Adam Sandler ist ein hochsympathischer Zeitgenosse, da er sich selbst nicht zu ernst nimmt und ohne Starallüren auskommt. In vielen seiner Filme kommt dies auf eine sehr angenehme Art und Weise beim Zuschauer an. Ein Beispiel ist dabei "The Wedding Singer" aus dem Jahre 1998.
Dieser Film ist stellvertretend für die Art von Komödien, die Sandler bei seinem Publikum so beliebt gemacht haben. Sandler gibt den Loser, der zwar durchaus über Talent verfügt, das er aber trotz allem aufgrund seiner bescheidenen Art nicht zu seinem Vorteil nutzt. In diesem Film ist es das musikalische Talent (über das Sandler selbst zweifelsohne auch verfügt, ohne dies allerdings besonders hoch aufzuhängen), das sein alter Ego Robbie einzig und allein dazu nutzt, auf Hochzeiten zu singen, um die Feiergesellschaft in eine gute Stimmung zu versetzen. Zwar hatte er mal eine Band und den Traum mit dieser in den Rock-Olymp aufzusteigen, doch nachdem dieser geplatzt ist, macht er diesen unglamorösen Job und ist zufrieden damit. Nachdem er auf seiner eigenen Hochzeit von seiner Braut sitzengelassen wurde, gerät Robbies Welt ins Wanken. Plötzlich ist er nicht mehr in der Lage, auf den fremden Hochzeiten für gute Laune zu sorgen. Aus dieser Prämisse entwickelt sich eine überaus witzige Szene, in der ein unrasierter und angetrunkener Robbie "Love Stinks" zum besten gibt, das aufgrund seines zynischen Inhalts und der musikalischen Härte nicht passend ist und ihm einen Kinnhaken vom Brautvater einbringt.
In diese Lebenskrise stolpert die leicht naive, aber süße Julia (absolut bezaubernd: Drew Barrymore). Robbie kann nicht anders, als sich in Julia zu verlieben, die allerdings selbst kurz vor ihrer eigenen Hochzeit mit dem hausgemachten Arschloch und Weiberheld Glenn steht (herrlich schleimig: Matthew Glave).
Schon dieser kurze Abriß zeigt, aus welchem Holz "Eine Hochzeit zum Verlieben" geschnitzt ist. Die Mischung aus herzerwärmender Romantik und durchaus krawalligem Humor funktioniert einfach und ist auch stellvertretend für Sandlers erfolgreichste Schaffensphase (andere Filme, die nach ähnlicher Rezeptur funktionieren: "Big Daddy", "50 erste Dates" oder "Mr. Deeds"). "The Wedding Singer" ist von einigen gelungenen Sandler-Filmen meiner Meinung nach aber die Essenz seiner Schaffens, da die genannten Extreme dort am stilsichersten ausgelotet werden.
Eine weitere enorm clever Maßnahme, die Sandler-Buddy und Regisseur Frank Coraci in den Plot einflechten ist zudem, dass er in den 80'er Jahren eingebettet wurde. So werden die Trademarks aus dieser Zeit (furchtbare Kleidung, die typische Musik, Miami Vice oder auch das automobile Relikt DeLorean) auf eine liebenswerte Art auf die Schippe genommen, was ebenfalls einen Großteil des Reizes dieses Filmes ausmacht. Insofern stimmt sowohl das Setting, als auch die Story, was diesen Film allerdings erst wirklich ausmacht, sind die Darsteller.
Adam Sandler gibt die Hauptrolle mit seiner typischen Underdog-Attitüde, die zwar ganz sicher nicht originell ist, aber dennoch wie die Faust aufs Auge zu dem Sujet passt. Der Zuschauer zweifelt keine Sekunde an der Aufrichtigkeit seines Charakters und fiebert über den gesamten Zeitraum des Filmes mit ihm mit, in der Hoffnung, dass er seine Traumfrau auch zu seiner Frau machen wird (obwohl die Machart des Filmes daran eigentlich keinen Zweifel lässt). Womit wir bei seinem weiblichen Gegenstück wären: selten hat man Drew Barrymore so liebenswürdig und zuckersüß gesehen, wie in diesem Film. Selbst bei dem hartgesottensten männlichen Komödienpublikum weckt ihr Charakter Julia sowohl eine Art 90-minütiges Verliebtsein und einen Beschützerinstinkt. Wenn so starke Gefühle in einem verhältnismäßig flachen Film geweckt werden, kann man nur von einer Glanzleistung der beiden Hauptdarsteller und der absolut funktionierenden Chemie zwischen den beiden sprechen. Genau diese sorgt auch dafür, dass der Film funktioniert und weder in kitschige Klischees noch in eine pubertäre Furzparade abdriftet. Genau diese, meiner Meinung nach, enorm wichtige Sandler-Zutat ist es auch, die seine neuen Filme vermissen lassen. Wer sich "Leg dich nicht mit Zohan an" durchsteht, fragt sich allen ernstes, warum Sandler sich auf die Zotenseite des Komödienlebens geschlagen hat und die Herzseite so konsequent beiseite geschoben hat.
Auch der Rest der Besetzung ist ebenso sehenswert, wie sympathisch. Dies ist kein Wunder, so rekrutieren sich diese Darsteller aus dem Pool an Schauspielern, denen Sandler seit Jahren die Stange hält und die man immer wieder in anderen kleinen Rollen in Sandler-Produktionen bestaunen kann. Dazu gehört auch der gestandene Steve Buscemi, der hier als versoffener Hochzeitsgast amüsiert, der versucht einen Toast auf ein Brautpaar zu verfassen. Auch Buscemi tauchte in weiteren Sandlerfilmen wieder auf. Schön wäre es, wenn Buscemi und Sandler mal gleichberechtigt auftreten würden.
"Eine Hochzeit zum Verlieben" ist meiner Meinung nach die Essenz von Sandlers komödiantischem Schaffen, die er zu den vollen 100 % nie wieder erreicht hat. Auch der ebenfalls liebenswerte "50 erste Dates", der Barrymore und Sandler wieder zusammenführt ist zwar überaus gelungen, doch kann dennoch nicht ganz mit dem Kinozauber aus "Eine Hochzeit zum Verlieben" mithalten. An diesem Beispiel wird auch deutlich, wie sich der Humor verschoben hat: Zwar geht auch dort um die große Liebe zwischen Sandler und Barrymore, doch besteht der Komödienanteil aus wesentlich derberen Witzen, als in "Eine Hochzeit zum Verlieben". Von einer inhaltlichen Flachschote, wie "Leg dich nicht mit Zohan an", ist "50 erste Dates" freilich weit entfernt.
Wer einen heiteren Film für einen romantischen Abend mit seiner Angebeteten sucht, der liegt bei "Eine Hochzeit zum Verlieben" goldrichtig, denn Herz und Zwerchfell werden genau in der richtigen Gewichtung angesprochen, so dass es nicht peinlich wird (wenn die Angebetete z.B. nicht ganz so empfindet, wie man selbst). Wenn dem so ist, kann man sich den Film danach auch durchaus allein nochmal schauen, sich dem eigenen Herzschmerz hingeben, um dann an den richtigen Stellen zu lachen.
Fazit:
9 / 10