(Spoiler sind farblich gekennzeichnet)
Dass Verfilmungen von Computerspielen meist kläglich scheitern, hat weniger mit der Unmöglichkeit inhaltlicher Konvergenz der beiden Medien zu tun als viel mehr mit den unfähigen Beteiligten. Uwe Boll wird oft als der Antichrist einer jeden filmischen Game-Adaption genannt, doch auch die - was es noch schizophrener macht - oftmals bekannten Namen im Cast blamieren sich meist durch die Verkörperung farbloser und eindimensional gezeichneter Charaktere. Die Frage die man sich stellen muss, scheint aber zu sein, was am Ende am ehesten dazu beiträgt, dass das filmische Endprodukt Kritikerschelten auf sich zieht.
Bei Wing Commander scheint diese Frage ziemlich schnell beantwortet: Freddie Prinze Jr. und Matthew Lillard, beide in den ausgehenden 90er Jahren von Teenagern durch ihre Rollen in den Zielgruppenfilmen Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast, Eine wie keine oder Scream umjubelt, liefern äußerst magere Vorstellungen. Prinze Jr. als eher zurückhaltende, traumatisierte Weise mit einer Navigations-Gabe, Lillard als lärmendes Großmaul und risikofreudiger Action-Junkie. Im Kampfeinsatz wie bei (wie soll man es nennen?) menschelnden Szenen scheinen beide nur einen seltsam verbissenen Gesichtsausdruck im schauspielerischen Petto zu haben - und das ist über die gesamte Filmlaufzeit sehr wenig.
Das wäre jedoch nicht wirklich schlimm, wenn wenigstens die anderen Darsteller Bock gehabt hätten, mal etwas von ihrem vermeintlichen schauspielerischen Können zu zeigen. Doch Saffron Burrows, deren Karriere nach ihrer Rolle in Deep Blue Sea im selben Jahr nie richtig vorankam und der schon seit Jahren in den Untiefen des B-Movie-Sumpfs (u. a. House of the Dead - eben von Uwe Boll) watende Jürgen Prochnow agieren so lustlos, als seien sie zu ihrer Mitarbeit an Wing Commander gezwungen wurden. Doch gerade bei Prochnow - ich weiß, eine gewagte These - könnte man dies noch als Selbstironie ansehen, schließlich spielte er damals, im Jahre 1981, eine ähnliche Rolle als Befehlshaber in Das Boot, mit dem Unterschied, dass dort die Schlachten zur See/Unterwasser und nicht im Weltraum stattfanden.
Selbige Weltraumschlachten gibt es einige und sie sehen meist recht nett aus - zumindest was das stets etwas zu bunt wirkende Weltraumdesign angeht, was für nette Bilder gut ist. Die digitalen Effekte mit fliegenden Schiffen und so weiter sind aber trotz eines ganz ordentlichen Budgets von ca. 30 Mio. Dollar eher dürftig ausgefallen. Aber das ist egal, weil es genügend Actionsequenzen und eben auch Geballer gibt, die von dieser Schwäche, jedoch nicht von anderen ablenken. So ist das dümmliche Drehbuch fast schon unverzeihlich, wenn es mit komplett einfallslosen Wendungen aufwartet (Lillards Freundin stirbt letztendlich bei einem gewagten Manöver seinerseits –neben dem Ende mit einem extrem unsinnlichen Kuss zwischen Burrows und Prinze Jr. so ziemlich das einzige emotionale Highlight des Films) und den irgendwie unsympathischen, da größtenteils miesepetrigen oder extrem flachen Charakteren wiederkehrend so sinnfreie Sprüche wie „Denkt hier eigentlich Jeder, dass ich nur rumlaufe und Vorschläge mache?" vollkommen frei von Ironie und stockernst in den Mund legt.
Abseits des Kampfgetümmels tun sich also besonders bei den ruhigeren Szenen einige dramaturgische Untiefen auf, über die man ebenso wie über die pathetische Filmmusik mit einigem Maß an Stoizismus hinwegsehen muss. Selbiger heroic score (so möchte man es nennen) ist nun wirklich mehr als peinlich bei einer äußerst simplen, aber dennoch für die Nicht-Kenner des Computerspiels wie mich durch reichlich Fachchinesisches Blabla verwirrenden Handlung, wo es mal wieder um die Rettung der Welt (*gähn*) geht. Ob es daran lag, dass Chris Roberts, der Game-Designer der Wing Commander-Serie höchstselbst zum ersten und bisher einzigen Mal auf dem Regiestuhl saß mit dieser Funktion offensichtlich überfordert war?
Am Ende bleibt ein immerhin leidlich unterhaltsamer Film, der zwar schon irgendwie mäßig, jedoch nicht ganz so schlecht ist wie sein Ruf. Die Actionsequenzen tragen viel dazu bei, einige wirkliche Leckerbissen für Trash-Fans (die ich schon versucht habe, deutlich zu machen) auch und Tchéky Karyo (Der Patriot, 2000) in seiner Rolle als undurchsichtiger Commodore als der einzige Akteur, dem es mit Spielfreude sichtlich Spaß gemacht zu haben scheint, seltsames Zeug zu faseln. Immerhin. Und besser als jedes Boll-Werk ist es allemal.
Wertung: 4/10
Trash-Bonus: + 1
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Σ: 5/10 Punkten