Review

„Fast and tame"

Videospielverfilmungen genießen einen miserablen Ruf. Das verwundert kaum, denn schließlich geht es bei den allermeisten Games so ziemlich an letzter Stelle um halbwegs sorgsam entwickelte Charakter und/oder eine einigermaßen durchdachte Handlung. Der Fokus liegt klar auf Krach, Bumm, Peng in immer neuen Umgebungen. Die Film-Versionen haben diesem intellektuellen Schmalspurgerüst selten etwas Substantielles oder gar Aufregendes hinzuzufügen und sind dementsprechend wenig erinnerungswürdig.

Trotzdem wird in Hollywood diese nicht gerade schillernde Karte immer wieder gerne gezogen. Die Gründe liegen auf der Hand. Der Bekanntheitsgrad populärer Spiele ist enorm, womit schon einmal ein Großteil der Werbung flach fällt. Hält man zudem die Produktionskosten einigermaßen überschaubar, dann sind durchaus nette Gewinne möglich. Filmisches Fast Food eben, mit all den damit verbundenen Stärken und Schwächen.

„Need for Speed" ist ein solcher Zelluloid-Burger und der schmeckt gar nicht mal so schlecht. Wie im Schnellrestaurant der Wahl weiß man auch hier ganz genau was man serviert bekommt und wird den kleinen Hunger für zwischendurch garantiert los. Nachhaltigkeit ist eher nicht angesagt, aber das wurde auch nie versprochen. Also erfreut man sich gute zwei Stunden lang an rasanter Auto-Action, ohne sein Hirn mit ambivalenten und unorthodox handelnden Figuren zu belasten, oder sich gar mit einer zum Mitdenken animierenden Handlung abplagen zu müssen.

Ganz im Gegenteil. Hier bekriegen sich ein guter Mechaniker-Junge (Tobey) und ein böser Yuppie-Schnösel (Dino) bei illegalen Autorennen. Passenderweise ist Tobey (Aaron Paul) blond und Dino (Dominic Cooper) dunkelhaarig, falls im Publikum jemand die Holzhammer-Schwarz-weiß-Zeichnung irgendwie nicht ganz zu fassen kriegt. Dabei hat man sich hier so richtig ins Zeug gelegt. Der Bad Boy hat dem armen Tobey nicht nur sein Mädchen ausgespannt, sondern ist auch noch für den Tod eines seiner besten Kumpels verantwortlich, denn er wenig gentlemanlike von der Piste bugsierte. Dann begeht er Fahrerflucht und schickt seinen Rivalen damit auch noch in den Knast. Glasklares Rachemotiv inklusive zwangsläufig folgender Racing-Showdown sind damit eingetütet.

Die Stärke von „Need for Speed" ist es, dass man der Groschenheft-Story und den darin herumrasenden Pappkameraden nicht allzu viel Beachtung schenken muss, da die schön über den Film verteilten Action-Einlagen ordentlich Gummi geben und einen gefühlt hinters Lenkrad katapultieren. Über die zahlreich vorhandenen Logikschlaglöcher wird mit Vollgas hinweg gebrettert, in erster Linie ein Verdienst versierter Action-Handarbeit mit viel Liebe zum chromblitzenden und laut dröhnenden Detail.
Ganz bewusst wurde dabei auf CGI verzichtet, was eine goldrichtige Entscheidung war. Also rasen echte Boliden in echter Geschwindigkeit durch Städte, auf Landstraßen und auf Highways. Durch an und in den Wagen montierte Kameras sowie Aufnahmen aus mit- und hinterherfahrenden Autos entsteht ein authentisches Renngefühl, das nicht nur Hochgeschwindigkeitsfanatiker mitreißen dürfte. Dazu kommen eine Vielzahl spektakulärer Stunts in Form von Sprüngen, mehrfachen Überschlägen und diversen Unfällen. Anders als in der in vielerlei Hinsicht verwandten „Fast and Furios"-Reihe bleiben die Gesetze der Physik weitestgehend unangetastet, so dass man hier zumindest halbwegs realistische Spektakel geboten bekommt.

Fazit:
"Need for Speed" ist klar eine der besseren, weil kurzweiligen und schnörkellos erzählten Videospielverfilmungen. Darstellerisch fällt zumindest niemand negativ auf, wenn mal mal von Michael Keatons völlig überzogenem Auftritt als Web-Moderator illegaler Straßenrennen absieht. Alles ist eine deutliche Spur braver und biederer als bei den Schnellen und Wilden, kernige Typen wie Vin Diesel, The Rock und auch Paul Walker sucht man weit und breit vergebens. Dafür hat man sehr viel Herzblut in die handgemachten und spektakulären Rennszenen gesteckt und damit im Kerngeschäft des PS-Genres ordentlich Pferdestärken bewiesen. Für eine unterhaltsame Sonntagnachmittags-Spritztour reicht diese Tankfüllung allemal.

Details
Ähnliche Filme