Review

Der Meister des „Aha“-Effekes!

Christopher Nolan mit Wörtern wie „Regie-Wunderkind“ zu titulieren, wird ihm eigentlich schon längst nicht mehr gerecht, schließlich hat er spätestens mit seinem Nachfolger zu dem genialen „Memento“ „Insomnia“ beweisen, dass er einer der besten Regisseure unserer Zeit ist. Seine Filme sind mystisch und auch wenn er sich an ein herunterwirtschaftetes Franchise, wie die „Batman“-Reihe (vielen Dank, Herr Schumacher) herantraut, gelingt es ihm, seinen Stil in die Bilder einzuflechten. „Prestige“ ist nun der Folgefilm zu dem enorm erfolgreichen „Batman Begins“ und Nolan hat es wieder geschafft, einen fesselnden Film zu erschaffen, der mindestens einen „Aha-Effekt“ bietet. Eine Sache, die Regie-Kollege M. Night Shyamalan nur ein Mal in „The Sixth Sense“ hinbekommen hat. In seinen Folgewerken wie „Unbreakable“, „Signs“ oder kürzlich „Das Mädchen aus dem Wasser“ versuchte er immer wieder ein Ende zu kreieren, dass den Zuschauer so überraschte, wie in „The Sixth Sense“, doch er scheiterte ein ums andere Mal. Dass Nolan dieses Schicksal nicht teilt, ist ein Zeichen der Stärke dieses Regisseurs. Also sollte das Unwort „Wunderkind“ nie wieder in Zusammenhang mit Christopher Nolan gebraucht werden.

In der Tat lebt „Prestige“ nicht nur von einer Wendung, die den Zuschauer mit der Zunge schnalzen läßt, sondern bietet im Verlaufe des Filmes viele von diesen wunderbaren Momenten. Geschickt verschachtelt er mehrere Zeitebenen zu einem spannenden Gesamtkunstwerk um konkurrierende Magier. Nolan fungiert in diesem Zusammenhang selbst als Illusionist, der dem Zuschauer einen Trick nach dem nächsten um die verdutzten Ohren haut, dabei aber nie an Glaubwürdigkeit einbüßt. Erzählstrang nach Erzählstrang wird sorgfältig geponnen, verwebt, wieder aufgedröselt und dem staunenden Publikum serviert. Nolan garniert dies mit enorm dramatischen, wie stimmungsvollen Bildern, die den Zuschauer in eine magische Welt befördern, die es schwer macht, wahre Magie von der perfekten Illusion zu unterscheiden. Beste Voraussetzungen also für ein filmisches Meisterwerk.

Zu einem solchen gehören natürlich auch einige talentierte Schauspieler. Schließlich muß jeder noch so geniale Zaubertrick passend präsentiert werden. Nolan hat einige der besten Leinwandzauberer versammelt, um sein geniales Panoptikum um Rache, Besessenheit und Liebe zu inszenieren. Christian Bale, sein Batman, und Hugh Jackman, der in letzter Zeit immer anspruchsvollere Filme dreht (so auch z.B. „Scoop“ von Woody Allen) sind die Gegenspieler, deren Besessenheit die Handlung vorantreibt und die Protagonisten immer mehr ins Verderben stürzt. Beide machen ihre Sache exzellent. Bale, der ja schon in vielen anderen Rollen bewiesen hat, ausgezeichnet menschliche Obsessionen glaubwürdig darzustellen (z.B. „The Machinist“ oder auch „Batman Begins“), spielt auch hier wunderbar zurückgenommen. Manchmal unterkühlt, manchmal manisch, immer glaubwürdig. Jackman ist ein ganz anderer Charakter. Er spielt den Magier, der mehr Wert auf die Präsentation der Tricks legt ebenso glaubwürdig. Die Rivalität der beiden wirkt nicht aufgesetzt, sondern absolut glaubhaft. Die Szenen, in denen beide gemeinsam auf der Leinwand zu sehen sind, knistern vor Spannung. Michael Caine adelt sowieso nahezu jeden Film, in dem er zu sehen ist, mit seiner einzigartigen Art, so auch hier. Sein Charakter strahlt Caine-typisch eine große Portion Weisheit und Gelassenheit aus, was perfekt zu seiner Rolle passt. Die bezaubernde Scarlett Johansson nimmt sich zwischen den anderen schauspielerischen Schwergewichten zurück, überzeugt aber in den recht seltenen Einsätzen durch ihre schon typische unterkühlte Eleganz. In einer weiteren Nebenrolle gibt es David Bowie zu bewundern, der diese ebenfalls sehr gut ausfüllt. Unterm Strich also eine Besetzung, wie man sie sich nur wünschen kann.

Nolans Film magisch zu nennen, wird ihm eigentlich nicht gerecht. Hinter jedem Zauber steckt ein Trick, sprich harte Arbeit. So auch hier: „Prestige“ nutzt die ihm gegebenen Ingridenzien und macht aus ihnen ein wahrhaftes filmisches Erlebnis, das sich nicht vor den anderen Filmen Nolans verstecken muß. Film ist Illusion, die, wenn gut gemacht, die Magie beim Zuschauer erzeugt, die manch Romantiker mit „Leinwandzauber“ tituliert. Insofern kann man Nolan auch als begnadeten Illusionisten bezeichnen, der sein Handwerk versteht. Wenn ihm dann auch noch so talentierte Darsteller, wie Bale, Jackman, Caine und Johansson assistieren, gelingt ihm ein Meisterstück, wie es „Prestige“ nun einmal geworden ist.

Fazit:

9 / 10

Details
Ähnliche Filme