Midnight Run ist ein etwas schwieriges Kind des Kinos. Dafür sorgen gleich verschiedenste Faktoren. Der schwerwiegenste ist vermutlich Robert De Niro, der sich hier unglücklich platziert um Kopf und Kragen spielen muß. Dabei könnte man ihm im Prinzip den schmierigen Kopfgeldjäger Jack Walsh sofort abkaufen. In einem anderen Film. Während De Niro nämlich die volle Palette an unflätigem Slang abliefert (zumindest im O-Ton) und auf seine minimale Art einfach cool ist, will man ihm den großen Auftritt offenbar gar nich gönnen.
Die Autoren sehen ein heiteres Buddymovie vor, welches unschwer seine Inspiration bei Flucht in Ketten sucht. Jetzt mal abgesehen davon, daß sein Ziel Mardukas nur ein Buchhalter ist, der ohne Wissen für eine Mafiagröße gearbeitet hat und als ihm die Augen geöffnet wurden 15 Millionen Dollar gemopst und gespendet hat, gelingt ihm der Zugriff innerhalb weniger Minuten. Denkt man als Zuschauer noch darüber nach, was denn jetzt noch folgen solle, besteht schließlich fast der ganze Film aus dem Rücktransport von New York nach L.A., wo den beiden das FBI und die Mafia das Leben schwer machen.
Wankelmütig wechselt man nun also zwischen Komik und der Zusammenführung des ungleichen Pärchens, welches unterdessen feststellt, daß sie unter anderen Umständen hätten Freunde werden können. Richtig große Actionsequenzen halten sich eher zurück, wobei durchaus Explosionen, eine Autoverfolgungsjagd und Hubschrauberszenen geboten werden. Wieviel einem die kitschigen Ratschläge zu Walshs Gesundheit nun geben ist Geschmackssache. Ein paar Lacher darf sich Charles Grodin aber auf sein Konto verbuchen.
Gefühlsmäßig auf dem Reißbrett konstruiert tut sich die Geschichte aber schwer, mit dem Augenmerk auf die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit Herzen zu erwärmen. Die Autoren scheinen sich selbst nicht genug auf ihre Figuren eingelassen zu haben, so daß die um De Niro unpassend errichtete Kulisse nicht so ganz plausibel wird. Ohne aus dem Blick zu verlieren, daß Midnight Run für eine Actionkomödie angenehm wenig überdreht ist, fehlt doch der fesselnde Gegenpol. Die Reise geht an sich sehr gemächlich ab und die ab dem zweiten Angriff als Wiederholung wahrgenommenen Verfolger machen aus dem Film ihrerseits keinen Kracher.
Heimliche Highlights sind der in den Beverly Hills Cop Filmen als John Taggart bekannte John Ashton in der Rolle eines nicht ganz so hellen Kopfgeldjägers und Running Gags um den FBI-Mann Alonzo Mosely, dem Walsh die Dienstmarke entwendet hat. Mit solchen Nebensächlichkeiten kann sich Midnight Run als vorbeirauschender Unterhaltungsfilm über Wasser halten. Dies liegt natürlich auch an der Qualität der Darsteller für sich und der ansonsten professionellen Produktion. Nur durchdacht ist diese an entscheidenden Stellen einfach zu wenig, als daß man den Film als unbedingt sehenswert bezeichnen könnte.