Swordsman beziehungsweise „Meister des Schwertes“ gilt heute als Klassiker des Swordsplay-Films und war Wegbereiter für Meilensteine wie „Hero“ und „Tiger & Dragon“. Regisseur King Hu inszenierte zusammen mit Ching Siu-Tung, der bereits mit „A Chinese Ghost Story“ Erfolge feierte, dieses prächtige Martial Arts Epos. Der Erfolg gab ihnen recht, immerhin wurden 2 Fortsetzungen produziert.
Was diesen Film von gewöhnlichen Schwertkampffilmen unterscheidet ist die komplexe Geschichte basierend auf Buchreihe „Xiao Ao Jiang Hu": Diese spielt in China zur Zeit der Ming Dynastie. Der Schwertkämpfer Ling vom Berg Hua wird ausgesandt eine aus der kaiserlichen Bibliothek gestohlene Schriftrolle wiederzubeschaffen. Die „Sonnenblumen“-Schriftrolle birgt das Geheimnis einzigartiger Kampfkünste, die den Besitzer nahezu unbezwingbar machen. Nicht nur Ling und seine Begleiterin wollen die Schriftrolle, auch kaiserliche Soldaten und verschiedene Clanführer sind hinter ihr her...
Intrigen, Täuschung und Betrug sind die Zutaten für ein spannendes Abenteuer, in dem bis zum Schluß die eigentlichen Fronten nicht klar zu trennen sind. Die Geschichte ist sehr durchdacht, wird aber nicht immer ganz plausibel erzählt, was streckenweise für etwas Konfusion sorgt. Vielleicht ist das aber auch Absicht um das Verwirrspiel der verschiedenen Parteien auf der Jagd nach dem Dokument noch spannender zu gestalten. Swordsman ist daher eher im Bereich des Fantasy-Films anzusiedeln, Martial Arts ist zwar auch vorhanden aber weitaus weniger als man vielleicht erwartet. Genauer gesagt ist es eine der zahlreichen Jiang Hu Adaptionen, die von den Legenden und Mythen der ehrenvollen Schwertkämpfer erzählen. Zauberei und Kämpfe in luftiger Höhe gehören da natürlich genauso dazu wie zahlreiche Spezialeffekte, die hier teilweise recht blutig ausfallen.
Der Film ist wohl am ehesten mit „A Chinese Ghost Story“ zu vergleichen, wirkt aber um einiges ausgewogener. Beeindruckt hat mich die visuelle Brillanz des Films, insbesondere die ausgefallenen Kameraperspektiven und Hu’s Gespür für schöne Bilder. So wie man es von einem Epos erwartet sind auch Ausstattung und Kostüme aufwendig gestaltet und opulent. Eine Klasse für sich ist auch die einzigartige Filmmusik inklusive Gesangspassagen, welche für Hongkong Filme ausgesprochen orchestral ausfallen und neben den Bildern wohl den bleibendsten Eindruck hinterlässt.
Einen Minuspunkt gibt’s hingegen für die von Ching Siu Tung choreographierten und inszenierten Kampfszenen. Diese sehen ähnlich aus wie in seinem Film „A Chinese Ghost Story“ und enttäuschen einkleinwenig aufgrund des schnellen Schnitts und der etwas übermäßigen Luftakrobatik. Trotzdem wurde Siu-Tung, der bereits die Kämpfe in „Hero“ veredelte 1990 mit dem Hongkong Filmaward für die beste Action Choreographie ausgezeichnet. Die Fortsetzung mit Jet Li geht hier ganz klar einen anderen Weg und bietet weitaus mehr Schwertkampf.
Die Darsteller hinterlassen durchweg einen sehr positiven Eindruck. Sam Hui als Schwertmeister Ling und Cecilia Yip als seine Begleiterin Kiddo sind ein sympathisches Heldenduo. Jackie Cheung (Chinese Ghost Story 2) der einen betrügerischen Regierungsbeamten mimt, wurde für seine Rolle sogar mit dem Golden Horse Award ausgezeichnet. In weiteren Nebenrollen sind auch Sharla Man Cheung als geheimnisvolle Hexe und Yuen Wah (Iron Fisted Monk, Eastern Condors) als Bösewicht zu sehen.
Fazit:
Gelungenes Fantasy Epos in der Tradition von „A Chinese Ghost Story“ mit toller Ausstattung. Wer viel Schwertkampfaction erwartet wird wohl enttäuscht, da Charaktere und Geschichte klar im Vordergrund stehen. Wer chinesische Großproduktionen aus dem Wu’Xia Genre wie „Hero“ und „Tiger & Dragon“ mochte, der wird auch an Swordsman Gefallen finden.