Als der von Simon Hunter gedrehte Promotrailer (um Geldgeber für das Projekt zu finden) zu „Mutant Chronicles“ vor einiger Zeit im Netz auftauchte, machte die Sequenz unheimlich Lust auf mehr. Düster und dreckig sah er aus und bot eine gelungene Mischung aus Kriegsfilm und Sci-Fi Horror. Hunter begeisterte mit dem Clip den Produzentenveteran Edward R. Pressman („The Crow“, „Conan“), der übrigens schon 2001 mit Simon Hunter(nach seinem Geheimtipp „Lighthouse“) einen Terminator ähnlichen Film umsetzen wollte(aber nie die Pre-Production verlies), und so konnte der Regisseur auch eine ansehnliche Besetzung engagieren. Mit Thomas Jane, Ron Perlman, Devon Aoki und John Malkovich traten Namenhafte Darsteller auf den Plan. Doch nachdem die Dreharbeiten recht zügig abgeschlossen waren, wunderte man sich alsbald das die Veröffentlichung ziemlich spät geplant war und als dann irgendwann klar wurde das der komplett unabhängig produzierte Film in den USA bisher kein Verleiher fand(was sich mit der aktuellen Comic Con Veranstaltung ändern könnte), trat eine gewisse Skepsis ans Tageslicht. Und bis heute hat sich daran nichts geändert. Von einigen Festivals abgesehen, wird die erste reguläre Veröffentlichung, im August, in Russland stattfinden. Ist das so gut klingende und viel versprechende Projekt etwa komplett in die Hose gegangen?
Tja, ich will auch gleich mit den 2 großen Enttäuschungen anfangen. Erwartet habe ich einen Kriegsfilm der davon handelt Mensch gegen Mutant antreten zulassen. So richtig trifft das aber nur in den ersten 15 Minuten zu, die zum Besten des Filmes gehören. Dort wird in einer Schlacht zwischen 2 Industriefirmen (4 Industriekonzerne haben die Welt in der Zukunft unter sich aufgeteilt und bekämpfen sich unterbrochen um die letzten Rohstoffe) ein geheimes Siegel gebrochen und eine Mutantenarmee freigelassen, die vor Jahrhunderten von einer Priesterschaft unter der Erde verbannt wurde und nun aber wieder über die Menschheit herfällt. Die intensiven Szenen in den Schützengräben die natürlich an den 2. Weltkrieg erinnern (so wie auch der restliche Look eine Mischung aus dieser Zeit und der Zukunft ist), kommen ebenso düster und hart herüber wie man es nach dem oben erwähnten Teaser erwarten konnte. Doch kurz darauf wandelt sich das Frontlineszenario in eine Mischung aus „Das dreckige Dutzend“ und „Der Herr Der Ringe“. Die Priesterschaft hat nämlich ein Gegenstand der in die Höhle des Löwen gebracht werden muss um die Maschine zu zerstören, welche ununterbrochen Mutanten aus den gefallenen Menschlichen Soldaten produziert. Also macht sich eine bunt Zusammengewürfelte Truppe auf um dieses Selbstmordkommando auszuführen. Ab da verlässt man das Kriegsszenario vom Beginn komplett (vermutlich schon aus Budgetgründen) und konzentriert sich auf die Scharmützel der Truppe, welche wesentlich limitierter stattfinden. Das fand ich dann doch ziemlich schade, auch wenn sich optisch wenig ändert. Der ganze Streifen ist extrem düster und fast farblos. Die Einheit bewegt dabei meist in zerstörten Kulissen, welche mir als Endzeitfan natürlich absolut zusagen. So wird die Enttäuschung zumindest durch das gelungene Productiondesign zum Teil wieder ausgeglichen.
Die andere Enttäuschung sind für mich, die Mutanten selbst. Auch da habe ich mir wohl zu viel vorgestellt. Es wäre cool gewesen etliche verschiedene Mutantenarten zu Gesicht zu bekommen. Leider sehen alle Mutanten gleich aus und das nicht mal besonders einfallsreich. Am meisten haben die mich an die neue Vampirrasse in „Blade 2“ erinnert. Vom Stichwaffenarm mal abgesehen. Hier wurde einiges an Potenzial verschenkt.
Doch genug gemeckert. Denn sonst bietet der Film genug Schauwerte und vor allem Action um den Genrefan durchaus zufrieden zustellen. Wie gesagt ist der Look, der Film wurde fast nur vor der Greenscreen gedreht, wunderbar rau und apokalyptisch. Es ist schön zu sehen dass abseits von Hollywood trotzdem solche Effektspektakel entstehen können und an den Effekten gibt es auch wenig auszusetzen. Nur das Finale sieht manchmal zu künstlich aus. Sonst kann man kaum über die Flugkörper oder Pyroeffkte meckern. Zwischenzeitlich gibt es etliche tolle Bilder zu bewundern (vor allem im inneren der Erde) und einen ganzen Haufen Gewalt. Es spritzt fast an jeder Ecke, wenn es Action gibt(ja, natürlich CGI Blut, aber irgendwie passend zum Comicartigen Style). Vor allem Zerstückelungen liegen an der Tagesordnung, da die Mutanten entweder selbst durchbohren, oder aber mit Schwertern massakriert werden. Denn normale Munition ist bei den Viechern nutzlos. So schnetzeln sich die Männer und Frauen ins innere der Erde und müssen immer wieder selbst Verluste hinnehmen. Der Actionanteil steigt dabei vor allem in der zweiten Hälfte kontinuierlich. Dabei ist die Action ziemlich gut(vor allem der Kampf im Herhabfallenden Fahrstuhl ist cool), kommt aber nicht mehr an die zu Beginn erreichte Atmosphäre heran.
Trotz allem macht das ganze ziemlich Spaß. Denn so was Krudes hat man lange nicht mehr gesehen. Vor allem in Verbindung mit guten Darstellern. Zwar bekommen die Figuren wenig Background serviert und brauchen nicht viel tun, was ja bei Filmen mit Einheiten oftmals der Fall ist, aber Thomas Jane ist für solche Filme prädestiniert und ich wundere mich immer noch warum er noch immer nicht den Erfolg erfahren hat, den er eigentlich verdient. Aber als Genre- und Comicfan will er sich vermutlich gar nicht an die typischen Hollywood Standards halten. Bis auf Ron Perlman als Priester(um auch noch Gott unterzubringen), bekommen die anderen Schauspieler aber eher wenig Screentime. John Malkovichs Auftritt ist nur ein Cameo, Devon Aoki kämpft wie gewohnt und Sean Pertwee wird mal wieder verheizt. Dafür liefert Benno Führmann einen ordentlichen Auftritt als deutscher Soldat mit einigen netten Sprüchen.
Fazit:
Obwohl der Film groß wirkt und teilweise Kinoreife Bilder bietet, hat man komischerweise nie das Gefühl, das der Film irgendwo einen großem Kinoauftritt erreichen kann. Dafür ist das ganze Drumherum nicht Massenkompatibel genug. Für Genrefans lohnt sich der Film jedenfalls. Die brutale und genügend vorhandene Action, die kühle fast farblose Optik, eine nette Titelmelodie(die sogar noch etwas aufdringlicher hätte sein können), tolle Bilder und sympathische Darsteller machen den Film zum Vergnügen für B-Fans. Trotz allem wurde ich das Gefühl nicht los, das man aus dem Thema noch mehr hätte herausholen können. Aber als Fan sollte man sich den Film trotzdem nicht entgehen lassen. Auch wenn es evtl. nur eine DVD Veröffentlichung sein wird.
P.S.
Vergleiche zum Spiel habe ich außen vor gelassen, das ich als Anti-PC-Gamer das Ding nicht kenne.