Neben manchem andern sondern die Menschen auch Gesprochenes ab.
Man muß das nicht gar so wichtig nehmen.
Kurt Tucholsky
Lieber Will Ferrell,
Ich duze Dich jetzt einfach mal, nach so vielen schönen Stunden, die wir zusammen verbracht haben, habe ich das Gefühl, ich würde Dich recht gut kennen. Du hast dieses Gefühl jetzt sicher nicht, denn vor diesem Brief hast Du noch nie etwas von mir gehört, da ich sozusagen das unterste Glied in der Unterhaltungskette Hollywoods bin – der gemeine Fan.
Wenn Du jetzt noch weiterliest, und den Brief nicht verbrannt hast, weißt Du, daß der Fan zwar ganz unten steht, aber als Fundament enorm wichtig für Deinen Erfolg ist, da er Dein Essen bezahlt – gut mitgedacht, dafür danke ich Dir.
Schnöder Dank ist dann auch der Hauptgrund für mein Schreiben an Dich:
Ich begleite Dich immerhin schon seit über 10 Jahren auf Deiner Reise durch Hollywood, sei es "SNL", "Austin Powers", "Zoolander", "Anchorman" oder wasauchimmer; immer habe ich herzlich gelacht, und mich gefreut, daß es Dich gibt – bis Du meintest, mit Sport anfangen zu müssen.
Du spieltest Fußball, Basketball, warst Eisläufer und Rennfahrer, alles irgendwie leicht komisch, aber immer weit unter Deinen Möglichkeiten – bis heute.
Heute habe ich "Step Brothers“ gesehen, ein Film, den ich nach "Talladega Nights“ schon abgeschrieben hatte, da ich Adam McKay für ein One Hit Wonder hielt, der nach dem brillanten "Anchorman“ nichts mehr auf die Reihe bekommen würde.
Ich habe mich getäuscht.
Man muß schon ordentlich dicke Eier in der Hose haben, um einen Film über zwei 40-jährige Kerle durchzuziehen, die immer noch bei den Eltern wohnen, und nach einer Ehe zu unfreiwilligen Stiefbrüdern werden, um dann auf absolut kindische Weise ihren Unmut zur Schau zu stellen.
Die Eier hast Du, und da Du das Kind im Manne perfekt zu verkörpern weißt, sehen wir sie auch, wenn Du sie über das Schlagzeug Deines Erzfeindes John C. Reilly schleifst; überhaupt ist Euer kindisches Verhalten so realistisch, daß Ihr natürlich bald beste Freunde werdet, da Ihr letztendlich mehr Gemeinsamkeiten habt, als Ihr anfänglich zugeben wollt.
Mehr Handlung gibt es zwar irgendwie nicht wirklich, aber die einmalige Mischung des Slapstick, der fäkalen Furzwitze und des absolut pathetischen Overactings ist Dir dabei so gut gelungen, daß ich fast den ganzen Film durchgelacht habe – mal leiser, mal lauter – eine gute Mischung eben.
Dafür möchte Ich Dir danken.
„What the fuck do I care, what this cocksucking, motherfucking faggot son of a bitch cunt whore thinks of this crappy fuck movie; I got paid a shitload of money, so my part’s fucking done here.”, magst Du jetzt vielleicht denken, und das ist selbstverständlich auch Dein gutes Recht; ich wollte nur mal eben sagen, daß Du gerne wieder öfter so einen Brecher machen darfst wie diesen hier – Deine anderen Fans werden es Dir mit Sicherheit auch danken.
Ich habe sogar etwas aus dem Film gelernt: Morgen werde ich endlich ausziehen, etwas aus meinem Leben machen, und anfangen, 10-jährige Kinder auf dem Spielplatz zu verprügeln.
Das verdanke ich Dir.
Nochmals danke und Bussi
Dein Crumbi
PS: Kannst John C. Reilly sagen, daß er auch gut war (aber Du warst besser).