„Wieder im Programm: der Big Mac(ker)“
15 Jahre ist es jetzt her, dass Vin Diesel als Skateboard fahrender Rüpel-Bond „Triple X“ die Generation MTV verzückte. Das war blöd, das war prollig, aber das konnte mit Red Bull und Bierdose durchaus launiger Eskapismus sein. Der tiefer gelegte Charme im Verbund mit ein paar irrwitzigen Stunts holte gleich auch noch Diesels „Fast & Furious“-Fangemeinde an Bord, also ein klassischer Start-Ziel-Sieg. Und hey, im selben Jahr, in dem die vermeintlich deutlich stilvollere und bodenständigere Konkurrenz aus good old England mit unsichtbaren Autos ausgestattet war und als CGI-Männchen über gigantische CGI-Eisschollen surfte, durfte auf physikalischen Realismus gern auch mal kräftig gepfiffen werden.
Inzwischen weiß man, dass hier keine neue filmische Ära begann, sondern eine alte ihren Zenit erreicht hatte. „Fast & Furious“ ging bald darauf der Sprit aus und Diesels Karriere geriet ins Stottern. Daniel Craig trieb Bond jegliche Comicbook-Allüren kernig aus und Christopher Nolan entkasperte gnadenlos den 90er-Jahre ADS-Batman. Wer wollte da noch einen kunterbunt tätowierten Adrenalin-Junkie als Weltenretter sehen.
Tja, die Zeiten ändern sich. Nach einer Beruhigungs-Dekade ging es wieder mit Volldampf in Richtung Feuerwerk. Der runderneuerte und mächtig aufgetunte „Fast & Furious“-Zirkus nahm 2009 wieder ordentlich Fahrt auf brettert mit durchgetretenem Gaspedal inzwischen in die achte Rekord-Runde, mit einem wiederauferstandenen Diesel-Star am Steuer. Marvels Superhelden fusionieren alljährlich Wrestling und Zirkusakrobatik und der finanziell immer wichtiger werdende China-Markt lechzt nach quietschbunter Fantasy-Action. Da ist „Die Rückkehr des Xander Cage“ nun wirklich mehr als überfällig.
Nur doof, dass Vin inzwischen stramm auf die 50 zugeht, also in Kürze ein Alter erreicht, in dem man für gewöhnlich langsam etwas den Fuß vom Gas nimmt. Was dem armen Fast-Jubilar allerdings da so zugemutet wird, dürfte selbst das Herz-Kreislaufsystem eines fertigen Astronauten überhitzen. Da geht es auf Alpinski im Höllentempo durch den brasilianischen Urwald, per Skateboard über eine steile, dicht befahrene Serpentinenpiste und auf einer Surfboard-Motorcross-Maschine zum Wellenreiten am Strand. Der schwerelose Kampf in einem abstürzenden Flugzeug mitsamt fallschirmlosem Absprung fällt da schon gar nicht mehr groß ins Gewicht.
Diesel meistert all diese Tollkühnheiten mit seinem patentierten breiten Grinsen und knautschigem Macho-Charme. Ist aber auch verständlich, schließlich machen ja Stuntman und Computernerds seinen Job. Ein wenig Selbstironie in Form ein paar knackiger Alterswitze hätten der ganzen überkandidelten Chose dennoch gut zu Gesicht gestanden. Zumal Diesels xXx-Kompagnions allesamt gute 20 Lenze jünger wirken (v.a. Nina Dobrev, Ruby Rose, Kris Wu) und mit den Asia-Stars Donnie Yen („IP Man“-Trilogie, „Rogue One“) und Tony Jaa („Ong Bak“-Trilogie) zwei ausgewiesene Kampfsportkünstler mitmischen.
Dennoch ist der Team-Gedanke der entscheidende Geistesblitz in einem ansonsten damit wenig gesegneten Projekt. Nicht nur gerät Diesel damit aus der superheldischen Alleinunterhalter-Schusslinie, auch der so lukrative asiatische Markt wird mit dem Star-Trio Jen, Jaa, Wu kräftig ins Visier genommen. Nicht zu vergessen die optimierte mögliche Franchise-Ausschlachtung, in Zeiten millionenschwerer Gruppentherapien wie den „Avengers“, „Guardians of the Galaxy“, „Suicide Squad“ und nicht zuletzt der schnellen und wilden Raserfamilie um Dom „Vin Diesel“ Toretto.
Ach ja, eine Story hat xXx die Dritte dann auch noch. Ein Trupp extrem sportlicher Superagenten stiehlt in einer Harakiri-Aktion ein Steuerungsgerät, das Satelliten abstürzen lassen kann. Um diese „Büchse der Pandora“ wiederzubeschaffen, reaktiviert xXx-Chefin Jane Marke (Toni Colette) den ehemaligen Top-Agenten Xander Cage (Vin Diesel). Der rekrutiert drei weitere durchgeknallte Spezialisten und bläst zur Jagd auf die gegnerischen Adrenalin-Junkies ...
Das klingt dünn? Das ist dünn! Irgend etwas braucht man schließlich, um die Pausen zwischen all den abgedrehten Stunts, Schießereien und Zerstörungsorgien zu füllen. Immerhin zeugt dies von Ehrlichkeit und Konsequenz. Eine ernsthafte, oder gar durchdachte Geschichte hätte doch nur vom Wesentlichen abgelenkt: dem ständig Salti schlagenden Spektakel. Und man wahrt die Serien-Tradition. xXx ist noch immer dumm, laut und maximal over the top. So rasant wie eine Achterbahnfahrt und genauso schnell wieder vergessen. Braucht keiner, aber das sagt man ja auch über Fast Food. Wohl bekomms.