Man kann natürlich so tun, als hätten fähige Leute keine Jugendsünden zu verzeichnen, als wären sie nie jung gewesen und hätten das Geld gebraucht. Nun habe ich Xenogenesis nicht gesehen und kann mich so nur auf Transkriptionen berufen, aus denen sich herauslesen läßt, daß James Cameron mit diesem Kurzfilm schon ungefähr wußte, welchen Weg er einschlagen wollte. Sich dann seine Sporen bei den Roger Corman Produktionen Sador - Herrscher im Weltraum und Planet des Schreckens zu verdienen, ist sicherlich keine Schande. Im Gegenteil, hier erweist sich der Stil der Corman Schmiede als sehr förderlich für ein junges Talent, das kurz darauf mit Terminator, Aliens und Abyss an den Kinokassen Erfolge feiern sollte. Dabei nicht vergessen werden darf, daß Terminator eigentlich auch eher als B-Movie zu klassifizieren ist, ja aus Budgetgründen überhaupt erst in die Gegenwart verlegt wurde und um zusätzliche Kosten einzusparen sogar noch in Mono abgedreht wurde. Upmixe gab es erst später. Der eigentliche Erfolg des Filmes war eine Überraschung.
Nun war die erste Regiearbeit an einem Spielfilm für James Cameron Piranha 2 - Fliegende Killer und wie der Titel schon verraten mag, handelt es sich dabei um einen Tierhorrorfilm mit Trasheinschlag. Das muß man natürlich mögen und das wirkt in Hinblick auf die eingesetzte Effekttechnik für den sich rückwirkend mit der Filmographie beschäftigenden Cameron Fan vielleicht befremdlich. Unlogisch ist der Schritt von Corman zu einer amerikanisch - italienischen Co - Produktion jedoch keinesfalls. Ein Punkt paßt hier übrigens erstaunlich gut, ist dieser Film doch das Sequel zu einer frühen Regiearbeit von Joe Dante, der mit Erfolgen wie Das Tier und Gremlins immerhin ebenso seine Karriere quasi auf einem kontroversen Killerfischstreifen aufbaute. Sicherlich geben die großen Namen im Zusammenhang mit diesen Filmen ein zusätzliches Prickeln. Maßstäbe anhand späterer Erfolge anzulegen führt aber gemeinhin zu enttäuschenden Erlebnissen und so sollte man auch Piranha 2 mit entsprechend niedrigen Erwartungen begegnen, denn seine Momente birgt er dann sehr wohl.
Wie sein Vorgänger verheimlicht der Film seine Bezüge zu Der weisse Hai nicht im Geringsten. Taucher und Taucherin entkleiden sich unter Wasser, um sich der Liebe hinzugeben und angenagt zu werden. Was für ein Einstieg! Natürlich bewegen wir uns an einem Ferienort und die Bedrohung wartet, wie angedeutet, im Wasser. Ich will nicht behaupten, daß Namen wie Lance Henriksen unter den Schauspielern nun gänzlich unbedeutend wären, jedoch ist es wohl kaum diskutabel, daß Piranha 2 - Fliegende Killer nicht von seinen menschlichen Stars lebt, sofern diese nicht gerade ihre Möpse gen Kamera recken, was zuweilen einen optischen Mehrwert darstellt. Dramaturgisch erwartet den Zuschauer in der Tat keine große Herausforderung. Eine angenehm plätschernde Handlung umrahmt die ziemlich nach Schema ablaufende Horrorshow. Standards wie der Hotelbesitzer, der nicht daran denkt, keine Feierlichkeiten wegen angeblicher Gefahren abzublasen sind dem Tierhorrorfan wohlbekannt.
Was Piranha 2 - Fliegende Killer neben Szenen wie einem wenig glaubwürdigen Besuch in der Leichenhalle per altem Kreditkartentrick aus dem Sumpf der Masse etwas hervorhebt, wird im deutschen Titel ja schon eindeutig gespoilert. Das Militär - wer auch sonst - hatte nämlich die feiste Idee, einen Kampffisch zu entwickeln, der im guten alten Vietnam hätte eingesetzt werden sollen. Wen überrscht es da schon, daß auch in diesem Fall eine Kiste verloren ging. Tatsächlich wäre eine Adaption unter Einsatz der eigentlichen Bestimmung des Fisches mit einem guten Schuß Kriegsfilm die wohl ultimative Erfüllung. Auch so bietet das eigentlich im Süßwasser beheimatete Tier mit wenig Ähnlichkeit zu seinem Vorfahren als Kreuzung mit einem fliegenden Fisch bei einem schon eher an ein Alien erinnernden Look genug Grund zur Freude. Die Viecher können nämlich auch prima an Land für Unruhe sorgen, wobei hier tatsächlich ein kleines Manko des Filmes besteht, denn das Budget erlaubt leider nicht, das volle Massaker zu zeigen, welches diese Bestien anzurichten im Stande gewesen wären, als sie einer Horde Feriengästen am Strand gegenüber standen.
Inwiefern Giannetto de Rossi seine Spezialeffekte aus Piranha 2 - Fliegende Killer oder Der Mörder-Alligator als Referenz anführen mögen würde ist fraglich, hat er doch neben Filmen wie Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies, Asphalt-Kannibalen und Über dem Jenseits auch eine Stufe höher an Conan - der Zerstörer, Dune - Der Wüstenplanet und Rambo III mitgewirkt. So der Film wie sein Vorgänger Piranhas eher als Komödie angelegt war, so erreichen die an Lächerlichkeit kaum zu übertreffenden Flugmonster jedenfalls definitiv ihr Ziel. Im Gesamtbild wirken die Resultate ihrer Attacken zweckmäßig und deren Einsatz im Zusammenspiel mit dem Aufblitzen nackter Tatsachen auch recht ausgewogen. Die musikalische Leistung von Stelvio Cipriani hingegen ist wirklich nicht erwähnenswert und das, obwohl sich einige seiner größten Schätze im niedersten Schundsegment - wie zum Beispiel in Papaya - Die Liebesgöttin der Cannibalen - anfinden.
Apropos Schund, ja, Piranha 2 - Fliegende Killer kann man zumindest kaum als ernsthaftes Kino betrachten und eigentlich auch nicht mißverstehen. Das Schöne ist, daß die Thematik hier schon von Beginn an wie eine Karrikatur wirkt, ohne jemals in ein Klamaukgewitter im Stile überdrehter Parodien zwischen Hot Shots und Scary Movie abzudriften. Perfekte Wahl also, wenn man in geselliger Runde Raum für einen spontanen Wortwechsel lassen, oder völlig entkräftet auf dem Sofa entspannen möchte. Ausserdem wohl einer der seltenen Fälle, in denen ein Sequel seinen Vorgänger an Unterhaltsamkeit tatsächlich übertrifft. Wer jedoch immer noch nicht darüber hinweg kommt, daß die Ikone James Cameron zu so etwas fähig gewesen sein soll, nun, dem sei gesagt, daß Produzent Ovidio G. Assonitis zumindest entscheidenden Einfluß auf den Film genommen haben soll. Dieser führte übrigens bei Der Polyp - Die Bestie mit den Todesarmen Regie, Erfahrung mit dem Grauen aus der Tiefe hat er also. Prima Film übrigens.
Unabhängig der Rezeption könnte man sich eigentlich zumindest darauf einigen, daß Piranha 2 - Fliegende Killer der Kultfilm seines Genres ist, denn so viele Konkurrenten gibt es da nicht. Für Sammlungswürdig halte ich den Film aufgrund der ihm umgebenden Umstände auch allemal, doch wer hier schon Gefallen an den fliegenden Fischen gefunden hat, der möge doch bitte ein Auge auf Creatures From The Abyss werfen, dieser setzt dem Ganzen noch das Sahnehäubchen nebst Kirsche auf. Ich schlage als Kompromiss ein Double Feature aus beiden Filmen vor, dem ultimativen Blut und Busen Trashereignis zum Thema: Sag ja zu fliegenden Killerfischen!