Review

Soso, es gibt also Actionfilme aus Schweden. Die niederen Instinkte geweckt durch Schnittbericht und Werbeslogan (Härter als Knäckebrot) ackere ich also auch diese Station ab und muß sagen, was Gewalt angeht, haben sie sich Mühe gegeben. Was die Story angeht, nunja, läßt man mit einer amerikanischen Geschichte von Vietnamveteranen nicht gerade Lokalkolorit verspüren. Wardog erzählt das Schicksal von Charles und Rick, zwei Brüdern. Rick ist bei einem Einsatz verschollen gegangen, doch das Militär setzt nun endgültig eine leere Urne bei. Charles hingegen kommt über Umwege einem Geheimkommando auf die Spur, welches Söldner bis unter die Haarwurzeln mit Drogen vollpumpt, um sie zu perfekten Kampfmaschinen zu machen. Das ist sowas von 80er, klar, muß sein. Unpassend wirkt hier eher Charles, der doch eher wie ein Normalbürger aussieht, jedoch auf eigene Faust in die Höhle des Löwen stiefelt, um seinen Bruder zu befreien.
Als stumpfestes Actionkino beeindruckt Wardog mit einem buchstäblichen Massaker, bei dem einfach alles umgemäht wird, sogar Kinder und das detailliert. Im ersten Akt dienen unterschiedliche Kulissen als Tatorte blutigst aufplatzender Einschüsse und wahrlichen Blutfontänen. Da rutscht dann auch mal eine suppende Leiche auf der Wasserrutsche eines Vergnügungsparks in den minderjährigen Vordermann. Pädagogisch garantiert nicht wertvoll.

Problematisch ist der Rest. Die Rettungsaktion von Charles ist nicht sonderlich spektakulär, weil sich der Film antiklimatisch verhält, sich immer mehr zurücknimmt. Daß in einer Verfolgungsjagt mehrfach Personen unter die Räder der Trucks geraten, verpufft nach dem fulminanten Auftakt ähnlich seicht wie die zahlreichen Explosionen. Wardog wird immer mehr zur plätschernden Plörre, dessen weiterer Verlauf nicht ausreichend um Aufmerksamkeit kämpft, außer den Actionszenen ohnehin nichts zu bieten hat. Die psychologische Spannung der Schlußszene wird quasi verschenkt, um die Akteure wie kopflose Hühner durch das Haus rennen zu lassen, bis schließlich noch einmal eine Figur in Fetzen geschossen wird.
Anspruch und (B-)Action sind ja ohnehin Faktoren, die sich nicht unbedingt anziehen. Was die Schweden bei ihrer komabrutalen Stuntshow, mit der sie sicher in die Filmgeschichte eingehen dürfen, vergessen, ist, daß auch ein Actionfilm eine Spannungskurve haben will, daß man den Zuschauer nicht mit seiner Hauptattraktion zu Beginn abspeisen oder besser gar abstumpfen sollte. Man vergleiche The Wild Bunch, der genau umgekehrt, also mit der großen Schießerei am Ende aufgebaut ist. In Wardog hätte man die Actionszenen langsam oder eben eruptiv aufbauen, oder hätte der Einleitung ausgeklügelte Suspense folgen lassen müssen. Da es nicht geschehen ist, empfielt es sich, diese Gewaltorgie nicht alleine zu gucken. Das Risiko ist einfach zu groß, daß man ab der Hälfte wegpennt. Wer meint, in diesen Moment der Videogeschichte eintauchen zu wollen, sollte sich ein paar Kumpels einladen.

Details
Ähnliche Filme