Ob es wohl für den mexikanischen Regisseur Rubén Galindo, oder den Verfasser dieser Zeilen spricht, wenn er einen zweiten Film von diesem offensichtlich trash-affinen Künstler ansieht? Muß man das Händchen der deutschen Vertriebe hinterfragen, die neben Friedhof des Satans auch dieses Exemplar in ihr Angebot aufnahmen? Yako - Der eiskalte Rächer überrascht doch sehr, erwartet man beim Anblick des coverzierenden Helden doch eher besoldete Dschungelaction als... JAZZDANCE! Galindo, der sich auch für die Story verantwortlich zeichnet, leitet doch diesen Streifen tatsächlich mit tanzenden Solistinnen ein, die zunächst ein wenig an den Stil erinnern, wie eine zeitlang quasi jeder Martial Arts Flick begann. Der Zuschauer schielt nochmal auf die Hülle, vergewissert sich den richtigen Film erwischt zu haben, könnte ja ein Flashdance Rip-Off sein. Ne, da ist der Titel. Yako... Jacko? Gleich ist hier Discofieber!
Wir befinden uns an der UCLA, klingt amerikanisch. Eine Campusszene und schon wieder tanzen. Ein verstrahlter Blick im Zuschauerraum spiegelt in etwa meine derzeitige Haltung wieder. Und sobald die städtische Kulisse den mexikanischen Standort preisgibt, ertönen fernöstliche Klänge, als sich Diana und Yako in einem Chinarestaurant treffen. Jetzt kommts dicke. Diana ist eine Tänzerin! Check. Und sie ist schwanger, will lieber eine Karriere und Yako will sie schon gar nicht heiraten. Rennt er voller Verdruß nun Amok? Fehlanzeige. Diana besinnt sich eines besseren, beide fahren zum Campen in den Wald und das Gefühl keimt, es könne noch billiger werden als erwartet. Wem ist hier noch nicht klar, was passieren wird? Galindo ist ein Scherzbold. Während er Flachwitze durch die Pointe unterstreichende Synthesizer betont, versucht er Mal um Mal sein Publikum zu foppen.
Eierpopeia, was raschelt im Busch? Da hockt doch wer und führt etwas im Schilde! Als es kaum noch geht, da trägt Diana ein (durchsichtiges!) weißes Kleid, sie pflückt einen Apfel. Wie tiefsinnig. Eine Horde Halunken haut sie vom Hocker und macht sich daran, sie zu hühnern. Diana hat da keinen Bock drauf, Yako auch nicht. Letzterer muß sich aber dann gebunden mit ansehen, wie seine Liebste zu Tode gepeinigt wird. Die unglaublich unglaubwürdigen Emotionen sprechen deutlich gegen die Synchronisation. Kaum die Frau begraben geht der grimmige Gatte galant zu die Wipfel durchfingernde Lichtstrahlen und einer Melodei aus Tschaikowskis Schwanensee durchs Gestrüpp. Das schließt musikalisch den Kreis zur Tanzausbildung Dianas und hat irgendwie nichts mit der unvermeidlichen blutigen Rache zu tun. Diese fällt überraschend brutal aus und macht Yako - Der eiskalte Rächer zu einem unbedingt sozialethisch fragwürdigen Auswurf der mexikanischen Filmindustrie.
Was anfangs noch ein Gewehr erledigt, wandelt sich schon bald in das Aufspießen des Gegners auf einem Ast oder dem schwungvollen Sprung aus der Baumkrone auf den Brustkorb eines Schurken, der die Attacke nur noch durch rotschillerndes Gespei zu beantworten weiß. Dschungelfallen wecken Erinnerungen an den ein oder anderen Italoreißer, was ja nicht das Schlechteste für so einen Schundfilm bedeuten muß - einen zartbesaiteten Genossen beim Schlachten einer Schlange gar zum fürchtigen Sinnieren über die vollzogene Schandtat anregt. Die selektive Hinrichtungsnummer zieht Rubén Galindo nun konsequent durch, unterbricht diese nur durch einen unauffälligen Nebenplot bezüglich einer weiteren Gefangenen. Das auf ein russisches Roulette folgende Grand Finale mit Wagners Walkürenritt zu konterkarieren fügt sich sauber ins Gesamtbild ein und schließt den Film (für den Zuschauer) erfreulich schmerzfrei. Das beruht auf der recht eigenen Mischung aus Fehlleistungen und doch angenehm durchwachsenen Szenen, die Yako - Der eiskalte Rächer sicher nicht von seinem Status als billige Exploitation entheben, dem Fan dieser Kost aber nur recht sind. Keine Glanzleistung, aber irgendwas hat das Ding.