Nein, den richtigen Zeitpunkt für ein Comeback abzupassen, nachdem man etliche Jahre von der Leinwand verschwunden war, ist sicherlich nicht einfach. Und ja, besser als Action-Urgestein Arnold Schwarzenegger hätte man es schon hinbekommen können. Der sich abzeichnende finanzielle Totalflop von "The Last Stand" ist dabei kein schicksalhaftes Unglück für den einstigen Superstar, sondern nur die logische Konsequenz einer Kette von (durchaus vermeidbaren) Fehlern und Fehlentscheidungen.
Die Misere begann schon mit zwei entbehrlichen Auftritten im Vorfeld der mit großem Tam Tam geplanten Rückkehr. So groß das Drängen von Action-Kumpel Stallone und die Versuchung beim launigen Klassentreffen ehemaliger Genregrößen dabei zu sein auch gewesen sein mag, letztendlich war es eine eitle Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen. Denn nun hatte man den guten Arnie bereits wieder im Kino gesehen. Dass es sich dabei lediglich um zwei mehr oder weniger gelungene Cameos handelte ist am Ende nebensächlich, denn der „Wow-Effekt", die Neugier und Vorfreude vieler Fans waren damit bereits verpufft.
Apropos Stallone. Der alte Rivale und (nicht mehr ganz so) neue Kumpel hatte es eigentlich mustergültig vorgemacht. Indem er seine alten Paraderollen neu auflegte (Rocky und Rambo), meldete er sich mit einem Paukenschlag zurück und profitierte geschickt von Bekanntheitsgrad und Kultfaktor der jeweiligen Franchise.
Schwarzenegger dagegen wählte mit "The Last Stand" einen 08/15 Actionfilm, der in vielen Belangen eher an die Frühphase seiner Karriere erinnert, die sich vornehmlich in B-Gefilden abspielte. Mann muss sich nicht allzu weit aus dem Prognose-Fenster lehnen, um zu behaupten, dass er mit "Terminator 5" - zumal nach der großen Enttäuschung des ohne ihn gedrehten 4. Teils - erheblich besser gefahren wäre.
Aber gut, es sollte also ein typisches Old-School-Actionszenario sein. Schwarzenegger spielt den betagten Provinzsheriff Ray Owens. Wie es der Zufall will rast ein entflohener Drogenboss auf das verschlafene Nest zu, um von dort unbemerkt in Richtung Mexiko zu entkommen. Natürlich hat er eine Armada hochgerüsteter und schießfreudiger Handlanger vor Ort, die das Wüstenkaff flugs in ein Kriegsgebiet verwandeln. Zwar ist dem Flüchtigen ein ganzer Tross FBI-Agenten auf den Fersen, allerdings stellen sich diese Actionfilmtypisch reichlich dämlich an, so dass schnell klar wird, wer hier die Kohlen aus dem bereits fröhlich lodernden Feuer holen muss.
Das klingt unter Genre-Gesichtspunkten eigentlich recht vielversprechend, schließlich handelt es sich dabei um ein Szenario das ordentlich Bodycount und eine ganze Reihe tollkühner Taten unseres Helden verspricht. Es ist zudem ein bewährtes Grundmuster, das keineswegs nur in der "Die Hard"-Serie bestens funktionierte.
Leider vertraute man in „The Last Stand" nicht auf Arnolds „McClane-Gen" und stellte ihm einen ganzen Trupp Deputys an die abgehalfterte Seite. Diese dienen aber nicht etwa als klassische Opferlämmer um Bösartigkeit und Gefährlichkeit des Oberschurken hervorzuheben, sondern dürfen nahezu gleichberechtigt mitwirken. Man befreit damit Arnold von der Last den Film alleine tragen zu müssen, nimmt ihm damit aber auch die Möglichkeit dem Ganzen seinen Stempel aufzudrücken. Eine merkwürdige (und feige) Entscheidung für den Comebackfilm einer Action-Ikone.
Zu allem Überfluss bekommt ein jeder der Mitstreiter einen eigenen Subplot verpasst, der den Film ein ums andere Mal unnötig ausbremst und vor allem im Fall der einzigen weiblichen Beamtin völlig überflüssig ist. Auch die Idee mit Johnny Knoxville einen humoristischen Sidekick einzubauen, ist nicht sonderlich originell und harmoniert nicht mit dem Grundton des Films. Überhaupt mäandert "The Last Stand" etwas orientierungslos zwischen brutalen Schusswechseln, familienfreundlichen Kleinstadt-Gags und teilweise überzogener Coolness, ohne eine einheitliche Linie zu finden. Ein paar mit der Panzerfaust verursachte Logiklöcher sowie ein ärgerlicher Mangel an treffsicheren Sprüchen seitens unseres Helden runden den Gesamteindruck eines offenkundig aus der B-Schublade gezogenen Skripts ab.
Fairerweise muss man zugeben, dass Arnolds Pre-T2-Werke auch nicht wegen ihrer intelligenten und durchdachten Drehbücher seinen Action-Ruhm begründeten. So gesehen kann man trotz der beschriebenen Schwächen mit „The Last Stand" durchaus seinen Spass haben. Das liegt zum einen an dem für sein Alter bestens aufgelegten Schwarzenegger und zum anderen an einer stattlichen Anzahl kompetent und launig inszenierter Actionszenen. Thronfolger Jason Statham hat da meistens auch nicht sehr viel mehr zu bieten und mit den Direct-to-DVD Produktionen inzwischen ebenfalls angegrauter Epigonen wie Jean Claude oder Steven kann Arnold es immer noch problemlos aufnehmen.
Vielleicht hätte er besser daran getan dieses nur notdürftig befestigte Terrain zu stürmen, für ein fulminantes Kino-Comeback sind Ausrüstung und Bewaffnung dann doch ein bisschen zu klapprig. Ein Rennen gegen den italienischen Hengst - oder gar das glatzköpfige Cop-Stehaufmännchen - um die Krone des besten Rentner-Recken ist so jedenfalls nicht zu gewinnen. Dann vielleicht doch lieber auf eine etwas weniger entbehrliche Rolle in „Expendables 3" hoffen. Denn wen man nicht schlagen kann, mit dem verbündet man sich besser.