Der Golem
Beim Film "Der Golem" vom 1915 handelt es sich um die erste Verfilmung der tschechischen Sage, die von Paul Wegener und Heinrich Galeen (damals nannte sich HENRIK Galeen noch so) vorgenommen wurde, eigentlich ist es die erste Verfilmung der Sage überhaupt.
Wer die Sage nicht kennt, dem sei sie hier noch mal kurz und knapp zusammengefaßt: Im 16. Jahrhundert lebte in Prag der Rabbi Loew, der ein Meister der schwarzen Künste war, als er merkte, dass für das Judenghette Gefahr drohte, erweckte er mittels seiner Macht den Golem, eine Lehmfigur zum Leben, um ihm Leben einzuhauchen musste er nur einen Zauberspruch ("Schenn") in eine Öffnung in der Brust des Golems stecken, steckte der Schenn in der Brust, lebte der Golem und war seinem Meister bedingungslos hörig (das einzige was er nicht konnte war Sprechen), entfernte man ihn wieder, war er wieder nichts als Lehm. Als vom Kaiser ein Edikt ausging, daß die Juden das Ghetto zu verlassen hatten, verteidigte sie der Golem und sie durften bleiben.
Die Legende hat zwei Enden: 1.) Rabbi Loew hat den Golem dadurch vernichtet, dass er die Erschaffung, ein Ritual schwarzer Künste, rückwärts durchführte.
2.) In den Wirren des 30-jährigen Krieges ist der Golem zusammen mit anderen Besitztümern Rabbi Loews verschwunden.
Wie auch immer, 1915 wurde "Der Golem" (mit dem Wegener nach seiner Fertigstellung nicht so ganz zufrieden war) ein Erfolg, die Leute kamen ins Kino und es hat ihnen gefallen. 1916 wurde der Film sogar in Japan aufgeführt, etwa 1917 auch in den USA (hier unter dem Titel "The Monster of Fate"). Ebenfalls noch 1917 drehte Weegener den Film "Der Golem und die Tänzerin", der eher als Parodie gedacht war. 1920 kam dann die wohl beste und beliebteste Version der alten Sage, "Der Golem, wie er in die Welt kam" (die einzige, vollständig erhaltene Golem-Version von Wegener), dieser Film wurde ein noch größerer Erfolg als sein Vorgänger (ist es auch heute noch), auch Wegener selbst gefiel dieser Film schließlich besser, sein Vorgänger aber verschwand von der Bildfläche, bis er schließlich als verschollen galt. Warum nun genau kann wohl niemand sagen, entweder ist er mit seinem Archiv zusammen abgebrannt (das Filmmatrial war leicht brennbar) oder aber von geldgeilen Produzenten, die dachten, sie könnten keinen Profit mehr aus ihm schöpfen, vernichtet worden, das geschah mit vielen Stummfilmen. Wie auch immer, heute ist "Der Golem" zusammen mit London After Midnight oder Cleopatra (1917) wohl einer der berühmtesten verschollenen Filme. Nun ja, ganz verschollen ist er dann doch wieder nicht: 2007 tauchten nach und nach einige Filmmeter auf, heute auf DVD erhältlich, sie zeigen den Golem beim Schmieden von Eisen und das Finale (das zugegeben mehr Elan als der GANZE 1920er Golem hat), auch das Drehbuch kann man sich online noch durchlesen. Ich muss aber sagen, dafür, dass der Film so brühmt ist, findet man im Internet verdammt wenig von ihm, entweder wird er nur mal so am Rande erwähnt oder aber irgendwer verwechselt ihn und den 1920er Film.
Handlung: Bei Ausschachtungsarbeiten für einen Brunnen finden Arbeiter die Ruinen einer alten Synagoge, in ihnen den Golem, sie bringen ihn zue inem alten Trödler, der ihn wiederbelebt und zum Schutz seiner Tochter einsetzt, der Golem aber verliebt sich in sie, sie liebt aber einen Grafen. Den Rest kann man sich ja denken...
Alles in allem: Den Fragmenten nach zu urteilen ein guter, temporeicher Film, dessen Verlust eine wahre Schande ist!