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Bei "Der Sommer war sehr kurz" handelt es sich um den letzten "klassischen" Zeichentrickfilm aus den 60er Jahren, bevor nach einer zweijährigen Pause sowohl die Grafik als auch die musikalische Begleitung aufgefrischt wurde. Vielleicht war diese Veränderung auch notwendig, da die wichtigen Peanuts-Themen Sport, Halloween, Liebe und Snoopy in den ersten vier Filmen sehr intensiv behandelt wurden ,weshalb diese Geschichte um ein Ferien-Camp, welches unsere Protagonisten us-typisch besuchen (müssen), schon ein wenig wie ein Anhängsel wirkt.

Die Stärke der frühen Filme lag zudem darin, dass neben der Hauptthematik viele Nebengeschichten ein komplexes Bild des Peanuts-Mikrokosmos abgaben und man wird an den späteren Filmen erkennen, dass sie letztendlich immer nur (teilweise natürlich sehr originelle) Varianten zu Themen erzählen, die Charles M.Schulz in seinen ersten Filmen zumindest schon einmal angeschnitten hatte, weswegen sie auch nicht mehr deren Qualität erreichten.

Bei der hier erzählten Geschichte handelt es sich um einen Rückblick, zu dem Charlie Brown und Linus am ersten Schultag gezwungen werden, da sie einen Aufsatz über den zurückliegenden Sommer verfassen müssen. Noch einmal laufen die Ereignisse vor ihrem geistigen Auge ab, die sich ganz anders entwickelten, als sie sich vorgestellt hatten.

Gerade als sie sich auf stundenlanges Comiclesen, Fernsehgucken und Baseball-Spielen eingestellt hatten, werden sie davon überfahren, dass Lucy sie zu einem Feriencamp angemeldet hat, dass dann natürlich fast paramilitärisch mit klaren Befehlsstrukturen und ständigen Wettkämpfen vonstatten geht - ein Horror für jeden aufrechten Faulenzer.

Trotz des zeitlichen Rücksprungs wird die Geschichte konventionell erzählt, ohne die surrealen Anklänge wie in "Der große Kürbis" oder dem Snoopy-Film. Das ist durchaus amüsant, aber recht einfach strukturiert und in seinen Konsequenzen ziemlich vorhersehbar. Schulz setzt hier mehr auf witzige Situationen, bei denen vor allem Snoopy glänzt, als auf tiefgründigere Betrachtungen.

So stellen die Jungs in ihrem Camp einen unkoordinierten Sauhaufen dar, während die Mädchen perfekt organisiert sind. Damit ist nicht nur klar, wer bei den Wettkämpfen immer das bessere Ende für sich hat, sondern wem auch die Sympathien gehören. Das Schulz diese Konstellationen für hübsche Geschichten rund um die vertrauten Charaktere nutzt, ist klar, bereichert aber die Szenerie nicht um neue Aspekte.

So bleibt am stärksten Charlie Browns melancholischer Blick auf den Sommer in Erinnerung, der sehr kurz war, aber aus ganz anderen Gründen als den sonst üblichen. Und wenn dann Linus und er ganz klein unter diesem starken Eindruck verschwinden und die Musik verklingt, dann spürt man auch das Ende einer gestalterischen Epoche(6,5/10).

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