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Mit Evel Knievel verbindet Rod (Andy Samberg) nichts weiter als ein gestelltes Foto seines verstorbenen Vaters zusammen mit jener Motorradstuntlegende. Im Glauben, sein Vater wäre ebenfalls ein großer Stuntman gewesen, versucht Rod nun, in dessen Fußstapfen zu treten. Unglücklicherweise fehlt dem an chronischer Selbstüberschätzung leidenden Naivling jegliches Talent am Motorradlenker und so enden seine waghalsigen Sprungversuche oftmals mit blauen Flecken und jeder Menge Hohn und Spott. Als sein Stiefvater Frank im Sterben liegt und ihn nur eine teure Herztransplantation retten kann, versucht Rod, das nötige Kapital mit Hilfe seines spektakulärsten Stunts aufzutreiben: Einem Sprung über 15 (!) Schulbusse. Bei der Vorbereitung unterstützt wird er von seiner nicht weniger chaotischen Crew, der sich auch Denise (Isla Fisher) anschließt.

Das klingt alles sehr vertraut und wer an dieser Stelle Zweifel hegt, ob der Film tatsächlich so ausgeht, wie es sich bei der beschriebenen Konstellation abzeichnet, sollte diese schnell ad acta legen. Regisseur Akiva Schaffer, der sich als Regisseur und Schreiber für „Saturday Night Live“ einen Namen gemacht hat, vertraut in seinem Langfilmdebüt ganz und gar auf den ihm eigenen Humor und seine Charaktere – und macht dabei alles richtig.

Rod und seine Kumpels gehen körperlich bereits als junge Erwachsene durch, benehmen sich ansonsten aber wie Kinder, die sich weigern, ihr Spielzeug abzugeben. Sie leben in ihrer eigenen kleinen Welt und geben rein gar nichts auf die argwöhnischen Kommentare ihrer Umwelt. Eine Gruppe von Nerds, die gleichermaßen naiv wie sympathisch daherkommt. So wirkt es auch glaubhaft, dass sich die hübsche Denise, auf die Rod natürlich ein Auge geworfen hat, dieser Truppe zum Erstaunen und Ärger ihres Yuppie-Boyfriends bereitwillig anschließt. Diese kommt über die Rolle des Love Interests freilich kaum hinaus, erfüllt diese aber mit Bravour und viel Ausstrahlung. Ihre bloße Präsenz rundet das Ensemble damit perfekt ab.

Apropos „Yuppie“: Diese und andere typische Erscheinungen der 80er Jahre sind in „Hot Rod“ omnipräsent. In einer der besten Szenen des Films veranstaltet Rod beispielsweise eine Art Workout mitten im Wald, deren Inszenierung stilistisch wie auch musikalisch wohl nicht zufällig an die berühmte Trainingsmontage aus „Flashdance“ erinnert. Dies soll bei weitem nicht die letzte Reminiszenz an diese Dekade sein und wenn man schon dabei ist, warum sollte man nur die 80er ins Gedächtnis rufen? Rods Stuntmanverkleidung lässt sich inklusive angeklebtem Schnauzbart modisch eher den 70ern zuordnen (die große Zeit von Evel Knievel), in einer anderen Szene ist plötzlich 90-Jahre-Technomusik zu hören. Und wenn man sich angesichts von Jogginghosen und Wuschelfrisuren spätestens in der Mitte des Films doch noch sicher ist, dass die Handlung irgendwann in der Zeit der Popper und Punker oder zumindest Anfang der 90er angesiedelt ist, wird plötzlich einer von Rods Stuntfilmchen ins Internet gestellt! Dieser konsequente Anachronismus wirkt in keinster Weise befremdlich, sondern macht ganz im Gegenteil eine Menge Spaß. Auf diese Weise entwickelt der Film einen ganz eigenwilligen Humorstil, der den Boden für Gags und Handlungselemente bereitet, die bei eindeutiger Zuordnung der Spielzeit nie funktionieren würden.

Ein gewisser Nummernrevuecharakter ist „Hot Rod“ dabei ganz sicher nicht abzusprechen. Doch wenn Gags und Rahmenhandlung mit so viel Esprit und Detailverliebtheit in Szene gesetzt werden, gewinnt man als Zuschauer schnell den Eindruck, dass die Macher mit ähnlich kindlicher Begeisterung an dieses Werk herangingen wie der Protagonist an seine Stunts. Schaffer und Co. erweisen sich dabei glücklicherweise als deutlich fähiger als ihre Titelfigur. Genüsslich hangelt man sich hier von einer Absurdität in die nächste; in erster Linie natürlich durch die missglückten Stunts, die in so slapstickhafter Weise schief gehen, das manche Szenen an klassische Cartoons erinnern. Unnötig zu erwähnen, dass Rod bei keinem seiner Stürze ernsthafte Blessuren davonträgt und sich wie Coyote auf der Jagd nach Road Runner immer wieder selbst in neue schmerzhafte Situationen bringt.

Irgendwo zwischen „Jackass“, „Looney Toons“ und „Napoleon Dynamite“ ist „Hot Rod“ eine bisweilen infantile, aber äußerst sympathische Farce. Mit witzigen, aber nie lächerlichen Protagonisten schafft es Akiva Schaffer, einen auf 80 Minuten gedehnten SNL-Sketch abzuliefern, der dank seines schrägen, aber gleichzeitig zotenfreien Humors über die volle Laufzeit bestens unterhält.

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