Nachdem Bert I. Gordon, der in den folgenden Jahren noch mit so manchem Monsterschlock wie Der Koloß auf die Drive-In Leinwände gelangte, bei Serpent Island nur als Produzent aufgeführt wurde, präsentierte er 1955, dem Tarantula-Jahr, schließlich mit King Dinosaur sein Regiedebüt. Was wir alle so an ihm schätzen ist schon hier die Devise: Nicht lange fackeln, erstmal einen Kracher servieren. Und das tut er, mit einem Raketenabschuß, den ein Off-Sprecher im feinsten Wochenschau-Enthusiasmus kommentiert. Diese Funktion erfüllte Marvin Miller tatsächlich in diversen Streifen, darunter die US Adaption Gammera the Invincible.
Wissenschaftler seien nun in Washington darum bemüht, einen bemannten Raumflug zu ermöglichen; seinerzeit abenteuerliche Science-Fiction, konnte das Mercury-Programm doch erst 1961 mit suborbitalen Flügen von mehreren Minuten glänzen. Die Rakete dürfte genauso Stock-Footage sein, wie das Observatorium, in dem ein Wissenschaftler den neuen Planeten Nova entdeckt haben will, auf dem zudem ein gewisser Pflanzenwuchs vorhanden sei. Wie uns der Sprecher so über die technischen Fortschritte informiert, bei der neue Metalle entwickelt und Testserien unter anderem nukleare Gerätschaften beinhalten, macht sich das Gefühl breit, in einem amerikanischen Propagandafilm gelandet zu sein. Tiere können schließlich ins All fliegen, da muß es mit Menschen auch möglich sein.
Mit einer Archivrakete - vom Aussehen her vielleicht sogar Typ V2 - geht es nun ins Weltall. Innenansicht? Nö. Ein Modell steht plötzlich im Walde und die Wissenschaftler entsteigen direkt auf dem wenig exotischen Planeten. Wer schon Zweifel an der Echtheit der Mondlandung von Neil Armstrong hegt, der kauft das Material hier erst recht nicht ab. Händchenhaltend gehen zwei der insgesamt vier (!) Schauspieler in King Dinosaur unerträglich fröhlich lächelnd auf dem Planeten spazieren. Vermutlich fühlten sie sich genauso lächerlich, wie es wirkt, aber wenigstens tragen sie halbwegs realistische Schutzanzüge mit Panoramahelm, die wahrscheinlich aus dem Tauchzubehör stammen.
Es ist so naiv... Wie zur Hölle kann man in einem Wald stehen und schwärmen, wie atemberaubend das alles ist? Wer hier nicht schreiend den Kopf auf den Vordersitz geschlagen hat, der wird zumindest mit einem Stock-Footage Vulkan vertröstet, dem der männliche Part der Turteltauben unter den Astronauten als Argument für das relativ junge Alter des Planeten sieht. Wenn er aber mit dem Fön die Wiese analysiert, bleibt wirklich kein Auge mehr trocken. Testergebnisse belegen: Die Pflanzen unterscheiden sich kaum vom Planeten Erde. Was habe ich gesagt? Na und dann kann man die Taucherausrüstung auch ablegen und die restliche Hälfte des Casts aus der Rakete rufen.
Wie jeder mieserable Dschungelfilm der Jahrzehnte zuvor paart King Dinosaur nun die nachgedrehten Handlungssequenzen mit allerlei zusammengewürfeltem Getier. Spannung? Pah! Damit ein Film funktioniert, braucht es eine Romanze und so gibt es erstmal Geknutsche unter der Besatzung, bis ein Krokodil für Aufsehen sorgt. Sogar mit eingermaßen gut gelöster Interaktion. Eine scheinbar gigantisches Krabbeltier läutet dann endlich die erste Riesenrunde ein, immerhin befinden wir uns mit im Creature-Feature Zeitalter und... wo bleibt eigentlich der Dinosaurier? Egal, es ist ein Bug-Planet! Wenn wir uns nur nicht wieder mit jeder Menge Füllhandlung abgeben müßten bis endlich ein riesiger Leguan (oder ein beklebter Varan?) auftaucht.
Genau, auch hier handelt es sich keinesfalls um für den Film erstellte Special Effects, sondern um den Kampf mit einem Alligator aus Tumak, der Herr des Urwalds. Gegner von Tiersnuff dürfen also gepflegt Abstand nehmen, denn es handelt sich um Lebewesen, die nicht unversehrt bleiben. Ein Relikt einer mondoähnlichen Bewegung, die das Kino der 30er und 40er durchzieht.
Unserem Quartett fällt dazu nichts besseres ein, als auf der Flucht eine Atombombe zu hinterlassen, zu Fuß und per Schlauchboot eine Strecke von vielleicht 1-2 Kilometern zurückzulegen und sich den aufsteigenden Pilz anzusehen. Jo, nun ist alles wieder gut und in trauter Glückseeligkeit beteuern die Protagonisten eben dieses, damit der romantische Moment der Explosion den Hintergrund für ein 'The End' herhalten kann. Für mehr war in der guten Stunde kein Platz und sind wir mal ehrlich, dann währen die Zehnägel auch bis zum Anschlag hochgekrempelt. Ist das jetzt noch ein Seitenhieb auf Hiroshima und Nagasaki? Bert I. Gordon zumindest sollte noch öfter seine fanatische Obsession fürs Nukleare offenbaren.
Aber jetzt mal Butter bei die Fische, wer soll sich dafür interessieren? King Dinosaur ist billigst und am Thema vorbei. Seine unfreiwillige Komik wird erstickt vom strapaziösen Gesamtbild und der dauerhafte Einsatz von zudem noch so qualitativ bedenklichem Stock-Footage schreit nicht gerade nach Sympathiepunkten. Tragisch dabei ist wirklich, daß der Film bis zu einem gewissen Grad funktioniert, man also die Interaktion mit dem Archivmaterial ganz blauäugig einigermaßen abkaufen könnte. Auch die Schauspieler, so seltsam die Szenen noch sein mögen und so wenig bedrohliche Stimmung erzeugend ihr Spiel doch ist, geben sich auf eine unbedarfte Art Mühe. So steht die lächerliche Belanglosigkeit vollkommen konträr zu dem Eindruck, man würde es mit King Dinosaur wirklich ernst meinen. Wenn man aber nicht gerade die Absicht hegt, über einen schlechten Film herzuziehen, sollte man um dieses Machwerk einen weiten Bogen machen. Zeit kann man wahrlich sinnvoller verschwenden.