Review

(Gegenstand dieser Kritik ist der "Film im Film". Diese satirisch angelegte Rezension sollte deshalb nur NACH Sichtung des Films gelesen werden. Alle anderen Lesern werden damit nichts anfangen können, auch weil keine Informationen zu "Tropic Thunder" als solchem vermittelt werden.)
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ENDLICH ist er da: Tropic Thunder, der ultimativste Vietnamkriegsfilm seit Aus dem Dschungel kommst du nur im Sarg raus! von Produzentengenie Lee Donowitz. Lange haben die Fans darauf gewartet und - so viel sei vorweggenommen - sie werden nicht enttäuscht.

Allein schon die Besetzung ist der Hammer. Da hätten wir den fünffachen Oscar-Preisträger Kirk Lazarus, der demnächst zusammen mit Tobey Maguire als homosexueller Klosterbruder in dem historischen Liebesdrama Satan's Alley zu sehen sein wird. Er dringt mit seinem nuancierten Schauspiel und durch die Strapazen, die er mit seiner Pigmentierungsoperation - um in Tropic Thunder glaubhaft einen afroamerikanischen Kriegsveteran darstellen zu können - auf sich nahm, in neue Dimensionen des Method Acting vor.

An seiner Seite brilliert Actionstar Tugg Speedman, der bisher in seiner Rolle als bärbeißiger Scorcher in den gleichnamigen sechs Kinofilmen mit knackigen Onelinern und Babies auf dem Arm die Welt rettete. Obwohl sein Ausflug ins dramatische Genre mit seinem polarisierenden Geistigbehindertendrama Simple Jack eher zwiespältig aufgenommen wurde und an der Kinokasse kläglich versagte, gelingt es ihm, in Tropic Thunder, in seiner Rolle als ebenso idealistischer wie moralischer Sergeant glaubwürdig und bravourös, Actionheld und Charakterschauspieler unter einem Hut zu bringen.

Auch Jeff Portnoy, der bisher nur mit den erfolgreichen, aber eher simpel gestrickten Ekelhumor-Filmen der The Fatties-Reihe und seinen Drogenexzessen auf sich aufmerksam machte, überzeugt in seiner Rolle als ängstlicher Drückeberger. Der erste Teil gilt dabei als subversiver Kommentar auf die faschistische Unterdrückung der übergewichtigen Bevölkerung sowie deren Flatulenzen und spielte allein am Startwochenende in den USA 582 Mio. Dollar ein, womit er die romantische Superhelden-Verwechslungskomödie Batman III - One Night in Metropolis als am erfolgreichsten gestarteten Blockbuster ablöste.

Obwohl Tropic Thunder bereits nach 5 Tagen im Drehplan um einen satten Monat zurückhing (so munkelt man), gelang es Regisseur Damien Cockburn dennoch, diesen Rückstand aufzuholen und er schuf den realistischsten Antikriegsfilm mit Gegenwartsbezug - insbesondere die intelligente Verquickung zwischen der unter dem Motto „Krieg gegen die Drogen"-Nulltoleranzpolitik der derzeitigen US-Regierung und klassischen Vietnamkriegsfilmmotiven fällt dabei äußerst positiv auf. Cockburn, der sich seit den Dreharbeiten aus der Öffentlichkeit zurückzog (er gilt ohnehin als pressescheu) ist ein beeindruckendes Meisterwerk gelungen. Dabei fällt einzig die authentisch und realistisch anmutende Handkameraoptik negativ auf, die insbesondere bei den Actionsequenzen ein ums andere Mal für Unübersichtlichkeiten gut ist. Auch Anleihen bei anderen Filmklassikern sind zu erkennen: Die Brücke am Jangtse, Aus dem Dschungel kommst du nur im Sarg raus! und Rammbock II sind allzu deutlich als Vorbilder des Films zu erkennen. Doch dies fällt aufgrund des fulminanten, exzessiv-wummernden, aber dennoch kristallklaren Dolby Digital 9.1-Tons kaum ins Gewicht, der stets den Eindruck vermittelt, man sei als Zuschauer mitten in einem echten Krieg.


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Schlussendlich lässt sich konstatieren, dass aus der mit einigen Übertreibungen und Ungenauigkeiten irritierenden Romanvorlage von Vietnamveteran „Four Leaf" Tayback alles herausgeholt wurde. Tugg Speedman meldet sich mit Tropic Thunder eindrucksvoll in der ersten Garde von Hollywoods Schauspielern zurück und Jeff Portnoy will sich - nach eigenen Angaben - nach 4 weiteren geplanten The Fatties-Filmen weiteren anspruchsvolleren Projekten widmen unter anderem als transsexueller Drogen-Cop in seiner Autobiographie, deren Verfilmung 2014 ansteht. Ein großartiger, polemischer und dramatischer Film, dessen 25 Oscar-Nominierungen allerdings etwas zu viel des Guten sind.

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