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Ein weiterer Film aus Umberto Lenzis amerikanischer Spätphase ist Paura nel buio - Angst in der Dunkelheit - der in den USA im Fahrtwind von Hitcher, der Highwaykiller noch halbwegs passend zu Hitcher in the Dark wurde, auch wenn der Film zumeist am Tag spielt. Erst der deutsche Verleih hat sich dann dazu hinreißen lassen, mit dem Titel Return of the Hitcher ein Sequel vermuten zu lassen, doch hierfür gibt es nun wirklich zu wenig Ähnlichkeiten. Es handelt sich um einen Psychothriller, den Lenzi unter seinem Pseudonym Humphrey Humbert veröffentlichte und der von Joe D'Amatos Firma Filmirage produziert wurde.
Wir beobachten sogleich Mark Glazer (Joe Balogh), wie er eine Anhalterin in seinem Wohnmobil mitnimmt. Ein beherzter Tritt auf die Bremse, wie ihn Stuntman Mike zu heutiger Zeit vollführt, das Mädel knallt kopflings auf das Armaturenbrett. Wir überspringen unwesentliche Handlungen und sehen Mark dabei zu, wie er das grausam zugerichtete, fast nackte Opfer mit seiner Polaroidkamera photographiert. Wer heute also glaubt, daß Digitalkameras dazu verführen, Bilder zu schießen, die man nicht zum Entwickeln bringen würde, fühlt sich bei dieser älteren, jedoch in diesem Sinne gleich funktionierenden Technik bestätigt. Da man tote Leichen nun ungern im eigenen Motorhome beim Trip durch die USA herumkutschiert, wirft Mark das leblose Stück Fleisch in die Büsche, wo hungrige Alligatoren schon auf diese Zwischenmahlzeit warten.

Als sonnenbebrillter Milchbubi sticht Mark auf dem Campingplatz hervor. Er beobachtet einen Streit zwischen Daniela Foster (Josie Bissett, ja, der Melrose Place - Star in ihrer ersten Filmrolle) und ihrem potentiellen Ex-Freund Kevin (Jason Saucier). Daniela sucht das Weite und schon ist Mark mit seinem Camper zur Stelle, schlägt vor sie an der nächsten Bushaltestelle abzusetzen. Der aufgebrachte Freund heizt derweil ohne Notiz zu nehmen am Wohnmobil vorbei. Ein Schlummertrunk von Mark versetzt die neue Mitfahrerin in Ohnmacht, doch wer hier noch glaubt, daß es sich hier um einen linearen Slasher handelt, wird bald eines besseren belehrt.
Mit Daniela ist alles anders. Wie wir erfahren, scheint Mark, der auf Kosten seines reichen Vaters lebt, einem Mutterkomplex verfallen zu sein. Diese Note aus Psycho verknüpft Umberto Lenzi nun noch mit Motiven aus Vertigo, indem er Mark versuchen läßt, das Opfer seiner Mutter ähnlich sehen zu lassen. Inhaltliche Ähnlichkeiten bestehen natürlich auch zu Der Fänger und Hitch Hike to Hell, was aus dem Grunde interessant erscheint, da Lenzi hier ähnlich wie schon in Nightmare Beach das amerikanische Drive-In Kino der Siebziger nachzuempfinden scheint. Abseits der Hauptindizien in Return of the Hitcher sprechen dafür außerdem Nebenfiguren wie zum Beispiel Biker auf Acid. Völlig ohne Relevanz wird ferner ein weiterer Wet-T-Shirt-Contest einmontiert.

Den Filmen Umberto Lenzis haftet oft etwas Unwirkliches an. Bei Großangriff der Zombies spielt er gar offensiv mit dieser traumartigen Absurdität. Auch in Return of the Hitcher gehört es zur eigensinnigen Atmosphäre, daß die Figuren manchmal zu Handlungen neigen, die man nicht erwartet hätte oder der ganze Handlungsverlauf in eine Richtung tendiert, die manchem Zuschauer unlogisch erscheint. Dies kann eine Stärke sein. So fällt es eigentlich kaum ins Gewicht, daß der Film kostensparend hauptsächlich im Wohnmobil abläuft und die sich ansonsten bietenden Sets vorhandene Gebäude auf dem Weg sind, die selten überhaupt betreten werden. Der Zwist zwischen Daniela und Mark taugt zwar nicht zu einer handfesten psychischen Analyse, weiß jedoch als abstrakter Schocker zu gefallen, der sich immer mit interessanten Szenen zu helfen weiß.
So schießt Daniela mal auf Mark, sticht ihm mal eine Gabel in die Schulter und gibt sich andererseits in völliger Verzweiflung seiner Sexualität hin. Ja, die Josie Bissett aus Melrose Place ist hier verdammt nackt und im Detail zu bewundern. Oft scheint die Rettung für Daniela zum Greifen nahe und doch stößt sie der Zufall immer zurück in die auswegslose Situation der Auslieferung. Dabei hat Kevin unterdessen die Fährte aufgenommen und ist immer einen Schritt hinterher.

Wie fragil allerdings Lenzis Geschichte ist, bemerkt man, als er sein Ende zu gutmütig inszeniert und eine zu deutliche Auflösung liefert. Hätte er sich dies gespart, würde Return of the Hitcher vielleicht durch eine immens böse Endgültigkeit ein leicht flaues Gefühl im Magen hinterlassen. Allein dieser Kniff verhindert, daß der Film als etwas Besonderes langfristig im Gedächnis verhaftet bleibt. Da er mit seinem eigensinnigen Thriller ohnehin das gewöhnliche Gore-Publikum in ihren Erwartungen enttäuscht, ist es kein Wunder, wenn es diese Produktion besonders schwer hat.

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