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Sex and Crime im Nazilager

Jeder und Alles braucht mal eine Ruhepause, ein jeder muss genesen, die Ausschlachtung vorüberziehen lassen, um neue Kraft zu gewinnen. Neue Kraft und eine Ruhepause dürfte der berüchtigte und allseits verachtete, wie als schundiger Mist, Dreck und naiver Schrott abgefertigte Frauencamp, wie auch Naziexploiter zwar einerseits verbreitet haben, doch all die Nachahmer, Plagiate, wie Sequels, die danach zuhauf, und der damaligen Zeit typisch entsprungen, gaben kein Grund zur Ruhepause, denn auch dieses, wohl wahr recht zwiespältiges und hinterfragungswürdige Genre der Nazicampfilme, wurde wie es der Name Exploitation schon sagte, extrem ausgeschlachtet und ausgeschöpft, wie auch deren Schauspieler, die sich im Zweifel dieser Darbietung, sofern man den Gerüchten glauben schenken mag, Zweitnamen gaben lassen, um ihre Schauspielkarriere mit diesem extrem fragwürdigen Schund nicht zu gefährden.

Falls man von Schauspiel bei diesen extrem abgehalfterten Möchtegernschauspielern überhaupt reden kann, denn die insgesamt sehr aufgesetzt wirkende Choose, die die Grausamkeiten des 3. Reiches mit all seinen Perversitäten zum Vorbild nimmt, wirkt in allen Faktoren derart unprofessionell zusammengestümmelt, dass man von würdiger Verarbeitung vermeintlicher Vorfälle von damals nicht reden kann, denn auch wenn der Film im Vorfeld ein Gedenken an all die Opfer darstellen will, benutzt der Film die Vergangenheit nur Mittel zum Zweck, um daraus, einen in allen Belangen, schundigen Folterfilm zu konstruieren, der in keinster Weise jemals hinterfragend, dramatisch, aufrüttelnd, oder verurteilend wirkt.

Und auch wenn die Inszenierung in allen Faktoren einfach bloss billig wirkt, verbreitet der Film einen naiven Charme, man könnte es auch naives Vorurteil nennen, die sich die amerikanischen Produzenten nahmen, um die deutsche Grausamkeit, den Feind allen Übels niederschmetternd und mit dem Willen an Glaubwürdigkeit, in seinem schlechten Ruf noch mehr aufgrund ihrer Vergangenheit zu erniedrigen.

Und auch wenn der erste Teil der Ilsa - Reihe eine deutsch - amerikanische Co-Produktion war, ist der Film in keinsterweise, und das wäre natürlich noch der Gipfel, eine geschichtlich - realistisch konstruiertes Abbild vergangener Tage. Auch wenn man es sich durchaus, sofern man an damals denkt, vorstellen kann, dass in solchen Lagern Häftlinge zu Versuchobjekten gemacht wurden, mag es im Gegenzug nur allzu bescheuert daherkommen, wenn weibliche SS - Gehilfinnen mit entblösster Brust die Opfer foltern.

Ilsa - The She Wolf of the SS wirkft uns in eine Szenerie voller Hass, Verachtung, falscher Ideale, Rassenhass, der Rassenfrage, Erniedrigung und gleichermaßen in ein Camp, in dem sich Menschen über ihr eigenes, schweres Schicksal, des vermeintliches Untermenschens, so werden sie von den Nazis eingestuft und aussortiert, erheben, oder daran zugrunde gehen, denn trotz all dieser Oberflächlichkeit und platten Verrohtheit, versucht der Film in seiner schundigen Ausrichtung soviel Charakteristik und Personenbezug wie möglich, oder nötig zu errichten, was aber im Ablauf der Vorfälle, das Wechselspiel von Folter und Sexszenen, nur allzu bemüht vorkommt und den vermeintlichen roten Faden der Erniedrigungs - und Rebellionsstory auch nicht mehr gereiht bekommt.

Im Zentrum des Ganzen steht natürlich die vollbusige, wie auch dominante Ilsa, die oberste Kommandantin des Lagers 9, die in ihrem Tagesplan Männerpotenz testet, die dies nicht bringen mit Sezierungs ihres besten Stückes belohnt, denn schliesslich wird Unreinheit und Unmännlichkeit, somit Undeutschheit mit Potenzproblemen entlarvt. Desweiteren, so der zweite Part der Geschichte, tummeln sich die gedemütigten Frauen, eingeteilt in begehrenswert, werden sie in Bordelle für notgeile SS- Schergen abgeschoben, und verdammt im Lager, um für Versuchsobjekte gerade stehen zu müssen. Das Alles endet in einem abartigen, wie auch stellenweise extrem ekeligen und selbstzweckhaften Gefilde aus Billiggore und Sadismus, sodass der geneigte Zuschauer sich vor Geglibber, nackten Brüsten, schreienden Frauen und entstellten Gesichtern sich nicht mehr retten kann.

Splatter sieht natürlich anders aus und wenn man heutige Splatterfilme betrachtet, wirken die Effekte sicherlich unbeholfen, doch als Erzeugnis seiner Zeit ist das Resultat als absolut verrohend und brutal einzustufen, denn der rote Lebenssaft läuft immens, fiese Fleischwunden sieht man auch, und die Maskenarbeit der Frauen, deren Syphilies, Pest und andere Virenkrankheiten dieser Welt zugeführt wurden, sind deratz gelungen, dass zwischenzeitliche Ekelmomente nicht ausbleiben.

Intensiv ist der Film schon, ist aber im Gesamtkonzept mehr Sexfilm als ein ernstgemeinter Geschichtsfilm, der mögliche Schandtaten dokumentiert. Ilsa ist ein extrem billiges, extem schundiges Stück Billigfilm aus einer Zeit, als das Exploitationkino den Höhepunkt erreichte, die Produzenten immer mehr Tabus brachen wollten, schneller, ätzender und brutaler sein wollten, dabei aber vergaßen wirklich kritisch und authentisch zu sein. Da kann die vermeintliche Liebesstory mitsamt Fluchtplanplot des deutsch-amerikanischen Gefangenen, der Ilsa allsbald aufgrund seiner Standhaftigkeit bald dominiert, sie benutzt um mit seiner eigentlichen Liebe Rosette, eine Gefangene des Frauenlagers, zu fliehen, auch nichts mehr retten, ist der Grossteil der gewollten Sexszenen und den Folterungen einfach zu gross, um wirkliche Charakterbindung zum mitfiebern ermöglichen zu können.

Ilsa ist weder unterhaltsam, weder langweilig, noch irgendwie ergreifend hinterfragend, wie auch nicht mal in Ansätzen kritisch. Es ist und bleibt ein billiges Stück Nazi - Sexploitation - Folterfrauencampfilmchen, dass seinen Kultstatus zurecht verdient, aber den wenigsten gefallen wird. Die Darsteller agieren allesamt unbeholfen, der Filmaufbau ist lächerlich, Dramatik insofern keine vorhanden, und zwischen all der naiven Inszenierung, weiss man nicht, ob der Film so ernst gemeint war, wie er denn manchmal vorgibt zu tun.

Ilsa ist typischer Müll seiner Zeit, irgendwie ganz nett, aber fragwürdig bleibt es trotzdem. Da kann man die Einserwertungen durchaus verstehen, denn ob man darin seinen Spass finden wird, sofern man keine erdenkliche Abneigung gegen Frauen hat, ist fraglich. Ein ernsthafter Campfilm, indem man mitfiebert, sieht jedenfalls anders aus.

Fazit: Nasty, crappy und trashy. Ilsa ist 70er Jahre Sex- Folter- Sleaze, den man scheisse finden kann, aber wegen seiner Naivität und seinem Dilletantismus auch lieben kann.

63%

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