Review

„Einmal um die Welt und die Taschen voller Geld"...

...sang Karel Gott einst. Dass dies auf - sagen wir - halblegalem Wege durchaus möglich ist, beweist uns Protagonist David in diesem Film. Doch genau aufgrund der Fähigkeit, sich innerhalb von Sekunden durch eine geheimnisvolle Kraft ans andere Ende der Welt zu teleportieren oder ins Innere einer Bank, die man dann unsichtbar für die Überwachungsbänder ausräumen kann, wird er von einem noch viel ominöseren Geheim-Agent namens Roland verfolgt, der der Meinung ist - und hier nun die Parallele mit dem Namen der „ goldenen Stimme aus Prag" - dass ebensolches Verhalten einzig Gott vorbehalten sein sollte. Diese anachronistische katholische Motivation, die schon Abtreibung verbietet (nur Gott darf über Leben und Tod entscheiden) ist dann auch die einzige Motivation, warum er David und - wie sich herausstellen soll - andere „Jumper" jagt.

Soweit zur Ausgangssituation: Eine coole Fähigkeit um die Überwindung des räumlichen Kontinuums, der den Normalsterblichen vor Neid erblassen lässt; einen weiß-haarigen Typen und ein paar Helfer, die versuchen, ebendiese Leute mit dieser Fähigkeit platt zu machen und - ach ja, ich vergas beinahe - eine Liebesgeschichte. Das ist nicht gerade viel und das doch arg löchrige Skript von David S. Goyer, der schon die Drehbücher zur Blade-Trilogie verfasste, wirkt, als hätten neben den Jumpern auch die Logik und jegliche Dramaturgie den Sprung an verschiedene Punkte des Erdballs gewagt - mit dem Unterschied, dass diese dann dort verloren gingen.

Die Geschichte von Jumper ist ein guter Witz, wenn sie nicht so bierernst gemeint wäre:

Winter vor 8 Jahren: Ein Loser-Kind hat seiner wohlgesonnenen Freundin eine kleine Glaskugel geschenkt (süß, ne?). Dann kommt ein Proll an und schmeißt es auf dünnes Eis. Loser-Kind will Mut beweisen und das Ding wieder zurückholen. Loser-Kind bricht im Eis ein, Geschrei ist riesengroß. Loser-Kind droht zu ertrinken, aber dann kann es sich im letzten Moment durch eine geheimnisvolle Kraft in die Bibliothek der Schule teleportieren und überlebt. Woher diese Kraft kommt und was mit ihr noch so alles möglich ist, bleibt die ganze Filmlaufzeit über ungeklärt. Stattdessen haut der Bengel ab und taucht besagte acht Jahre unter. Ist ja auch kein Wunder, wenn alle denken, dass er tot ist und sein Vater (Michael Rooker) jegliche Klischees eines ständig brüllenden, besoffenen Prolets erfüllt. Dann ist der Prolog des Films vorüber und aus dem Loser-Kind ist ein Aufreißer-Dandy (Hayden Christensen) geworden, welcher versucht, mit seiner heiß geliebten Ische von damals wieder anzubändeln, fliegt mit ihr nach Rom, um sich das Kolosseum anzuschauen, bricht da ein, weil es schon geschlossen ist und begegnet dort einen anderen Jumper namens Griffin (Jamie „Billy Elliot" Bell). Plötzlich tauchen ein paar „Paladine" auf und auf die beiden wird durch besagten weißhaarigen Special-Something namens Roland (Samuel L. Jackson) Jagd gemacht...

Man verzeihe mir dabei meine zum Teil umgangssprachlich-lapidare Ausdrucksweise in der Rekonstruktion der eher simplen Narration von Jumper, aber irgendwie begann mein Denkapparat zur Zeit der Rezeption des Films sich kontinuierlich unterfordert zu fühlen. Ein paar nette Postkartenansichten vom Kolosseum in Rom sowie von den Pyramiden in Ägypten, ein paar spärlich gesäte, äußerst kurze, aber gut inszenierte Actionsequenzen, von denen etwa 50% schon im Trailer enthalten waren sowie ein paar nett anzuschauende technische Gimmicks, Effekte und Autos: Visuell wurde nicht gekleckert, aber formal-inhaltlich hab ich gekotzt.

Woher die Kraft des „Jumpens" kommt, wird nicht geklärt, die ultraflachen Charaktere wirken wie vom Reißbrett und die Dialoge sind so dünn, dass selbst Lindsay Lohan zu ihren schlimmsten Zeiten hätte neidisch auf sie sein können. Bei Hayden Christensen, der als Checker vom Dienst zwar gut besetzt ist, aber den Film allein nicht tragen kann, wünscht man sich, dass er in Star Wars Episode II und III mit seinem phallischen Laserschwert Harakiri begangen hätte und bei Samuel L. Jackson, der mit pseudo-cooler Attitüde (siehe originelle Haarpracht) nur platte biblische Sprüche aufsagen und unschuldige Nebenfiguren töten kann/darf (böse, böse!), bin ich mir nicht sicher, ob es für seine Film-Karriere förderlicher gewesen wäre, wenn er mit noch mehr Schlangen im Flugzeug hätte fertig werden müssen.

Rachel Bilson (Der letzte Kuss) wünscht man aufgrund ihrer nervigen Performance als ständig quengelnde Zicke vom Dienst die Rolle des Xerxes inklusive Make Up-Tortur in der Fortsetzung von Meet the Spartans an den Hals; Jamie Bell kommt mit nihilistischer Punk-Attitüde auch aufgrund seiner eher geringen Screentime noch am besten weg. Ob der jedoch jemals aus Tschetschenien (soviel sei gespoilert) weg kommt, sei dahin gestellt. Eine von vielen Fragen, die der Film offen lässt. Weitere wären: Wie kann man eine coole Idee so mies verwursten? Was soll das? Und: Wie kann Bourne-Regisseur Doug Liman so eine unmotivierte Grütze verzapfen?

Jumper
ist ein leblos-lieblos heruntergekurbeltes, ultraflaches Klischee-Blockbusterfilmchen mit schwachen Buch und überwiegend noch schwächeren Schauspielern. Die Wendungen und das Sujet als solches wirken zuerst faszinierend, dann fragwürdig und schließlich mangels Erklärungen unsinnig bis idiotisch. Wenn man den Kopf ausschaltet oder seinen Verstand woanders hinjumpen lässt, kann man diesen Werbefilm für Mode, Autos und Reisen mühelos weggucken. Wer Actionkino sucht, wird es ebenso wie Logik nur in rudimentärer Form finden. Unterhaltend: ja, intelligent: nein (3/10).

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