„Extraction - Operation Condor" (Kurz und schmerzlos Teil 36)
Al Pacino tut es, Robert De Niro ebenso und sogar Sir Anthony Hopkins hat inzwischen seine Leidenschaft für DTV-Produktionen entdeckt. Da darf der Willis Bruce das doch auch. Natürlich sind die Auftritte solch wohl klingender (Ex-)Leinwandstars für die entsprechenden Firmen Gold wert. Die Angeheuerten wiederum vermehren mit der zügig runtergekurbelten B-Ware zwar garantiert nicht ihren Ruhm, verdienen aber mit wenig zeitlichem und mimischem Aufwand ein hübsches Sümmchen für den kostspieligen Lebensabend. Zumal man hier locker mehrfach pro Jahr tätig werden kann. Und so ganz hat sich zumindest Willis ja trotzdem noch nicht von der großen Leinwand verabschiedet.
An seinem jüngsten Schnellschuss „Extraction" scheint er sogar mal wieder etwas Spaß an der Fast Food-Filmerei gehabt zu haben. Kein Wunder, immerhin darf er gleich zu Beginn als enttarnter CIA-Star Leonard Turner ein paar böse Buben mit coolen Sprüchen und heißem Blei voll pumpen. Natürlich ist er auch hier letztendlich nur Edelsupport, aber wenigstens ein handlungsrelevanter und damit auch ab und zu auftauchender.
Im Zentrum der 08/15-Agenten-Action steht Sohnemann Harry, der seinem Vater auf Biegen und Brechen beruflich nacheifern will. Leider wird er von seinen Vorgesetzten trotz ansprechender Leistungen an einen wenig aufregenden Schreibtischjob gefesselt und vom ersehnten Außendienst konsequent fern gehalten. Als Turner Senior überraschend von Terroristen entführt wird um so den Aktivierungsschlüssel für das globale Telekommunikations-Kontrollprogramm „Condor" zu erpressen, pfeift Harry auf sämtliche Befehle und eilt dem Not leidenden Vater kurz entschlossen zu Hilfe ...
Keine Frage, originell geht anders. Im DTV-Discounter kann man aber auch deutlich minderwertigere Ware bekommen. Die eingestreuten Kampfszenen sind anständig choreographiert und umgesetzt. Für die Feuergefechte gilt selbiges, so dass die mäßig spannende Ermittlungsarbeit immer wieder angeschoben wird. Ein ordentliches Plus ist definitiv Gina Carano, die die Chose nicht nur optisch, sondern vor allem actiontechnisch aufwertet. Schade nur, dass Regisseur Stephen C. Miller (`Silent Night´) dem ehemaligen Mixed-Martial-Arts-Profi nicht mehr Kampfszenen gegönnt hat, vermutlich sollte sie Hauptdarsteller Kellan Lutz nicht allzu alt aussehen lassen. Der frühere Twilight-Beau macht seine Sache aber ganz ordentlich und ist zudem der einzig echte Sympathieträger.
Alles in allem erhält man hier definitiv eines der besseren B-Action-Vehikel in der Guest Star-Vita des Bruce Willis. Recht flott erzählt, recht routiniert gefilmt und recht unterhaltsam montiert. Natürlich hätten es ein zwei Action-Szenen mehr sein dürfen und ein wenig mehr Logik wäre auch nicht verkehrt gewesen. Miller und Willis scheinen jedenfalls Gefallen aneinander gefunden zu haben, denn nur wenige Monate später haben sie sich für den Crime-Thriller `Marauders´ erneut zusammen getan. Vielleicht wird ja auch der ganz nett.
Fazit:
Solide B-Actionware mit Bruce Willis als immerhin mal Plot-relevantes und engagiertes Zugpferd aus der zweiten Reihe. Kampfsportlerin Gina Carano ist dagegen mehr optisch als physisch gefragt, was ein wenig verschenkt wirkt. Dafür darf TV-Schönling Kellan Lutz ordentlich Handkante zeigen und den geneigten B-Connaisseur souverän durch die Standard-Geschichte geleiten.