2014 durch viel positive Mundpropaganda nach einem moderaten Start der zweiterfolgreichste Koreanische Film des Jahres, nach Roaring Currents und vor den ähnlich vom Setting her als period piece verankerten Kundo: Age of the Rampant und Fatal Encounter. Gedreht von Regisseur Lee Seok-hoon, der zuvor für kleinere Komödien und dort die Geschichte eines gegensätzlichen Paares oder auch nur das Einzelporträt eines Menschen in der Gesellschaft, hier allerdings für das Budget von 13 Mio USD und der Stemmung eines (zumeist) humoristischen Abenteuerepos verantwortlich war, entpuppt sich das Werk als tatsächlich geeignet für den späten Sommer und das perfekte Ausflugsziel. The Pirates, dass schon vom Titel her auf den im Grunde schon als Vorbild gelten könnenden Pirates of the Carribean (2003 - ) und seine bisher drei Nachzügler, und gleichermaßen auf das noch mehr für Kinder oder eher kindlich Gebliebene The Pirates! Band of Misfits (2012) verweist:
Korea, um 1390, kurz vor Gründung der Joseon-Dynastie. Als das königliche Siegel in den Weiten des Meeres verloren geht, weden ganz unterschiedliche und zuvor schon verfeindete Parteien damit beauftragt, diese Reliquie, ein Geschenk vom Ming-Kaiser, unter allen Umständen wieder zu beschaffen. Der ehemalige Militär Mo Heung-gap [ Kim Tae-u ] bemächtigt sich dafür der Piratenbraut Yeo-wol [ Son Ye-jin ] und ihrer Mannschaft, während auf dem Lande der Bandit Jang Sa-jeong a.k.a. "Crazy Tiger" [ Kim Nam-hui ] ebenfalls Wind von dem vielversprechenden Schatz mitbekommt und seinerseits auf See, dies allerdings unerfahren im Umgang mit Equipment und den Umständen aufbricht. Bald kommt es zu den ersten Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Kontrahenten; die noch dadurch verschärft werden, dass sich Jang in seiner militärischen Dienstzeit einst gegen den geplanten Landesverrat und Umsturzversuch auch gegen Mo gestellt hat, und Yeo-wol zudem von ihrem früheren Kapitän, den skrupellosen und gemeuterten So-ma [ Lee Gyeong-yeong ] gejagt wird.
Alles Drin und Alles Dran.
Viel Seemannsgarn wird hier gesponnen, ein großer Spielplatz, eine Achterbahn, eine knallige Zirkusschau voll mit einem Haufen merkwürdiger Typen in pittoresker Szenerie und gefüllt mit allerlei lauter Situationskomik gezeichnet. Teilweise wähnt man sich von den Ideen und der Umsetzung all des Nonsens der Halsabschneider und auch der Destruktion hier – bei denen Flammenmeere lodernd bis in den Himmel aufsteigen, Schiffe explodieren oder ein ganzes Dorf zerstört wird – tatsächlich in einem animierten Film, in dem bunt wie auf einem Jahrmarkt alles erlaubt und nichts unmöglich scheint. Die ideale Herangehensweise an eine allumfassende Turbulenz auch wechselnder Dramaturgie, in der auch mal die Männer zuhauf über die Reling und in den Hades hinein geschickt werden, sich die See selber aber natürlich nichtwortwörtlich blutrot färbt, sondern immer tiefblau und meist einladend zum frischen Bad nehmend scheint.
Dabei wird die ersten Minuten (und phasenweise auch währenddessen) ein anderer Ton durchaus platziert, ein schneller Tod eines Ehrenmannes, der zudem gerade Vater geworden und nun hinüber und Geschichte ist; daraus hervorgehend auch ein Racheplot des Überlebenden, der nun über 135min Zeit für seine Vergeltung bekommt und diese Spanne auch als lockere Hürde nimmt. Sowieso ist der lange Anfang nicht zäh, führt aber erst so richtig in das Geeignete nicht hin, eine Vielzahl von mehr oder minder irrelevanter Vor- und Neben- und Hintergrundgeschichten voll vereitelter Erwartungen, die erst so mittig aufeinandertreffen und zuvor wie Ebbe und Flut, wie der Wechsel der Gezeiten, der jeweiligen Situation hin zueinander angepasst sind. Pirates: Bandits Going to the Sea, wie der Originaltitel in der Übersetzung lautet und was der eigentliche Clou der Handlung, die Idee von den Landratten, den Nichtseemännern aus dem Gebirge und ihrem hehren Ziel der (wirtschaftlichen) Erkundung der Weltmeere ist.
Denn daraus wird oft, nicht hauptsächlich, aber doch bestimmend der Witz und gleich im Anschluss auch die knallige, auch für westlichen Ohren und Augen stets verständliche, da universell im Slapstick verankerte Pointe gesucht. Die Banditen waren mit festen Boden unter den Füssen schon weitgehend ahnungslos von ihrem kriminellen Handwerk und sind nun noch auf Hoher See und gänzlich abseits ihrer Gefilde, können ein Wal nicht von einem Hai unterscheiden und haben eigentlich nur einen Fachmann an Bord, der allerdings von niedrigsten Rang unter Ihnen, ergo nicht ernst genommen und zudem noch permanent seekrank ist. Die Intellektuelle Kunst der Komik sind derlei Spässle und Scherzchen sicher nicht, funktionieren allerdings wie auch der Rest – Schlachtengetümmel in (auch farblich oft) grauer Vorzeit, einer emotionalen Walfanggeschichte, viel comic relief, einem gut umgesetzten Trickspektakel im großen Durcheinander – die meiste Zeit überraschend positiv, auch wenn die Grimassen und Krakeelereien und überhaupt immer das Lautmalerische am Vorherrschen sind. Körperliche Einsätze und Wortspiele und die schlichte Mischung aus dem Gegenteil von dem Vorhaben und dem Eintreffen von Ereignissen sind gefragt, und wird die eigene Handschrift von Regisseur Lee bewusst in Skurrilität ausgedrückt; all dies mit Timing und Unschuld und auch der nötigen Sympathie für derlei Humbug und so im bunten Haudrauf des Wohlwollens serviert. Die Kunst kennt keinen Stillstand. Die Kunst geht nach Brot.