Wenn auf den Leinwänden der Drive-In Kinos Monster verschiedenster Gestalt ihr Unwesen treiben, wenn aus den Tiefen des Alls und den entlegenen Winkeln unserer Erde Ungetüme schlüpfen, um ihre Rache am Menschen zu üben, dann muß man sich vielleicht dieser Sprache annehmen, um auf ein solch vertraut rätselhaftes Wesen wie die Frau zu verweisen. Im Anschluß an Der Koloß gestaltete dessen Autor Mark Hanna mit Regisseur Nathan Juran diese gigantische Ehefrau, die in der Science-Fiction und Kreaturen Parodie Angriff der 20 Meter Frau nach dem Einfluß außerirdischer Strahlung zu einem Sinnbild der Emanzipation wird.
Seltsame Sichtungen auf der ganzen Welt, schon ist das unbekannte Flugobjekt über der Wüste Kaliforniens eingetroffen. Während sich ihr Mann Harry (William Hudson) mit seiner Gespielin Honey (Yvette Vickers) in einem Tanzcafé vergnügt, begegnet Nancy Archer (Allison Hayes) der fliegenden Kugel, die Zeugen des Roswell Absturzes zielsicher als Wetterballon klassifizieren könnten. Eine riesige Pranke greift sogleich nach dem Stern von Indien, dem kostbaren Schmuck der wegen Motorstreiks zur Flucht per Pedes verdammten Frau Archer.
Kein Zweifel, daß man ihr die Sichtung nicht abkauft. Schlimmer noch, man hält sie für alkoholisiert, was sie im folgenden Streitgespräch mit Harry schließlich in einer amerikanisch-bourgeoisen Situation nachholt. Ihr Mann jedoch sieht seine Chance, mentale Schwierigkeiten seiner Frau aufleben zu lassen, wozu er Dr. Cushing (Roy Gordon) herbei zitiert.
Aufgelöst zwingt Nancy ihren Mann später, bewaffnet auf die Suche nach dem Unhold zu gehen, der sich nach langer Suche als extraterrestrischer Sindbad in voller Größe präsentiert und das ihm schon bekannte Weibsstück entführt, während der Göttergatte Fersengeld gibt, die Koffer packt und sein Flittchen zur Flucht anhalten möchte, was jedoch durch einen Verdacht des Sheriffs (George Douglas) unterbunden werden kann, der bereits über die alleinige Rückkehr Mr. Archers im Bilde ist.
Was hier so flapsig nach beliebigem Invasionsszenario klingt, birgt im Kern ein klassisches Liebesdrama, bei dem Harry Archer seine Frau gern loswerden möchte. Erfrischend wirkt dabei das Stilmittel eines simplen B-Movies, bei dem die Urheber Angriff der 20 Meter Frau vom Filmfehler bis zum ironischen Seitenhieb mit vielfältigen Aromen würzen. Da kommentiert der Sheriff einen gigantischen Fußtrappsen damit, daß was immer es gewesen sei, wohl kein japanischer Gärtner dafür verantwortlich wäre und ordert beim Deputy (Frank Chase) direkt mal Tränengas und Granaten. Milchig bis halbtransparent wirken einkopierte Riesen bestenfalls glaubwürdig wie das Monster aus Tarantula und das als Satellit beschriebene Raumschiff scheint beim kaltblütigen Betreten durch den Ordnungshüter plötzlich eher für normalsterbliche Maße geeignet.
Harry schließlich geht zum Äußersten, zieht eine mysteriöse Spritze auf und will das Zimmer seiner inzwischen wieder aufgetauchten Frau betreten, da schaltet die Krankenschwester das Licht an und schockschwerenot ist seine holde Maid gar grauslig aus der Form geraten. Ein Hinweis auf die Wechseljahre in einem Gespräch am Rande, dessen Inhalt auch die aktuelle Zeit als Supersonic Age beplaudert, legt nahe, daß diese Veränderung durchaus bildsprachlich aufgefaßt werden darf.
Wenn Harry nun mit seinem Luder turtelt und diese zickig beordert, er solle sich zuhause nicht blicken und seine Frau halt wie einen Ballon aufgehen lassen, worauf dieser später jeden Rat sich bei der ihn liebenden Gattin aufzukreuzen in den Wind schlägt, dann darf er sich nicht wundern, die Bestie gereizt zu haben. Wie King Kong befreit sich Nancy von ihren Ketten und auch sinnbildlich den ihr angelegten Fesseln, steht zu voller Größe auf und tut endlich, was sie schon lange hätte tun sollen. Zwar ist die Kleinstadtkulisse kein New York, bietet aber dennoch frei nach dem Low Budget Geist gerade genug Angriffsfläche, um den affigen Sensationsfilm erneut zu zitieren und das im optischen Gigantismus fast seine shakespeareschen Qualitäten erstickende, unvermeidbar tragische Ende dieser Romanze zu zelebrieren.
Wo andere Monsterstreifen vor Atombomben warnen, den kalten Krieg verarbeiten oder schlicht die Ausbeutung der Natur kritisieren, zeigt Angriff der 20 Meter Frau auf, seine Angetraute gefälligst pfleglich zu behandeln, da sie einem andernfalls über den Kopf wachsen und auf den Putz hauen könnte. Eine gute Stunde genügt vollkommen um alle Facetten ausreichend durchzuspielen und mit der nötigen Rasanz nicht an Spannung zu verlieren. So wird es dem Film dank ausgeklügelter Geschichte auch nicht zum Verhängnis, eben nicht an allen Ecken und Enden nur auf Effekte zu setzen, was manch ernsthafter aufgezogenes Vehikel nicht von sich behaupten kann. Allison Hayes versprüht zudem einen burlesquen Charme, den das einmal unter die 25 weltbesten Filmplakate gewählte Poster noch überzeichnet.
Einen entsprechenden Humor sollte man allerdings mitbringen, denn nicht jedem scheint sich das Potential des in englischer Sprache zugegebenermaßen akkustisch stellenweise diffizilen Meisterwerks zu erschließen. Für den wahren Cineasten ist Angriff der 20 Meter Frau jedenfalls nicht zu umgehen.