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Interessanterweise kommt Mark Stevens Johnsons zweite Comicverfilmung insgesamt in der Kritik besser weg als sein "Dare Devil". Das mag daran liegen, daß Nicholas Cage einfach die bessere Wahl ist als Ben Affleck , Eva Mendes immer schön anzusehen ist und mit Peter Fonda und Sam Elliott hier zwei Schauspieler agieren, die selbst in den schlechtesten Machwerken noch Charisma zeigen würden.

Leider sind damit schon die besten Ingredenzien zu "Ghost Rider" aufgezählt, denn die Art wie Johnson uns diese Geschichte über den nächtlichen Kopfgeldjäger im Auftrag des Teufels (Peter Fonda) erzählt, ist von dilettantischster Machart. Jetzt kann man einer kritischen Betrachtung einer solchen Comicverfilmung entgegnen, daß hier wirklich nur Unterhaltung, Unterhaltung und nochmals Unterhaltung der Aufhänger war. Aber - und das macht die Analyse dieses Films so interessant - kann man daran gut erkennen, wie schwer es ist ,gut zu unterhalten und wie schnell man daneben liegen kann.

Das der Ghost Rider keine sonderlich bekannte Comicfigur ist, hätte man auch als Chance begreifen können, um - ohne gleich Fanproteste heraufzubeschwören - etwas filmgerechter Inszenieren zu können. Aber tatsächlich hinkt der Film dem Comic meilenweit hinterher und ist in Sachen Charakterisierung, Timing und Identifizierung deutlich schwächer.

Das beginnt schon damit, daß der Darsteller des 17jährigen Johnny Blaze absolut keine Ähnlichkeit mit Nicholas Cage hat (während die jugendliche Roxanne immerhin eine angemessene, wenn auch flachbrüstige Variante zur älteren Mendes darstellt). Wo blieb hier Hollywoods bekannte Castingstärke ? - Während Cage, dank Overacting, später so etwas wie Wahnsinn in die Sache reinbringt, nimmt man dem braven Jüngling sein Motorrad-Stuntfahrerleben kaum ab. Entsprechend blass bleibt die Episode mit dem Teufel, dem er seine Seele (eher versehentlich) verkauft, um dem Vater scheinbar das Leben zu retten. In einer Comicverfilmung, die unterhalten soll, darf es durchaus ein bißchen lauter und verzweifelter zugehen, aber nachdem ich seinen Vater rauchen und dabei husten sah, war es eh klar ,daß dieser schnell das Zeitliche segnen muß - da erfüllt Hollywood seinen Auftrag.

Die Szenen danach ,wenn wir Johnny bei seinen Stunts erleben, sind noch die spannendsten des Films - nur enden sie wie aus dem Nichts. Denn plötzlich taucht Roxanne (jetzt Eva Mendes) wieder auf und gleichzeitig haben sich auch ein paar gefallene Engel auf den Weg gemacht, die Welt zu beherrschen und - damit noch nicht genug - fängt auch der "Ghost Rider" in dieser Nacht sein Wirken an. Hier verschenkt der Film auf Grund seines mangelhaften Timings eine große Menge an Konfliktpotential, welches stark zur besseren Differenzierung und damit Identifizierung beigetragen hätte.

Besonders die "Liebesgeschichte" zwischen Johnny und Roxanne wird völlig verschenkt. Anstatt das die damalige plötzliche Trennung Wunden und Verletzungen nach sich gerufen hätte, macht Cage hier einen auf Clown auf der Autobahn und lovely Roxanne geht mit ihm gleich abends aus. Gerade "Spiderman" hat gezeigt, daß eine leicht tragische Liebesgeschichte in Opposition zu heftigen Superheldenkämpfen hervorragend unterhält, aber in "Ghost Rider" ist der größte dargestellte Konflikt der, daß Roxanne angesichts der Tatsache, daß ihr Johnny nicht zum Abendessen kommt ,an ihrem Aussehen zweifelt - angesichts ihres dem Kellner entgegenstreckten Dekolletès geradezu lächerlich.

Genauso nichtssagend sind hier die Gegner aus der Unterwelt, die sich dem "Ghost Rider" gleich zu Fünft gegenüberstellen. Zum Einen sind diese Geisterwesen, die die vier Elemente verkörpern, und des Teufels Sohn Blackheart in ihrer Bedrohlichkeit viel zu abstrakt, um wirklich erschrecken zu können, zum Anderen bedarf es für den "Ghost Rider" auch nur geringe Anstrengungen sie zur Strecke zu bringen. Es entsteht dabei keinerlei Spannung, da dem Zuschauer die Gefährlichkeit der Situation nicht vermittelt werden kann. Selbst Blackheart bleibt nicht nur schminktechnisch blass, da er zwar alle "normalen" Menschen mit seinem Zeigefinger in Sekunden tötet, aber gegenüber Ghost Rider auch hilflos ist .Nur praktisch, daß er dabei nebenbei Johnnys Freund Mack tötet, der sonst als überflüssiges Relikt dessen vor einer Stunde zu Ende gegangenen Karriere als Stuntfahrer noch übrig geblieben wäre. Allein an der Tatsache, wie achtlos diese Figur fallengelassen wird und daß Niemand mehr den guten Mack erwähnt, ist schon die Seelenlosigkeit dieses Werkes zu erkennen.

Am Interessantesten an der in dieser Nacht entstehenden Storyline ist Johnnys erstmaliges Wirken als Ghost Riders, denn sein feuriges Motorradfahren und die von Blackheart hinterlassenen Leichen haben die Polizei auf den Plan gerufen. Man erkennt deutlich, daß eine konkrete Gefahr wie die Polizei ein vertrauter Maßstab ist, der ein Nachempfinden der Situation möglich macht. Doch auch hier geht Johnson konsequent den billigsten Weg, denn nachdem die Polizei Johnny in eine Gefängniszelle gesteckt hatte, wird er dort natürlich gleich von fast allen anderen Insassen tödlich bedroht.Man fragt sich, warum der bisher als besonders populär dargestellte Star ausgerechnet hier auf Typen trifft, die ihm sofort ans Leder wollen ? - Der Anführer gibt zwar eine logische Erklärung ab ("Ich hab deinetwegen mal bei einer Wette zehn Mücken verloren") , aber natürlich verwandelt sich Johnny sofort in den Ghost Rider und das wars dann mit den bösen Verbrechern...

Nichts gegen spannende Knast Szenen, Verfolgungsjagden der Polizei und netten Ballereien auf Superhelden. Solche Szenen brauchen weder Tiefgang noch inhaltliche Intentionen, selbst die Moral spielt keine Rolle. Aber ein bißchen Nachvollziehbarkeit, einen Hauch von Logik und ein My an erzählerischem Timing kann man doch erwarten. Doch "Ghost Rider" verzichtet selbst darauf. Der Rider macht seine Fackel an ,wenns ihm und dem Drehbuchautor Johnson passt - zum Schluß reicht ihm etwas Schatten, in der Zelle wartet er bis die Knastis ihn platt machen wollen. Und als ihn die Polizei endlich wieder stellt ,das feurige Gerippe mit Kugeln durchsiebt und feststellen muß, daß das nichts bewirkt, gibt sie auf. Ab sofort ist sie einfach nicht mehr da und läßt Johnny in Ruhe - keine Morde werden mehr aufgeklärt, kein Verursacher des beträchlichen materiellen Schadens mehr gesucht - .die Polizei stellt ihren Dienst einfach ein.

Nicht nur, daß damit die zuvor gezeigten Szenen in Frage gestellt werden und der Film jegliche Glaubwürdigkeit verliert - nein, man fragt sich, wie bisher so viele Filme möglich waren, in denen Polizei und Heer gegen Monster a lá "Tarantula" und Außerirdische wie in "Independence Day" kämpften ? - Die hätten doch gleich aufgeben müssen...

Fazit : Johnson zeigt uns ein zweites Mal wie man einen Comic nicht verfilmen sollte. Vielleicht läßt er sich von der Tatsache blenden, daß dort ja angesichts eines originellen Helden und einer Vielzahl von actionlastigen Szenen genug Potential vorhanden ist und man sich bei der Unsetzung keine Mühe mehr geben muß.

Und natürlich kracht es hier ordentlich und für Motorradfans gibt es coole Maschinen und Stunts zu sehen. Aber das kann nicht verdecken, daß "Ghost Rider" äußerst schwach inszeniert ist und es eine Menge an Alkohol bedarf, um sich diesen Film schön zu saufen (3/10).

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