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In Überfall auf die Arctic Queen läßt Lewis Seiler die knallroten Mounties in farbenfrohem Technicolor erstrahlen. Ausgangspunkt für dieses Abenteuer ist der Flußtransport auf dem Dampfer Arctic Queen, der Gold und Pelze, das Resultat monatelanger Arbeit vieler Männer, beeinhaltet. Nicht alle geben sich mit den attraktiven Preisen zufrieden, die der Treuhänder Mac Drummond (Joe King) in der Stadt erzielt und an die Lieferanten auszahlt. Der Pelzjäger Dave MacMillan (Russell Simpson) fürchtet um die Bildung einer Monopolstellung, da Drummond nun alle anderen Händler aussticht. Betrunken gibt er seine Vorwürfe zum Besten, wird jedoch unterbrochen von Sgt. Alan Baker (Dick Foran), der Dave in der Obhut seiner Tochter Joyce (Gloria Dickson) nach Hause entsendet.
Als die Arctic Queen kurz anlegt, um Holz zu laden, da nähern sich Männer in ihren Kanus. Sie geben vor, die Mitfahrgelegenheit nutzen zu wollen, doch schnell zücken sie ihre Waffen. Sie scheinen ganz genau zu wissen, nach welchen Werten sie Ausschau zu halten haben. Ungewöhnlich, da sie für diese Unternehmung über interne Kenntnisse verfügen müssen. Auch an Board befindet sich Cpl. Jim Montgomery (Patric Knowles), der seine Tochter Judy (Janet Chapman) zur Schule nach Edmonton geleitet. Jim fühlt sich in der Pflicht, den Diebstahl zu unterbinden und so muß die Kleine mit ansehen, wie ihr Vater erschossen wird.

Es zeichnet sich ab, daß in der Dramaturgie von Überfall auf die Arctic Queen ein relativ übliches Grundmuster bereitgehalten wird, welches im Wesentlichen typische Western- und Kriminalfilmmotive aufweist. Klar, die Mounties um Alan jagen den Ganoven bald hinterher. Dabei stellen die natürlichen Gegebenheiten eine zusätzliche Hürde dar. Die Befehle des Inspectors Gore (James Stephenson) erweisen sich zeitweilig als hinderlich. Es gibt eine kleine Zickerei zwischen Joyce und Elizabeth (Gale Page), einen Lynchmob, der erbost über den Verlust der Vergütung harter Arbeitsmonate dem bisher einzigen Verdächtigen ans Leder will und schließlich die sechsjährige Chapman, welche Warner als ihre neue Antwort auf die beliebte Shirley Temple etwas zu oft als nötig platzieren lassen.

Nichts an Überfall auf die Arctic Queen, der mit einem Budget von zirka $ 400.000 an der oberen B-Movie Grenze kratzt, ist wirklich schlecht. Der zwar in Kanada spielende, jedoch in Kalifornien gedrehte Film bietet Unterhaltungselemente für die ganze Familie - von der kleinen Judy mit ihrem getreuen Schäferhund Rex über Anflüge einer Romanze bis hin zu explosiven Actionszenen. Es ist ein sicherer Treffer in Zeiten des noch ganz gut funktionierenden Studiosystems, zu deren großen Fünf sich Warner Brothers nun einmal zählen durften. Heute jedoch steckt in diesem Film zu wenig Wagemut, um wirklich mehr als eine solide Durchschnittsproduktion zu erkennen.
Dabei entfernen einige Details Überfall auf die Arctic Queen durchaus vom etwas verebbten Westerngenre. Zeitlich außerhalb der klassischen Ära angesiedelt, wirkt ein Motorboot als fahrbarer Untersatz für die Mounties in der ungezähmten Wildnis fast wie ein Anachronismus. Als diese später auf der Spur der Gangster auf ein Wasserflugzeug umsteigen, mischt sich endgültig die Moderne in die Bilder.
Man greift für die Actionszenen technisch ausreichend, aber mit geübtem Auge klar identifizierbar, auf eine Mischung von Außen- und Studioaufnahmen zurück. Des weiteren kommen auch einige Modelltricks dazu. Bei der ersten Verfolgung erreicht man durch eine Parallelmontage mit überlappenden Dialogen überraschende Geschwindigkeit. Auch ein leicht beschleunigter Faustkampf erfreut mit schnellen Schnitten.

Da in der doch recht knapp bemessenen Spielzeit einfach viele Dinge untergebracht werden wollen, kann keine Sequenz wirklich glänzen. Im von immerhin vier Personen nach einer Geschichte von William Byron Mowery erarbeiteten Drehbuch gibt es keinen Aspekt, der wirklich betont wird. Alle Hauptingredienzien richten sich zu gleichen Teilen an ein möglichst breites Publikum, worunter schließlich Spannung und Kniffe zu leiden haben.
Stur nach Schema ausgearbeitet ist Überfall auf die Arctic Queen ein Hollywoodfilm, der nie einen Hehl daraus macht, daß man eben nichts Unerwartetes geliefert bekommt. Diese Verläßlichkeit ist sicherlich ein Charmepunkt dieser Zeit und die versierte Umsetzung läd tatsächlich zu einem bunten, angekitschten Vergnügen. Nur ist es halt ein Abenteuer, welches man erlebt, weil es einem über den Weg läuft - nicht, weil man ernsthaft danach gejagt haben müsste.

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