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Im Grunde könnte man seine Kritik an einem Film darauf beschränken, dass man nur darauf hinweist, wie die Vermarktung mit diesem umgeht. "Meet Bill" mit Aaron Eckhart in der Hauptrolle und Jessica Alba in einer Nebenrolle kam erst gar nicht in die deutschen Kinos und erhielt vom deutschen Verleiher noch ein zusätzliches "Meet", welches den einfachen Original -"Bill" -Titel wohl aufpeppen sollte, ohne das es dafür im Film irgendeinen Zusammenhang gibt. Dazu wirbt die DVD noch mit der Geschichte des Mannes zwischen zwei Frauen, der von seiner Ehefrau betrogen wird und diese dann mit einer Anderen eifersüchtig macht - und schon ist die belanglose Komödie fertig, die hoffentlich von einigen Unentwegten ausgeliehen oder gekauft werden wird.

Ob Diejenigen, die dieser Werbestrategie auf den Leim gehen, den Film auch mögen werden, ist zu bezweifeln, denn tatsächlich handelt es sich bei "Bill" um eine der seltenen originellen und nicht voraussehbar konstruierten Komödien aus Hollywood, die vielleicht gerade deshalb nicht in unsere Kinos kam. Zu verdanken ist das vor allem dem Spiel Eckharts, dem es gelingt einen Loser zu spielen, der nicht gleich auch eine Totalniete ist, sondern im Gegenteil nur in die Fallen der üblichen gesellschaftlichen Zwänge geraten ist.

Er arbeitet gemeinsam mit dem Bruder seiner Frau in dem Finanzhaus seines Schwiegervaters und es wird schnell offensichtlich, dass ihm nicht nur die Arbeit keinen Spass macht, sondern auch die "angeheirateten" Familienmitglieder wenig von ihm halten. Als er dann noch erfährt, dass ihn seine Frau Jess (Elizabeth Banks) mit einem eitlen Fernseh-Moderator (Timothy Olyphant) betrügt, beginnt Bill endgültig auszuflippen. Der Film verzichtet in diesem Zusammenhang auf jegliches übliche Klischee. Weder fällt Bill aus allen Wolken, weil er bisher an eine unrealistische Idylle glaubte, noch stellt sich irgendeine Person als besonders negativ heraus.

Im Gegenteil gibt seine Frau den Betrug sofort zu und macht dabei deutlich, dass das eher ihrem gemeinsam unzufriedenstellenden Leben zuzuschreiben ist. Dabei drückt sie durchaus ihre Gefühle für Bill aus. Umgekehrt wird Bill auch nicht zum Überflieger, der durch den plötzlichen Schock sein Leben in den Griff bekommt. Der Film leistet sich zwar ein paar Albernheiten, die sein Ungeschick im Kampf gegen den Nebenbuhler zeigen, aber er verzichtet dabei auf jede übertriebene Emotion. Auch die deutliche Wampe, die Eckhart immer wieder vor dem Spiegel betrachtet, und seine Entscheidung, statt Donuts zu essen täglich Schwimmen zu gehen, bleibt nur äusserlich ein üblich verwendetes Detail, dass hier im Zusammenhang eine erfrischende Normalität erhält.

Stattdessen kommt Bill ein Schüler (Logan Lerman) zu Hilfe, den er im Rahmen eines Ausbildungsprogramms seiner Firma betreuen soll. Dieser sehr selbstbewusste 15jährige schwärmt für die Dessous-Verkäufern Lucy (Jessica Alba), die er bittet, sich mit Bill zu treffen, um dessen Frau eifersüchtig zu machen. In diesem Zusammenhang kommt es zu einer Szene, die deutlich macht, wie geschickt "Bill" zwar typische Erzählstränge verwendet, sie aber gänzlich anders benutzt. Bei einer kleinen von Bills Schüler organisierten Privatparty, bei der Lucy noch eine Freundin mitbringt, wird nicht nur ordentlich Dope geraucht, sondern kommt es auch zu Sex - allerdings nur zwischen Bill und Lucys Freundin. "Bill" ist ein Film, der nicht nur Wünsche und Versuchungen andeutet, um dann doch alle Beteiligten in die gewohnten Bahnen zu entlassen, sondern der ganz konkret realistische Verhaltensweisen in der Phase einer Veränderung zeigt.

"Bill" schildert eine im Grunde bekannte Story über einen Mann, der mit seinem Leben nicht glücklich ist. Dem Film gelingt es weder zu ernst zu werden, noch verlogene Lösungen, charakterliche Sprünge oder plötzliche Glücksfälle anzubieten. Stattdessen bleibt "Bill" in seiner Gestaltung so nachvollziehbar, dass er für typische Werbestrategien im Grunde ungeeignet, aber dafür total locker ist (7,5/10).

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