen Budgets aufzufahren weiß. Auch hier sind Parallelen zu „Für eine Handvoll Dollar“ zu finden (Massaker an der rivalisierenden Bande, Materung des Helden vorm Showdown), doch dafür inszeniert Corbucci seinen Film so kraftvoll, dass es nicht negativ auffällt.

Überhaupt macht „Django“ einiges anderes als diverse Leone-Plagiate, bereits bei der Auswahl der Kulisse. Treibsandgruben vor der Stadt und ein schlammiger Boden im Ort bieten eine optische Abwechslung zu den Italowestern, die sonst eher das klassisch staubige Szenario wählten. Die Referenzen an US-Geschichte sind auch stärker im Vordergrund, z.B. die Thematisierung von Djangos Vergangenheit als Soldat auf Nordstaatenseite. Django ist sowieso eine starke Hauptfigur, die trotz aller Parallelen zum Fremden ohne Namen ein ganz eigenes Charisma entwickelt.
Dass dies geschieht liegt vor allem an Franco Nero, der anspruchsvollere Parts spielen wollte, mit Django aber seine Paraderolle fand, die selbst in späteren Performances wie in „Enter the Ninja“ oder „Stirb langsam 2“ noch unterschwellig mitschwang. Den coolen Killer mit ganz eigenen moralischen Maßstäben verkörpert er jedenfalls sehr eindrucksvoll. Ansehnlich der Supportcast, aber keiner spielt so einprägsam wie Nero.

„Django“ ist trotz seines Klassikerstatus etwas wirr in seiner Dramaturgie und lehnt sich deutlich an „Für eine Handvoll Dollar“ an, doch aufgrund seiner Schauwerte, Corbuccis sicherer Regie und seines charismatischen Hauptdarstellers ist er doch gelungen.

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