Sieben Jahre bevor ein gewisser Neuseeländer namens Peter Jackson mit seinem ersten Film „Bad Taste“ Aufsehen erregte stand es schlecht um eine Verfilmung von Tolkiens legendärem Fantasy-Epos „Herr der Ringe“. Stanley Kubrick bezeichnete den Stoff als unverfilmbar, was er zweifelsfrei war in den Zeiten vor CGI und Green Screen. Der ambitionierte Animationsregisseur Ralph Bakshi („Fritz the Cat“, „Coonskin“) versuchte es 1980 dann aber doch mit einer Zeichentrickversion, die allerdings nur die grob zusammengefasste Handlung der ersten anderthalb Bücher der Trilogie erzählt. Da Bakshis Version, für die er auf die altbewährte aber nur selten genutzte Rotoskope-Technik zurückgriff, ein kommerzieller Misserfolg war, gab es nie eine Fortsetzung der Geschichte für den Kinozuschauer – das Projekt blieb also unvollendet, ein Fragment. Tatsächlich wurde für das amerikanische Fernsehen eine Fortsetzung inszeniert, über die aber weitgehend der Mantel des Schweigens gehüllt wird. International ist der Film selbst in Fankreisen fast gänzlich unbekannt geblieben, was aufgrund der erschreckenden Interpretation nicht weiter verwundert.
Obwohl das Duo Jules Bass und Arthur Rankin Jr. („Das Letzte Einhorn“) bereits einige Zeit zuvor eine katastrophale Adaption zu „Der Hobbit“ abgelieferte (ebenfalls eine TV-Produktion), konnte es auch das inhaltlich wesentlich komplexere Finale der Ring-Trilogie in Szene setzen. Zugegeben, eine undankbare Aufgabe: Mit einem Budget aus dem Sparstrumpf irgendwelcher Senderketten eine solch lange Story umzusetzen ist schlichtweg unmöglich. Mit dem Aufwand des ersten Teils konnte man schon gar nicht mithalten und dementsprechend gehen all die nötigen Schauwerte unter, im ganzen Film kann man nicht eine spektakuläre Schlacht begutachten. Die betuliche Inszenierung lässt selbst den schon löchrigen Bakshi-Film rund wirken, findet keinen adäquaten Anschluss an die früheren Ereignisse und platzt gleich zu Anfang mitten in eine konfus erzählte Handlung, der ein flüchtiges Vorwort mit Zusammenfassung der bisherigen Story vorausgeht. Das Regieduo scheint mit der Geschichte entweder nicht vertraut zu sein oder (was wahrscheinlicher ist) scheitern angesichts der zu großen Aufgabe für ihr bescheidenes Talent.
Katastrophal gestaltet sind vor allem die Hintergründe, die wie die Storyboards zu einem Disneyfilm aussehen und einen dementsprechend unfertigen Eindruck machen. Auf eine ausdrucksstarke Farbdramaturgie muss der Zuschauer leider auch verzichten, selbst die harmonischen Gebiete sind koloriert in schmutzigen, erdigen Tönen. Atmosphärische Dichte kommt aber nicht nur wegen der unprofessionellen Optik auf, auch die sprunghaft erzählte Geschichte vermag den Zuschauer nicht zu fesseln. Kaum zu glauben, wie monoton das aktionsreiche Abenteuer auf die Leinwand gebannt werden kann – damit beweisen Bass/Rankin wieder, das in ihren Händen selbst der zugkräftigste und vielversprechendste Stoff zu pathetischem Quark verkommt. Nicht nur die Hintergründe sind statisch und bieten wenig Detailreichtum auf, selbst die Figurenanimation bleibt weit hinter den Möglichkeiten ihrer Zeit zurück. Ruckhaft und unnatürlich wirken die Bewegungsabläufe, mimische Ausdrücke gab es für jede Figur wohl auch nur einen. Den lächerlichen Höhepunkt bietet aber das Charakterdesign für die Schlüsselfigur Gollum, die schlichtweg als überdimensionaler Frosch gezeichnet wird. Überflüssig zu erwähnen, das von ihrer Tragik genauso wenig übrig bleibt von der Feinsinnigkeit der Vorlage.
Vom mannigfaltigen Ring-Universum bleibt nicht mehr als eine verzerrte Light-Version für Kinder, die aber wiederum zu wenig Witz und Harmonie im Film finden werden, der die meiste Zeit eher dunkel gehalten ist. Profillos wie die Inszenierung gestaltet sich auch der Soundtrack, der größtenteils aus überflüssigen und schlecht platzierten Gesängen besteht, die einen Teil der Geschichte miterzählen, die für Rankin/Bass einfach nicht realisierbar war. Schlimmer aber noch als die technische Unzumutbarkeit ist der Mangel an Liebe zur Geschichte, die sich teilweise unlogisch verzettelt und Szenen des Buches durcheinander wirft ohne erkennbaren dramaturgischen Zweck. Hinter den primitiven Bildern ist keine Vision zu erkennen, keine tiefere Auseinandersetzung mit Tolkien.
01 / 10