Schon Mitte der 90er Jahre war das Genre Action in den Kinos stark zurückgefahren worden, zwar lang nicht so drastisch heute, trotzdem erschienen Actionfilme nur größtenteils im B-Bereich. Für Produzent Gary Kaufmann galt es einen preisgünstigen Actionfilm in die Kinos zu bringen, doch man machte kurz davor einen Rückzieher und veröffentlichte "Decoy - Tödlicher Auftrag" nur auf Video. Man muss nach dem Ansehen auch zugeben, dass Roberto Sarnos ( Das Tier II) Drehbuch einfach ein wenig der Pepp fehlt. Aber trotz einiger Defizite und zu wenig Action denke ich, dass "Decoy" es wert gewesen wäre. Gerade auch Vittorio Rimbaldi wegen, der schon Umberto Lenzis "Animal Rage" Drehbuch verfilmte und der somit vielleicht auch zu anderen Projekten gelangt wäre. Man muss dem Italiener lassen, er kann Action in Szene setzen.
Der Geschäftsmann John Wellington (Peter Breck) hat seinen Partner Jenner (Scott Hylands) um hundert Millionen Dollar betrogen. Jenner will nun seinen rechtmäßigen Anteil und engagiert eine Killertruppe (Charlotte Lewis, Vladimir Kulich u.a.). Diese soll Diana (Darlene Vogel), die Tochter von Wellington entführen. Doch Wellington sorgt für den Schutz seiner Tochter und holt sich den ehemaligen Vietnamveteran Jack Travis (Robert Patrick) zu Hilfe. Zusammen mit seinem besten Kumpel Baxter (Peter Weller) und Katya flieht Travis in die Wälder. Doch bald haben sie ihre Verfolger am Hals und eine bleihaltige Jagd durch die grünen Wälder beginnt.
Hier wäre doch deutlich mehr drin gewesen. Etwas ärgerlich ist, dass man sehr mit der Action geizt. Die bleihaltigen Shootouts, die Verfolgungsjagd mit dem Bus, Explosionen und die Nahkämpfe sind wirklich sehr gut gelungen, einige Härten wie extrem blutige Einschüsse mit inbegriffen. Das längere Finale in der Villa ist sehr gut gelungen, stellt auch deutlich den Höhepunkt der Actionsequenzen dar, aber das vorherig Gegebene ist meist zu kurz. Der Bodycount bleibt für solch einen Actionfilm recht niedrig. Immerhin wird hier nicht nur mit Schusswaffen getötet, sondern mit einer Vielzahl von Waffen. Während einige Brutalitäten in Nahaufnahme zu sehen sind, geschehen einige Kills nur im Off.
Man nimmt sich hier sehr viel Zeit für die beiden Hauptcharaktere Jack Travis und Baxter. Zwei Ex-Vietnamveteranen, welche schon zuvor mal für Wellington gearbeitet haben, dabei rettete Baxter seinen Freund Jack das Leben, ist gleich im Opener zu sehen. Während Jack eher heruntergekommen ist, zieht sich Baxter in die spirituelle Welt zurück, aber es gibt auch gegen Ende noch eine ziemlich Überraschung, was ihn betrifft. Der Film verkommt zwar bald zu einer Hetzjagd, hat aber noch ein paar Wendungen im Ärmel, welche das doch an sich einfache Geschehen deutlich aufwerten.
Nach "Zero Tolerance" unter PM Entertainment, darf sich Robert Patrick ein zweites Mal in Folge als Actionheld profilieren. Er ringt sich eine glaubwürdige Leistung ab, genauso Kollege Peter Weller der nach "RoboCop 2" in den B-Bereich abgerutscht war und dort aber solide Genreware lieferte. Charlotte Lewis (Auf der Suche nach dem goldenen Kind) als Killerlady macht ebenfalls einen guten Job, sowie Vladimir Kulich (Der 13te Krieger).
Die Kulisse erinnert noch an die 80er Jahre. Die Jagd beschränkt sich auf die ewigen Wälder, zwischendurch landet man bei einer Indianergrabstädte, das Finale findet in der Villa des Bösewichts Jenner statt.
Im Grunde kann "Decoy" mit A-Produktionen mithalten, aber es fehlt noch das gewisse Etwas und eine Portion Action. Storymäßig fährt man eine solide Linie mit einigen Haken, die Darsteller sind wirklich gut. Zudem kann Rimbaldi wirklich inszenieren, die wenige Action ist sehr brutal und krachig, ein paar Onliner sind ebenfalls zugegen. Von mir gutgemeinte 6,5 Punkte.