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Nach dem erfolgreichen „Saw II“ lies es sich Darren Lynn Bousman nicht nehmen, auch beim aktuellen dritten Teil als Regisseur zu fungieren. Mit sich ins Schiff hat er erneut die kreativen Väter und Schöpfer der Serie, James Wan und Leigh Whannell, geholt, die schon mit den Vorgängern beweisen durften, welch kranke Fantasien in ihren Gehirnen zu Hause sind.

Weil der berüchtigte Puzzlemörder Jigsaw alias John Kramer im Sterben liegt, entführt seine „Erbin“ Amanda die junge Ärztin Lynn. Sie soll den todgeweihten Sadisten lange genug am Leben erhalten, sodass dieser noch einem finalen Spiel beiwohnen kann. In diesem geht es um Jeff, der vor einigen Jahren sein Kind durch die Schuld eines Autofahrers verloren hat. Seelisch vollkommen am Boden erhält er nun die Möglichkeit, sich in einem perfiden Spiel an dem Todesfahrer zu rächen. Was Jeff, Lynn und Amanda nicht ahnen: Jigsaw verfolgt eigentlich ein ganz anderes Ziel als allgemein angenommen…

Fortsetzungen, besonders deutlich erkennbar im Action- und Horrorgenre, funktionieren meist nach dem „Schneller-Höher-Weiter-Prinzip“. Es wird ständig versucht, mit Quantität statt Qualität zu glänzen, um so dem Zuschauer immer neue Schauwerte präsentieren zu können, die von den eigentlichen Schwächen der Sequels ablenken sollen.
„Saw III“ reiht sich genau in jene Riege von Fortsetzungen ein und was beim Vorgänger noch gut funktionierte, wirkt in diesem Fall schon nicht mehr so überzeugend. Aber zunächst von vorn: Der Film setzt unmittelbar nach den Geschehnissen des zweiten Teils ein. Jigsaw hat es geschafft, Detective Matthews in eine Falle zu locken und ist nun mit Amanda auf der Flucht. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich jedoch rapide und ärztliche Hilfe wird immer nötiger. Derweilen setzt Amanda Johns Spiele mit einem kleinen Unterschied fort: Ihre Fallen zielen nicht darauf ab, dass die Opfer eventuell entkommen könnten. Ihre Fallen sind unter Garantie tödlich. Damit macht Amanda bereits einen für sie fatalen Fehler und bringt den Stein für Jigsaws allerletztes Spiel ins Rollen…
Die eigentliche Haupthandlung, wie eingangs beschrieben, wirkt auf den ersten Blick noch einigermaßen interessant. Diesmal hat es einen jungen Mann namens Jeff, der stark unter dem Verlust seines Sohnes leidet, getroffen. Doch kann man ihn zunächst nicht direkt mit Jigsaws anderen Opfern vergleichen. Vielmehr bekommt Jeff, geleitet von Rachegelüsten, selbst die Möglichkeit über Leben oder Tod zu bestimmen. Ihm werden all die Menschen gegenübergestellt, die dafür gesorgt haben, dass sein Leben nicht mehr lebenswert ist: eine Augenzeugin, die den Tod seines Sohnes und den verantwortlichen Fahrer gesehen hat, aber vor Gericht nicht aussagt, der Richter, der ein viel zu mildes Urteil gesprochen hat, schließlich der verantwortliche Fahrer selbst. Einzig und allein an Jeff liegt es, über ihr Weiterleben zu entscheiden. In meinen Augen eine Idee mit durchaus Potential, doch leider wird das Ganze relativ spannungsarm, beiläufig und plakativ abgehandelt, um der Parallelgeschichte mit Lynn, Amanda und John den nötigen Raum zur Verfügung zu stellen. Denn während Jeff sich noch immer mit den Gespenstern seiner Vergangenheit abgibt, hat Lynn alle Hände voll zu tun, John am Leben zu halten, damit er nach einer gelungenen Gehirn-OP unbemerkt sein Spiel mit Amanda beginnen kann. Er sät bewusst Neid und Zwietracht zwischen den beiden Frauen und bringt so (endlich) Spannung und Brisanz in den Film. Des Weiteren ist sein Vorgehen von elementarer Bedeutung für den üblichen- in diesem Fall zwar ganz interessanten, aber an den Haaren herbeigezogenen- Story-End-Twist, der alle Erzählstränge zusammenführt. Über jenen wird an dieser Stelle allerdings absichtlich nicht weiter ins Detail gegangen.

Mit „Saw III“ hat man den Härtegrad in Bezug auf Brutalität, Sadismus und Widerwärtigkeit noch einmal gegenüber den vorherigen Teilen steigern können. Der Film ist schön konsequent, überschreitet die Grenzen des guten Geschmacks aber schon das ein oder andere Mal deutlich. Beispielhaft sei nur die OP am offenen Hinterkopf genannt, die in Länge und Detailreichtum vollkommen unnötig (weil auf die Dauer ermüdend) und selbstzweckhaft dargestellt wird. Weniger ist eben manchmal mehr, sogar bei einer Reihe wie „Saw“. Die Fallen selbst können sich sehen lassen. Für jeden Geschmack ist etwas Passendes dabei: ob Bäder in „Schweinegeschnetzeltem“, mit Ketten durchbohrte Leiber, herausgerissene Brustkörbe oder verdrehte Gliedmaßen, es wird gefoltert bis zum Abwinken.
Doch nicht nur in diesem Bereich hat man versucht noch eins drauf zu setzen. Ebenso bei den Schockeffekten, die leider ein großes Manko, weil immer gleich, sind. Kein Kenner der ersten beiden Teile sollte mehr überrascht sein und selbst „Saw“- Neulinge dürften sich bald aufgrund der ständigen Wiederholungen an die Masche gewöhnt haben. Der Zuschauer kann stets vorausahnen, was passieren wird. Bestes Beispiel dafür ist die Szene, in der Kerry (Dina Meyer) die versteckte Kamera in ihrem Schrank entdeckt und auch wirklich jeder ahnen kann, dass Amanda gleich zu einem akustischen Schockeffekt aus irgendeiner Ecke auftaucht. Alles verläuft nach Schema F und wird auf die Dauer dröge.

Wer eine reine Fortsetzung erwartet, wird eine kleine Überraschung erleben, denn es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten, sodass sich der Kreis des „Saw“-Universums –hoffentlich für immer- schließt. Der Film zeigt zum Beispiel die Vorbereitungen für das Spiel mit Adam und Lawrence Gordon aus Teil 1. Wir erfahren, dass Amanda schon zu der Zeit ihre Finger mit im Spiel hatte und dem kriminellen Mastermind hörig war. Ob diese Szenen nun wirklich nötig sind oder reine Lückenfüller darstellen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Im Endeffekt sind sie in jedem Fall interessante Ergänzungen, die einen hübschen Bogen zu den vorangegangenen Geschehnissen schlagen.

„Saw 3“ ist leider nicht der erwartete, würdige Abschluss einer ansonsten überaus gelungenen Trilogie. Zu gewollt, konstruiert und gekünstelt wirkt vieles, als dass so richtig Vergnügen aufkommen könnte. Besonders auffällig werden die Schwächen natürlich, wenn man sich, wie in meinem Fall, alle drei Filme hintereinander im direkten Vergleich anschaut. Davon sei also allgemein abgeraten.

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