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Die Remakes filmischer Horrorstoffe aus Fernost haben in Hollywood seit einigen Jahren Hochkonjunktur. Ob es um ein todbringendes Video geht (The Ring), ein Haus, auf dem ein tödlicher Fluch lastet (The Grudge) oder per Handy die letzten Sekunden vor dem nahenden Tod des Besitzers angekündigt werden (Tödlicher Anruf): Nie wurde das Konzept der japanischer Vorbilder variiert, meist viel Geld in die Kassen der produzierenden Studios gespült.

Shutter
ist anders - aber nicht besser. Nicht nur, dass er mit einem bisherigen US-Einspielergebnis von 25 Mio. Dollar den anderen Asia-Remake-Schockern The Ring und The Grudge im Box Office nicht einmal annähernd das Wasser reichen kann (diese spielten jeweils allein in den USA über 100 Millionen Dollar ein). Zudem basiert der Film - für die Pedanten unter uns - auf einem gleichnamigen thailändischen Film von 2004 und es steht einmal nicht das inflationäre Töten von Menschen im Vordergrund, sondern deren Terrorisierung. Dass Originalität jedoch bei Weitem an anderen Gesichtspunkten abseits dieser eher nebensächlichen Tatsachen fest gemacht werden sollte, dürfte klar sein.

Die eher konventionelle Story lässt sich wie folgt erzählen: Fotograf Ben (Joshua Jackson) und seine ihm frisch Angetraute Jane (Rachael Taylor) wollen ihre Flitterwochen in Japan verbringen. Doch dann geschieht ein Unglück: Auf einer nächtlichen Waldstraße überfahren sie eine Frau, von der jedoch hinterher jede Spur fehlt. Als Ben dann wieder seinem Job nachgeht, bemerkt er fortan immer wieder weiße Streifen auf seinen Fotos. Weitere Nachforschungen von Jane ergeben, dass es sich dabei um Geister handelt, welche nicht ruhen können. Alsbald wird das Pärchen von einem solchen in Gestalt einer japanischen Frau terrorisiert, bis Jane hinter ihr Geheimnis kommt, bei dem Ben eine entscheidende Rolle spielt...

Geister, die Menschen terrorisieren, sind ein für einen Horrorfilm ziemlich ausgelutschtes Thema. Und so verwundert es kaum, dass auch Shutter so ziemlich jedes Klischee brav abhakt, welches solche Filme hergeben. Ein Suizid durch den Sprung vom Balkon (so gesehen in The Grudge), ein böser Geist, der nicht vergessen werden will (erinnert entfernt auch an The Sixth Sense) und schließlich eine Szene mit Stromausfall und kurz aufflackerndes Licht einer Fotokamera - eine Idee, die in Saw wesentlich besser und gruseliger umgesetzt wurde. Für ein paar sehr überraschende Schockeffekte und einen durchaus passablen Spannungsbogen hat es dabei gereicht, allerdings überzeugt auf der schauspielerischen Ebene besonders Joshua Jackson nicht, der in seiner Rolle als biederer Unsympath immer seltsam teilnahmslos wirkt.

Mit der Logik ist es auch nicht weit her, bedenkt man allein schon die Unfall-Sequenz zu Beginn, bei welcher der Geist der Frau gezeigt in allen physischen Details (die nicht vorhanden sein dürften) überfahren wird oder wie konstruiert Jane durch gefundene Fotos hinter das dunkle Geheimnis ihres Mannes kommt. Von der unfreiwillig komischen, aber eigentlich überraschend gewollten Wendung am Ende (Stichwort: Nackenschmerzen) ganz zu schweigen. Viel spannender hingegen ist die Frage, warum nach The Grudge auch der Handlungsort von Shutter wieder nach Japan (nicht Thailand) verlagert wurde. Ist einzig in dieser von Hollywood als mysterisch-esoterisch betrachteten Kultur Geisterspuk möglich oder erhält die Handlung deswegen mehr Glaubwürdigkeit? Die Antwort darauf muss eindeutig verneinend ausfallen.

Immerhin ist der Film bei einer Netto-Lauflänge von 77 Minuten nicht wirklich unnötig in die Länge gezogen wurden, was aber anscheinend auf Kosten eines sinnhaften Filmschnitts ging. Mit Kürzungen jedenfalls sind einige fragwürdig abgeschnittene Sequenzen (Beispiel: nach einer bedeutungsschwangeren, kurzen Sequenz mit hoher Schärfentiefe folgt ein harter Schnitt) nicht zu erklären. Ob dabei letztendlich dramaturgisch weiter reichende Charakterzeichnungen etc. den Schnitt zum Opfer fielen, kann jedoch nur spekuliert werden.

Shutter
ist trotz all seiner Schwächen ein zumindest weitgehend unterhaltsames und gelegentlich sogar mit einigen netten Schreck-Effekten auftrumpfender Horrorfilm, welcher jedoch in keinster Weise aus dem Gros vergleichbarer Genrevertreter herausragt. Ein mediokrer Film im Fahrwasser der Asia-Horror-remade-in-Hollywood-Welle, für die sich Fans durchaus erwärmen werden. Zum Vergleich auf Augenhöhe mit The Ring oder The Grudge reicht es jedoch schon aufgrund des Mangels an eigenen Ideen nicht. (5/10)      

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