Lange Zeit war es nur ein Gerücht, dass Berserk - 15 Jahre nach dem Erscheinen der TV-Serie - einen zweiten Frühling auf der großen Kinoleinwand erleben würde. Erfreulicherweise hat uns hier aber die Gerüchte Küche tatsächlich bekocht und so bekommen die zahlreichen Berserk Anhänger nun eine drei teilige Saga serviert. Den Auftakt bildet Beruseruku ôgon jidai-hen I: Haô no tamago, den man auf der diesjährigen AnimagiC als Europapremiere bestaunen konnte.
Anders als die Mangavorlage oder etwa die Serie, vollführt die Kinoversion übrigens nicht den gewohnten Zeitsprung, den man von Berserk vielleicht kennt. Denn diesmal setzt die Geschichte direkt ab der „Goldenen Zeitalter“ Episode ein und erzählt von da an relativ gradlinig den Werdegang von Guts, Griffith und den Falken. Ansonsten bekommen aber die Kenner des Stoffs mit der großen Kinoversion genau das geboten, was man sich eben unter Berserk vorstellt. Im Film werden allerdings schon ein paar mehr oder weniger wichtige Details weggelassen, um möglichst viel Action in den Auftaktfilm mit einzubringen. Die Berserk bewanderten Fans können das ja unter Umständen noch verkraften, lediglich Neueinsteiger werden sich eventuell mit diesen „Best-Of Schnipseln“ ein wenig schwertun. Während sich zum Beispiel im direkten Vergleich die Serie sehr viel Zeit nimmt, um auf die einzelnen Charaktere einzugehen, bleibt dem Film dieses Privileg, angesichts der knapp bemessenen Laufzeit vergönnt. Das anfängliche Misstrauen von Guts gegenüber Griffith, oder auch das angespannte Verhältnis zu Caska wird natürlich auch im Film behandelt. Allerdings werden diese interessanten Aspekte ein wenig zu schnell nach Schema-F abgehakt. So könnte diese schnelle Art der Inszenierung auf den einen oder anderen Zuschauer doch etwas abgehetzt wirken. Vielleicht wäre es hier tatsächlich besser gewesen, den Figuren im ersten Film ein bisschen mehr Zeit einzuräumen. Denn auch wenn es an dieser Stelle eventuell vermessen ist den Film direkt mit der Serie zu vergleichen, so muss sich der Film dennoch diesen Vergleich gefallen lassen. Und genau bei diesem Aspekt bietet die Serie eben ihre Vorzüge gegenüber dem Film.
Doch neben diesem Kritikpunkt muss allerdings auch lobend erwähnt werden, dass sich der Film wirklich sehr nah an der Vorlage orientiert. Sogar der verstörende Ausflug in die Psyche von Guts ist hier zum Beispiel mit von der Partie. Klitzekleine Abweichungen in der Handlung muss der Zuschauer dann aber doch in Kauf nehmen, allerdings bewegen sich diese in einem vertretbaren Rahmen.
Vorlagentreu sind übrigens auch die Kämpfe ausgefallen. Wer die Mangas zu Berserk kennt, der kann schon ungefähr erahnen, dass auch in der Kinoversion die Leinwand in Blut getränkt sein wird. So geht es also auch im Film alles andere als zimperlich zu. Bereits der Auftaktkampf spricht eine deutliche und vor allem raue Sprache, was die Intensität der Gewalt angeht. Dabei ist der hohe Härtegrad natürlich hauptsächlich Guts grobschlächtigen Riesenschwert geschuldet, welches auch problemlos die massivsten Rüstungen zermalmen kann. Die Kämpfe sind im Allgemeinen aber sehr eindrucksvoll ausgefallen, auch wenn natürlich häufig mit sichtbarem CGI Einsatz nachgeholfen wurde. Dieser kann einerseits sowohl als Vorzug aber eben auch als Nachteil des Films gesehen werden. Denn auch wenn man hier dem klassischen Zeichenstil treu geblieben ist, so hat man stellenweise schon recht deutlich die Kämpfe mit Computereffekten aufgepeppt. Sicherlich konnten sich die Macher gerade bei einer so hochkarätigen Kinoproduktion wie Berserk, nicht gänzlich davor verschließen CGI einzusetzten, gerade wegen den unglaublich spektakulären Animationen die es dadurch zu bestaunen gibt. Dennoch verlieren die Bilder schon ein wenig an Charme. Nichtsdestotrotz sind aber gerade die weitläufigen Landschaften und die malerisch schönen Burganlagen ein richtiger Hingucker. Außerdem tragen die grandiosen Licht und Schattenspiele zu einer stimmungsvollen Atmosphäre bei. Der Wechsel aus hektischen und dunklen Bildern bis hin zu idyllischen Landschaftsaufnahmen oder Sonnenuntergängen, symbolisiert die allgegenwärtige Gefahr in trügerisch schöner Umgebung. Der Detailgrad sucht dabei seines Gleichen und wird im Bereich Anime neue Maßstäbe setzten, soviel ist sicher.
Neben den wuchtigen Bildern überzeugt der Film aber auch durch einen phänomenalen Soundtrack. Die Orchestra Musik vermag es, die epischen Szenen mit der angemessenen Dramatik zu untermalen. Und gerade diese Kombination aus beiden, ergibt dann eine prächtige Symbiose aus Bild und Ton, die garantiert für Gänsehaut Momente sorgen wird. Bei dem riesigen Schlachtengetümmel etwa, donnern unzählige Kampfschreie, tausende Pferde und die grandiose Musik um die Wette. In solchen Momenten wird die Atmosphäre auf die Spitze getrieben und der Film bietet ein geradezu fantastisches Erlebnis.
Wären da nur nicht die angesprochenen Schwächen bei der Charakterzeichnung, könnte Berserk also so viel mehr sein. Insgesamt gesehen bekommen die Fans aber eine längst überfällige Kinoadaption geboten, die trotz so mancher Schönheitsfehler unbedingt zu empfehlen ist. Neueinsteiger hingegeben werden nach diesem ersten Appetithäppchen garantiert Blut geleckt haben.
Fazit:
Mit einer etwas längeren Laufzeit hätte Berserk problemlos das Meisterwerk werden können, das ich mir anfangs erhofft hatte. Leider sind allerdings manche Szenen ein wenig zu kurz geraten, wodurch der Film an ein paar Stellen leicht gehetzt wirkt. Außerdem mangelt es dem Film im direkten Vergleich zu den bisherigen Werken, spürbar an den hoch geschätzten Charakterentwicklungen der Figuren und auch etwas an Tiefgang. So bietet der Film zwar eine kolossale Bild-und Tonsprache, dennoch wäre es wünschenswert gewesen, den Figuren einfach ein bisschen mehr Platz einzuräumen. Hoffentlich gleicht man diese leichten Defizite in den nachfolgenden Filmen wieder ein wenig aus.