Kartellstreitigkeiten mal nachhaltig gelöst!
Als handelsüblicher, vornehmlich südamerikanischer Drogenbaron lebt es sich für gewöhnlich recht feudal. Das liebe Geld sprudelt nur so vor sich hin, der schier unerschöpflichen Nachfrage am eigenen Produkt sei Dank. Ein stetig wachsendes Heer an darbenden Süchtigen will erst einmal bedient werden und eine treue Stammkundschaft ist für jeden Unternehmer mehr als nur die halbe Miete. Aber die Zustände sind nicht nur wirtschaftlich geradezu paradiesisch. Wo viel Geld, da meist auch viel Macht und die lässt sich mindestens ebenso genießerisch auskosten. Vor allem, wenn man ein wenig sadistisch, oder brutal veranlagt ist. In einer veritablen Verbrechervita gehört das ja praktisch zum guten Ton, man hat schließlich einen Ruf zu verlieren. Man muss dabei aber keineswegs selbst Hand anlegen und sich dieselbe schmutzig machen, denn dank stets prall gefüllter Kassen gebietet man über eine ansehnliche Entourage hoch motivierter Speichellecker. Natürlich schart man in dieser Branche nicht gerade tugendhafte, genügsame Moralapostel um sich, so das sich das ehrgeizige Personal permanent in kriecherischer Willfährigkeit überbietet und für nun wirklich jede Schandtat zu haben ist.
Ramon Cota (Parade-Schmierlappen Billy Drago mit einer herrlichen Darbietung) ist solch ein vom Verbrecherleben begünstigter Selfmademan. Landet er doch mal in den Fängen der US-amerikanischen Justiz, dann zahlt er lächelt die Millionenkaution. Für die DEA und die zu Hilfe gerufenen Delta Force ist es schon ein Erfolg, wenn sie dem Unberührbaren im Gerichtssaal einen Kinnhaken verpassen kann. Aber selbst diese Genugtuung ist nur von sehr kurzer Dauer, denn Cota ist ein Freund überschwänglicher und vor allem nachdrücklicher Antworten, gern höchst persönlich überbracht. Delta Force Major Bobby Chavez (Paul Perri) kriegt diese in Form der Ermordung von Ehefrau und Bruder.
Sieg auf der ganzen Linie möchte man meinen, aber halt, wir sind hier nicht im realen Leben, genau genommen könnten wir kaum weiter davon entfernt sein. Der gute Cota hat sich die falsche Spielwiese für seine Missetaten ausgesucht, denn eines ist im Actionkino der ausgehenden 80er und beginnenden 90er-Jahre eine unverrückbare Konstante: das Gute obsiegt hier ohne wenn und aber, ganz ohne lästige Diplomatie versteht sich.
Schon gar nicht mit Chuck. Dem Norris Chuck, um genauer zu sein. Der bärtige Karate-Waldschrat ist so humorlos wie sein Äußeres. Eloquenz und taktische Raffinesse sind auch nicht sein Ding. Wozu lange reden, wenn man auch zuschlagen kann. Zumal die Wirkung viel länger anhält, meist unendlich. Natürlich muss man den alten Stoiker erst mal gehörig reizen, bevor er in den totalen Krieg zieht. Der Mord an den engsten Verwandten seines Delta Force-Buddies ist da schon mal ein guter Anfang. Aber Cota muss noch einen drauf setzten. Als Chavez ihm nach San Carlos (fiktive Schurkenstaaten gehören ebenfalls zum standardisierten Genre-Repertoire, die wahren Adressaten sind ja auch so klar) folgt, lässt er ihn genüsslich hinrichten und die entsprechende VHS-Aufnahme in die USA schicken.
Für Colonel Scott McCoy (also Chuck) ist das Maß nun endgültig voll und auch sein kommandierender General Taylor (John P. Ryan, nach „Night Hunter" in einem weiteren, denkwürdigen Cannon-Knallchargenauftritt) hat nun gehörig Schaum vor dem Mund. Die folgende Geheimmission ist dann auch genau nach dem Geschmack der beiden Haudegen. Der hibbelige General freut sich wie ein kleines Kind auf die bevorstehende bleihaltige Action und der stoische Colonel kann endlich seine unterdrückten Rachegelüste ausleben. Schließlich gilt es Cotas Residenz zu zerstören und sein Imperium entscheidend zu schwächen. Ganz nebenbei soll er auch noch ein paar Gefangene befreien und den sinistren Druglord in die USA überführen. Für einen schnöden US-Elitesoldaten ein wenig ambitioniert möchte man meinen, aber McCoy ist kein Soldat, er ist eine Armee.
Der Vorteil - in einer solchen braucht es nämlich reihenweise Spezialisten für diverse Operationsbereiche -, der gute Scott ist ein Multitalent, man könnte auch sagen die Allzweckwaffe. Ob Sprengstoff, Fallschirmspringen, Steilwandklettern, Häuserkampf, oder Entführung, McCoy is the man. Für den amerikanischen Steuerzahler ist das eine feine Sache, für Cota und seine Schergen eher nicht. In gewitzter Umkehrung typischer Konflikte mit US-Beteiligung, greift man zur Guerillataktik und zeigt dem zahlenmäßig überlegenen Gegner eine lange und vor allem blutige Nase. Vielleicht sollte das US-Militär mal über eine Klon-Armee nachdenken. Die bräuchte gar nicht mal besonders groß zu sein, eine Hundertschaft aufgerödelter Chucks dürfte selbst für die größten Konflikte mehr als ausreichend sein.
Der bedauernswerte Cota jedenfalls ist hoffnungslos unterlegen. Was er auch versucht, sei es sein persönliches Kampfsportass, oder eine fiese Vergasungsattacke, stets prügelt sich McCoy aus der Bredouille. Dem armen General Taylor bleibt nichts weiter, als per Helikopterdauerfeuer zu assistieren und dabei völlig aufgedreht zu applaudieren. Vielleicht hat er sich aber auch einfach nur an Cotas üppigem Kokain-Fundus bedient. Wie dem auch sei, Ende gut, alles gut, was hier soviel heißt wie Cota plumpst im freien Fall ins Verderben, die eigenen Gefangenen sind befreit, gegnerische hat man bewusst keine gemacht und McCoy hat endlich mal nicht seine Delta Force-Kumpanen zu Sparringszwecken missbrauchen müssen. Selten wurden lästige Kartellstreitigkeiten nachhaltiger gelöst. Ein bewaffnetes Erfolgsmodell mit geradezu entwaffnender Einfachheit. Hätte sich der Norris Chuck ruhig mal patentieren lassen können.