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Ein wichtiges Prinzip für Walt Disney war stets der Verzicht auf Fortsetzungen. Während die Kurzfilme von jeher dominiert wurden durch die bekannten Figuren wie Micky, Donald, Goofy oder Pluto, so galten für die Meisterwerk-Reihe (die mit „Schneewittchen und die 7 Zwerge“ begann) ganz andere Vorgaben. Für jeden einzelnen Film wurden neue Figuren entworfen, die einzig und allein für einen Film geschaffen wurden. Folgerichtig eignet sich auch kaum ein Disney-Klassiker für ein Prequel oder Sequel. Seit den 90er Jahren werden aber vermehrt unsinnige Fortsetzungen für den Videomarkt produziert – und obwohl sie nicht im Kino laufen oder zu den Meisterwerken gezählt werden, so widerspricht dieses System gänzlich den Traditionen des Studios, die durch Filme wie „Dschafahrs Rückkehr“, „König der Löwen 2 & 3“ regelrecht entehrt wird. Während die aufwendigen Kinoproduktionen jahrelange Arbeit verschlingen handelt es sich bei den DtV-Sequels eindeutig um rein kommerzielle Schnellschüsse ohne Nährwert.

Ein gutes Beispiel für diese unsinnige Firmenpolitik ist jeder einzelne der angesprochenen Filme, da macht auch „Cap und Capper 2“ in keiner Form eine Ausnahme. Bereits die infantile Ausgangssituation mit der überflüssig starken Vermenschlichung der Tiere beim Jahrmarktsbesuch deutet auf die lieblos dahin geschluderte Geschichte hin, die hinsichtlich des Originalfilms keinerlei sinnvolle Berührungspunkte findet. Aus dem Kontext gelöst hätte das Konzept mit anderen Protagonisten wesentlich besser funktioniert. Respekt vor sowie Nähe zum Original ist jedenfalls in keiner Szene zu erkennen, im Gegenteil: So weit wie nur irgend möglich bewegt sich die Inszenierung weg vom altmodisch-besinnlichen Stil des 81er Films und setzt auf durchschaubare Slapstickeinlagen vom Fließband und eine auf modern getrimmte Thematik mit Bezug zur Musikindustrie.

Die neuen Figuren sind zwar akzeptabel, gerade die Hundeband lässt aber unter der charmanten Oberfläche eine gewisse Beliebigkeit erkennen. Dennoch ist die Charakterzeichnung dem dämlichen, bis ins letzte Detail vorhersehbaren, Storyablauf haushoch überlegen. Zudem befinden sich die Animationen auf einem bescheidenen Niveau, die grellen Farben entsprechen genauso wenig dem originalen Stil des Klassikers wie der laute Humor, auf den im Klassiker verzichtet wurde. Die Vermarktung als zweiter Teil drängt diesen intensiven Vergleich ganz einfach auf, vor allem wenn Stil und Qualität so dermaßen stark auseinander driften. Selbst die gefälligen Musik-Einlagen können den Film kaum aufwerten, da sie ebenfalls im Vergleich mit Disney-Standards stark abfallen.

Die ruhige Naturkulisse wird eingetauscht gegen die knallbunte und hektische Welt des Jahrmarktes und hat wohl nicht mehr viel zu tun mit dem Grundton der Novelle von Daniel P. Mannix. Auch wenn Disney seinen Autoren immer grobe Eingriffe in die Vorlagen, die aber niemals den Grundton des Buches verfälschen sollten und immer dramaturgische Zwecke verfolgten. Ganze acht Drehbuchautoren hat es gebraucht um ein solch schlaffes und verbrauchtes Skript auf die Beine zu stellen, was nicht gerade auf der Habenseite zu verbuchen ist.

Auch wenn der Film sicher nicht geeignet ist für die ganze Familie, für Kinder eignet sich „Cap und Capper 2“ als humane, saubere Unterhaltung für zwischendurch, echten Wert wie die Meisterwerk-Reihe kann ich dem Film aber nicht bescheinigen. Eine ähnliche Storyline hat es wohl schon in jeder vorstellbaren komödiantischen Serie gegeben, von unzähligen Filmen ganz zu schweigen.

Fazit: War schon das Original nicht unbedingt eine Sternstunde für die Disney-Meisterwerke, so verdiente es dennoch das Prädikat ‚Meisterwerk’ in beinahe vollem Umfang. Logisch, das dieses billig produzierte Anhängsel ziemlich schnell vergessen ist und deutlich macht, warum Walt Disney eine solche Liederlichkeit niemals zugelassen hätte. Selbst ästhetisch versagt „Cap und Capper 2“ aufgrund unnatürlicher Farbgebung, schlichten Hintergründen und fehlender Detailfreude.

2,5 / 10

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