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"Battle Royale meets Saw" tönt es in großen Lettern auf dem deutschen Cover. Ein Grund für den geneigten Sammler mal wieder mit der Nase zu rümpfen und Vorsicht walten zu lassen. Denn nicht selten sind diese Werbetexte reiner Etikettenschwindel. Man erinnere sich nur an den Spruch "Nach Sieben kommt nicht Acht sondern Saw", der nicht nur vom Satzbau her totaler Blödsinn ist, sondern auch einen Vergleich aufbringt, der nichts mit der Realität zu tun hat. Nun also ein asiastischer Horrorfilm, der "Saw" und "Battle Royale" verknüpfen soll, zwei Spitzenreiter ihrer jeweiligen Genres. Herausgekommen ist dabei ein Film, der ebenfalls nur bedingt etwas mit seinem Werbetext gemein hat, aber dennoch für ordentliche Unterhaltung sorgt.

Die Story hört sich dabei schon mal recht vielversprechend an, wenn auch vielleicht nicht unbedingt innovativ. Es geht um eine Gruppe von 20 Schulabsolventen, welche sich mit ihren Lehrern auf die Universität vorbereiten wollen. Als sie zu einem Spezialkurs in die Schule gehen und sich dabei u.a. ein Lehrvideo anschauen, wird dies plötzlich von schrecklichen Bildern unterbrochen. Die beste Absolventin aus der Runde liegt gefesselt in einem Aquarium und eine bedrohliche Stimme ertönt und droht sie umzubringen, wenn ihre Mitschüler nicht eine Frage richtig beantworten. Danach wird jeder einzelne, jeweils mit einer neuen Aufgabe, folgen. Können Schüler und Lehrer das Unheil abwenden und den Killer stellen?... Auch wenn neue Ideen vielleicht fehl am Platz sind, so kann die Mischung aus Teeniehorror und Horror der Marke "Rätsel lösen, sonst stirbt jemand" ganz gut gefallen. Und wer unbedingt nach Parallelen zu "Saw" und "Battle Royale" sucht, wird diese auch finden, wenn auch nur bedingt. Denn die Verbindung zu BR ist maximal in der asiatischen Schülergruppe zu finden und jene zu Saw in den Rätseln (welche aber nicht wirklich Fallen darstellen). Ansonsten aber steht der Film auf eigenen Füßen und steht dabei erstaunlich sicher.

Denn der Film kann vor allem mit den Attributen glänzen, welche die meisten Horrorfans beim Schauen dieser Filme suchen: Spannung, Atmosphäre und Blut. Auch wenn der ganze Handlungsverlauf nicht wirklich sonderlich überraschend ausgefallen ist, so ist es doch ganz spannend mit anzusehen, was wohl als Nächstes passiert, welcher Schüler der Nächste sein wird und wie er wohl um sein Leben zu kämpfen hat. Denn die Rätsel und "Fallen" sind auch hier durchaus nett und clever durchdacht ausgefallen, wenngleich sie allesamt jetzt nicht unbedingt die Ausmaße des Quasi-Vorbilds haben. Zudem beschäftigt einen auch die Frage, wer hinter der ganzen Sache steckt, bis zum Ende.

Dazu darf es auch noch ordentlich suppen, denn alle Opfer sterben hier nicht gerade zimperliche Tode. Sei es durch ertrinken im Aquarium, grausamen Qualen unter heißem Wachs oder manch anderer blutiger Todesursache. Für Abwechslung ist beim Sterben jedenfalls gesorgt und dem Splatter- und Gore-Freund kann das Gezeigte gefallen. Zumal alles auch auf eine recht atmosphärische Art und Weise daherkommt, was nicht zuletzt auch am ohrenbetäubenden Sound liegen kann, der an gar mancher Stelle ertönt. Dazu ein dunkles, verlassenes Schulgebäude, sowie manch nette visuelle Spielerei und einem spannend-atmosphärischen Gruselabend mit manch hammerharten (wenn auch nicht übertriebenen) Splattereffekt steht nichts mehr im Wege.

Und um noch einmal auf die Frage nach dem Killer zurückzukommen. Zeitweise ist man sich nicht einmal sicher, ob ein Mensch oder gar ein Geist dahinter steckt, denn zwischen kreischende Teenies, Rätselraten und blutigem "ums Überleben kämpfen" steckt Regisseur Chang auch noch ein wenig von dem, was die Asiaten in Sachen Horror eh am besten können: Geister. Einige geisterhafte Erscheinungen sorgen für zusätzlichen Grusel, wenngleich die ein oder andere Fratze vielleicht ein wenig sinnlos wirken mag. Aber vor allem für die Killer-Frage macht sich der Geisterhorror stellenweise ganz gut.

Schade nur, dass dem Ganzen dann zum Schluss ein wenig die Puste ausgeht. Die Lösung des Spuks ist dann doch ein wenig haarig und wirkt klischeehaft und aufgesetzt. Auch wenns alles in allem nicht unbedingt die unglaubwürdigste aller Möglichkeiten ist, so hätte man sich, nach dem ganzen Hin und Her doch ein wenig mehr gewünscht, als das was man sich irgendwie schon von Anfang an gedacht hat. Aber nun gut, wirklich viel zerstören kann das Ende dann auch wieder nicht.

Zumal auch die Darsteller ihre Sache soweit gut machen. Wirklich bekannt dürften einem die koreanischen Mimen zwar kaum sein, höchstens Lee Beom-soo und Yoon Jeong-hee können dem ein oder anderen Asia-Filmfan ein Begriff sein. Doch um eine glaubwürdige Darstellung mühen sich hier wirklich alle ab, auch wenns dem ein oder anderen Jungdarsteller vielleicht nicht ganz gelingen mag. Aber man kann zufrieden sein.

Fazit: Spannung, Atmosphäre und manch ordentlichen Splattereffekt, all das hat "Death Bell" soweit zu bieten und kann damit, auf der mittlerweile schon recht abgeflauten Asia-Horrorwelle, doch wieder einmal für gute Unterhaltung sorgen. Auch wenn die Story vielleicht nicht wirklich innovativ ist, so reicht sie für einen netten Filmabend aus und die gelungene Umsetzung dürfte alle Genre-Fans soweit überzeugen. Nichts Herausragendes oder was das Genre neu erfindet, aber doch mehr als solide Kost, die man sich ruhig einmal geben darf, ohne es später zu bereuen.

Wertung: 7/10 Punkte

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