Review

"Jackie Chan's First Strike" stellt einen überaus interessanten Film aus Jackie Chans enorm umfangreicher Filmografie dar. Dies liegt vor allem an dem Entstehungsdatum. Im Jahre 1997 hatte Chan schon für eine Unmenge von Actionern seine Knochen hingehalten und somit auch verdienterweise Action-Superstar-Status erlangt, doch er war gerade dabei einen Markt zu erobern, der ihn zuvor gänzlich ignoriert hatte: die USA. Der Vorjahresfilm "Rumble in the Bronx" brachte Chan, der er es schon Jahre zuvor immer wieder versucht hatte, schon beinahe unverhofft Erfolg in dem vermeintlichen Mutterland des Actionfilmes. Plötzlich waren die Amerikaner auf den Geschmack gekommen an den akrobatischen und mit schnellen Schnitten in Szene gesetzten Kapriolen Chans.

Interessant ist "First Strike" vor allem darum, weil es ein Film des Wandels war. Noch vor seinen reinrassigen Hollywoodproduktionen, wie "Rush Hour", war es eine "Golden Harvest"-Produktion, die mit vielen asiatischen Darstellern und den typischen Bodybuilderschergen als Bösewichte geradezu klassisch besetzt war. Dennoch fühlte sich der FIlm anders an, als die klassischen Chan-Filme zuvor: passend zur Story, die Jackie rund um den Globus schickt, um augenzwinkernd auf James Bonds Spuren zu wandeln, hat der Film sehr viel internationales Flair. "New Line Cinema" bewies ein gutes Näschen und sicherte sich die amerikanischen Filmrechte an "First Strke", um den Erfolg von "Rumble in the Bronx" und die neue Popularität Chans in den Staaten auszunutzen. Dabei gingder Verleih nicht gerade zimperlich mit dem Ausgangsmaterial um und schnitt sich aus dem eigentlich wesentlich längeren Werk eine Art Best Of heraus, das den amerikanischen Sehgwohnheiten entgegen kommen sollte. Dies betraf vor allem Handlungsszenen, was aber durchaus gängige Praxis darstellt (siehe als Beispiel "Contract Killer" mit Jet Li). Wenn man sich einige der Chan-Filme anschaut, bei dem dies für den europäischen Markt ebenfalls geschehen ist (z.B. "Police Story"), kann man dies aber durchaus nachvollziehen, da diese Straffungen den Filmen durchaus zugute kommen können. Anmaßend sind solche Methoden aber dennoch.

Storymäßig hat man hier es also mit einer asiatischen Variante von James Bond zu tun, die auf eine sehr augenzwinkernde und somit sympathische Art und Weise mit dem in Amerika ebenfalls beliebten britischen Vater aller Agenten umgeht. Dabei zeigt Chan, was er aus so einigen bondtypischen Trademarkszenen, wie eine Verfolgung per Skiern / Snowboard oder Unterwassergefechten inklusive Haien herausholen kann. Das Ganze ist so temporeich inszeniert, wie man es von Chan gewohnt ist und überflügelt "Double-O-Seven" so manches mal, was aber auch kein Wunder ist, denn einen Roger Moore steckt Chan rein physisch ganz sicher locker in die Tasche. Insofern stellte "First Strike" das asiatische Actionkino auf dem damaligen Schaffenshöhepunkt dar und war somit für das amerikanische Publikum eine willkommene Abwechslung zum steten Actioneinerlei, das zum damaligen Zeitpunkt langweilte. Zwar sind es gerade die amerikanischen Mainstream-Actioner von damals, die die Actionfans von heute sehen wollen, doch eine Überfütterung an Filmen mit Seagal, Stallone, Van Damme und Konsorten kann zu diesem Zeitpunkt nicht von der Hand gewiesen werden (zu dieser Thematik siehe auch mein "Nico"-Review). Selbst Kritikerpapst Roger Ebert war scheinbar froh, mal kein reaktionäres, wie stumpf-brutales Machwerk aus Hollywood rezensieren zu müssen und sprach daher durchaus positiv von "First Strike". So lobte er ausdrücklich das Fehlen der typischen Hollywood-Big Budget-Politur und lobte Chan als enorm phyischen, wie liebenswerten Darsteller. Ein Lob aus solchem Munde ist schon bemerkenswert, schließlich besprach Ebert immerhin einen Actioner!

Ebert liegt mit dieser Einschätzung allerdings goldrichtig! Obwohl es Chan zu diesem Zeitpunkt schon eine Ewigkeit gab (und er in dieser Zeit auch sehr produktiv war), kam schließlich die letzte (und wichtigste) Actionbastion auf den Geschmack der Filme der gelenkigen Knollennase. Filme wie "Rush Hour" oder "Shang-High Noon" entstanden nach "First Strike" und vermischten den amerikanischen Actionstil (z.B. die Zutat "Buddy-Komödie") mit den Chan-Trademarks. Diese Filme sind zwar als sehr gelungen zu bezeichnen, doch gerade "First Strike" stellt als eine asiatische Annäherung an den internationalen Actionfilm mit asiatischen Mitteln eine enorm sehenswerte Variante eines Actioners dar mit Ecken und Kanten dar. Diese Ecken und Kanten verlor Chan allerdings nach und nach in seinen Hollywoodproduktionen (man erinnere sich zu diesem Zwecke z.B. an die unsäglichen Streifen, wie "The Tuxedo" oder "Das Medaillon").

Die Agentenhatz rund um den Erdball ist insofern unbedingt sehenswert, gerade weil der Film ein wenig in der Filmografie untergegangen ist. Dies ist nicht verwunderlich: die oldschool-Fans stehen natürlich auf die alten Hong Kong-Produktionen Chans, während die "neuen" Fans eher auf "Rush Hour" und co. können. Für beiderlei Lager ist "First Strike" ein definitver Tipp zum Anschauen, vor allem da der Film eine Brücke zwischen diesen beiden Fanlagern schlägt und wenn schon nicht "das Beste", so dann doch zumindest "viel Gutes" aus beiden Welten enthält.

Fazit:

8 / 10

P.S.
Wer sich für die komplette Roger Ebert-Kritik interessiert, der kann diese hier nachlesen:

Klick!

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