Review

Ein Trailer kann ein Anheizer und ein leeres Versprechen sein – im Falle von „Smokin’ Aces“ trifft dies leider zu.
Der Film ist eine hohle Nuss.

Stakkatoschnitt von scheinbar nicht enden wollenden Gewaltszenen, darüber dröhnt Motörheads „Aces of Spades“, so wollten die britischen Produzenten von Working Title ihre Abkehr von den ewig romantischen Britkomödien ironisch ankündigen.
Mit „Smokin’ Aces“ versuchen sie sich im Guy Ritchie-Land, im Fahrwasser von Kultfilmen wie „Snatch“ und „Lock, Stock…“.
Das Ergebnis fällt aber leider relativ dürftig aus.

Regie-Hoffnung Joe Carnahan, der mit dem dreckigen Cop-Thriller „Narc“ einiges an Reputation einfuhr, wirft die ganzen Bonuspunkte hier wieder über Bord und man wundert sich, wie blind alle Beteiligten wohl gewesen sind.
Denn der Cast ist geradezu luxuriös, geizt nicht mit großen Namen wie Ryan Reynolds, Ray Liotta, Ben Affleck, Alicia Keys oder Jeremy Piven.

Vermutlich hatte man an einen Spaßfilm als Selbstläufer gedacht, man wollte ihn schnell, gewalttätig und augenzwinkernd anlegen, dann würden die Genrefreaks schon kommen.
Die Rechnung dürfte aufgehen, zu jedermanns Lieblingsfilm wird Carnahans Werk jedoch nicht werden.

Es genügt einfach nicht einen simplen Plot (die Ausschaltung eines Mafiakronzeugen durch konkurrierende Kopfgeldjäger und Mietkillergruppen) dadurch aufzuwerten, indem man möglichst schräge Charaktere im Film unterbringt.
Man muß ihnen auch etwas zu tun geben.

Das ist bei dem simplen Skript allerdings nie der Fall.
Geradezu stromlinienförmig streben alle Beteiligten dem Zielort zu und versuchen auf unterschiedlichste Weise, den Zeugen zu beseitigen. Dabei kommt man sich natürlich selbst und dem FBI in die Quere und zurück bleiben jede Menge Leichen.
Nur leider machen große Kalilber und etwas Blut noch lange keinen Klassiker.

Nichts an „Aces“ ist wirklich überraschend, der Plot ist weder verwinkelt, noch kann er die Handlungslinien irgendwo interessant über Kreuz legen. Man kann sich an einer Reihe von Ausgeflippten erfreuen, aber außer ihrem jeweiligen Auftritt haben sie eigentlich nichts anderes zu tun, als seltsam auszusehen, zum Plot tragen sie nichts bei.
Im Gegenteil, es gibt sogar noch diverse Figuren, die scheinbar sinnlos über den Film gestreut sind, wie etwa der karateverrückte Trailerparksohn, der das Kopfgeldjägeropfer nervt oder ein Casinobediensteter mit so fetten Eiterpickeln, dass er damit nie zur Arbeit erscheinen dürfte.

Das Skript bleibt stets reiner Selbstzweck, Affleck leistet nur einen sinnfreien Kurzauftritt, die drei „Ramstein“ nachempfundenen Neonazi-Killer sollen viele Hoho’s provozieren und wer stirbt und wer nicht, scheint irgendwie ausgewürfelt worden zu sein, anstatt vernünftig begründet.
Darüber hinaus scheint Carnahan das Gefühl für Tempo verloren zu haben, investiert 20 Minuten für die Exposition und hängt den finalen Plot-Twist in Großbuchstaben so überdeutlich ins Bild, dass jeder mitdenkende Mensch schon mal vorgähnen darf.
Immer wenn sich Drive entwickelt, folgen wieder elend zähe Szenen um den schamlos schlecht und überflüssig skizzierten Zeugen, redundante Dialoge oder solche, die wohl kultig sein sollen, aber manchmal recht peinlich sind.

Das Amusement ist jedenfalls auf einige wenige Szenen begrenzt, es gibt keinen Fokus, kein Hochkochen, keine Zentrierung. Am Ende setzt der Film sogar noch auf das ganz große Drama, was angesichts des Films auch nirgendwo mehr hinpassen will.
Eine Verschwendung einer gut aufgelegten Besetzung, leider.

Insofern genügt „Smokin’ Aces“ vielleicht denjenigen, die ins Kino gehen für etwas Gewalt, dicke Knarren und ein paar nackte Möpse für einen lustigen Abend, wer immer aber Witz, Drive und Niveau in seiner Abendberieselung zu schätzen weiß, dürfte sich hier ziemlich langweilen oder am nächsten Morgen einen schalen Nachgeschmack bemerken.
Das macht aber nichts, es bleibt eh nichts hängen.
Viel Rauch und keine Asse. (5/10)

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