Ganze zwanzig Jahre liegen zwischen dem letzten Sequel und dem jetztigen "John Rambo". Obwohl "Rambo III" im Jahre 1988 alle Kassenrekorde brach, entschlossen sich Hauptdarsteller Sylvester Stallone und die Produzenten Buzz Feitshans, sowie Mario Kassar die Reihe nicht fortzusetzen. Doch nach seinem erfolgreichen, genauso gelungenen Comeback mit seiner Lieblingsfigur "Rocky Balboa", entschloss sich Stallone auch dem Kriegsveteran Rambo einen würdigen Abschied zu verpassen. Dies ist ihm hiermit auch gelungen. Kurz nach den erfolgreichen Start in den amerikanischen Kinos wollten die Produzenten den mittlerweile 61jährigen zu einem weiteren Sequel überreden, doch Stallone winkte ab. Rocky Balboa, sowie John Rambo haben ihr Ende gefunden und Stallone habe sich damit einen Traum erfüllt. Ganz besonders Actionkenner wird es wundern, dass die B-Schmiede Nu Image als Hauptproduzent im Vorspann auftaucht. Trevor Short, Boaz Davidson und Danny Dimbort haben hier endlich mal auf das richtige Pferd gesetzt, dafür dürfte die Angelegenheit auch ganz schön auf die Geldbörse gegangen sein. Weiterer Produzent ist Fred Weintraub. Wie schon zuvor bei Rocky Balboa, war es Stallone welcher das Projekt ins Leben rief. Er schrieb das Drehbuch, führte Regie und war auch laut Interviews aller Beteiligten ein sehr angenehmer Chef. Wie erwartet legte der Film einen sehr erfolgreichen Start in den Kinos hin, wann bekommt man heutzutage schon solche Old School Action mal wieder im Kino geboten. Selbst bei mir in der Spätvorstellung war der Saal noch brechend voll. Ich persönlich wünsche diesem Film auf jeden Fall den Erfolg, so wird uns Stallone noch weitere Projekte dieser Art servieren. Er soll zwei weitere Filme im Actionbereich in Aussicht haben und auch schon seine Zusage gegeben haben. Im Gespräch war auch ein Remake von "Death Wish".
Seit geraumer Zeit führt der ehemalige Kriegsveteran John J. Rambo (Sylvester Stallone) ein ruhiges Leben in Thailand. Dagegen herrscht im benachbarten Birma ein brutaler Krieg gegen die Bevölkerung. Selbsternannte Milizen schlachten wahrlos Unschuldige ab. Genau in dieses gefährliche Gebiet will Sarah Miller (Julie Benz) mit ihrer Gruppe reisen. Sie will dort den Opfern vor Ort helfen. Sie kann Rambo dazu überreden, die Gruppe mit dem Boot Fluss aufwärts zu bringen. Rambo kehrt wieder zurück und die Gruppe um Sarah muss durch den Dschungel bis zum Dorf wandern. Dort kommen sie auch an, doch kurze Zeit später wird das Dorf von einer Einheit überfallen. Sarah und ein paar Wenige überleben dieses Massaker. Als er davon erfährt entschließt sich Rambo ein letztes Mal in Aktion zu treten. Mit einer Handvoll Söldner fährt er erneut nach Birma, um Sarah und die Anderen zu retten.
Nachdem das Kinojahr mit "I Am Legend" und "Saw IV" für mich schlecht angelaufen ist, konnte ich mich hier auf den ersten Höhepunkt 2008 freuen. Es folgen "Indiana Jones" sowie der neue "James Bond". Als kleiner Spielverderber erwies sich leider die FSK, welcher "John Rambo" eine stark Jugendgefährdung nachsagte. Wie schon erwartet musste der Film für eine KJ Freigabe zensiert werden, aber unsere Kinofassung ist immer noch ansehbar, ich hatte Schlimmeres erwartet.
Doch nun zum Film und ich beginne gleich mit einem kleinen Kritikpunkt und das ist die Optik. Ich hatte mir gewünscht, dass Stallone Rambo´s Abschied mehr 80er Jahre mäßig in Szene setzt. Hier ist alles ein wenig zu aufgebretzelt, in wenigen Sequenzen sind die Schnitte zu schnell und die Kamera zu wacklig. Aber die Kulisse könnte trotzdem authentischer nicht sein. Gedreht wurde wirklich in Thailand und der Dreh schritt nur schleppend voran. Es war dort erbärmlich heiss und man musste sich circa 120 Schlangenarten vom Hals halten, von denen gut neunzig hoch giftig waren. Aber es hat sich gelohnt, denn das Dschungelfeeling ist trotz der neumodischen Optik kaum zu übertreffen. Dies gilt auch für den Score, welcher zwar hauptsächlich mit neuen Melodien auffährt, doch wir bekommen auch vereinzelt Sounds aus den Vorgängern, ja sogar aus dem Original, zu hören.
Überhaupt wollte Stallone dem vierten Teil eine spezielle Nähe zum Erstling verleihen. Gerade das Finale macht das deutlich und ist dadurch sehr gelungen. Zwar ist Rambo hier immer noch mehr Kampfmaschine, als gebrochener Held, doch er hinterfragt seine Identität aufgrund der jungen Sarah Miller. Genau deswegen kann sie Rambo dazu bewegen, sie nach Birma zu bringen. Es ist zwar ein schwaches Motiv, doch es passt immerhin zu unserem Helden. Die Darstellung der Grausamkeiten in Birma wird dem Zuschauer nicht vorenthalten. Ganz im Gegenteil, Stallone lässt uns die ganzen Brutalitäten miterleben, um sein brachiales Handeln besser zu rechtfertigen. Ein wenig zuviel des Guten ist der Angriff auf das Dorf, in dem Kinder erschossen werden, bei lebendigem Leib verbrennen und Frauen mit Macheten hingerichtet werden. Hier hätte man die Gewalt doch ein wenig zurückschrauben können, wobei dies in den restlichen Actionsequenzen nicht der Fall ist. Hier lässt es Stallone ordentlich suppen. Blutigste Einschüsse, Menschen werden in Nahaufnahme zerfetzt, werden erstochen oder bekommen von Rambo höchstpersönlich den Kehlkopf herausgerissen. Der Bodycount mit circa drei Toten pro Minute ist wirklich beachtlich.
Rambo hält sich hier aber ein wenig mehr im Hintergrund. Mit Pfeil und Bogen, einer Machete und einer Claymore setzt er seinen Gegener übelst zu. Die Befreiungsaktion plus Jagd durch den Dschungel, nebst Finale bieten perfekte Old School Action mit massig Brutalitäten und bildschirmfüllenden Explosionen. CGI kommt nur minimal zum Einsatz, hier siegt die gute alte Handarbeit. Ein dementsprechender Wow Effekt wird auch beim Zuschauer erzielt, wenn ein ganzer Stützpunkt dem Erdboden gleichgemacht wird, oder eine Claymore Miene eine ganzes Stück Dschungel abrodet. Stallone inszeniert absolut sauber, schnörkellos, ohne Durchhänger. Da ist es wirklich schade, dass der Film so kurz geworden ist. Man kommt nicht mal auf 80 Minuten ohne Abspann. Dies ist Stallone aber zu verzeihen, denn er legt eine tolle Show hin. Nur einen Stunt führte er nicht selbst aus. Trotz seines hohen Alters überzeugt er immer noch in der Rolle des gnadenlosen Vietnamveteranen. Auch Julie Benz macht einen guten Job, sowie die restliche Darstellerrige.
Hier nehmen wir Abschied von einer "Kriegslegende", ob dieser würdig ist, muss wohl Jeder für sich selbst entscheiden. Für mich ist "John Rambo" ein brachialer, sowie ultrabrutaler Old School Actionfilm ohne Durststrecken. Die Optik ist mir zu neumodisch, ein bisschen weniger Menschenverachtung hätte dem Film auch nicht schlecht getan. Trotzdem Respekt vor Sylvester Stallone, welcher sich nach Rocky ein zweites Mal toll in Szene setzt.