Das asiatische Kino erfreut sich ja durch Remakes besonders im Horror-Genre in Hollywood mangels Einfallsreichtum großer Beliebtheit. Nun ist man mit „The Condemned“ scheinbar auch auf „Battle Royale“ aufmerksam geworden und hat das polemisch-sarkastische Szenario nicht mehr auf rebellische Schulkinder, sondern auf sadistische Massenmörder bezogen, die auf einer einsamen Insel versuchen, sich den Gar auszumachen, weil nur Einer überleben kann.
Der Held des Films ist Conrad (Wrestler Steve Austin), ein treu sorgender Familienvater mit Geheimdienst-Vergangenheit. Er wird aus einem mittelamerikanischen Knast aus der Todeszelle freigekauft – irgendwie scheinen alle Strafvollzugsbeamte jeden Dritte-Welt-Landes korrupt zu sein, da es mit den 9 anderen Kandidaten auch ebenso simpel funktioniert – und auf die einsame Insel verbracht, wo die Real-Life-Mördershow „The Condemned“ stattfindet, welche über etliche Kameras für zahlende User im Internet übertragen wird. Der skrupellose Millionär Ian Breckel (Robert Mammone) hat das eingefädelt, um noch mehr Kohle zu scheffeln. Naja, jedenfalls gibt’s dann ordentlich auf die Fresse, da jeder der einzige Überlebende sein will. Den dem oder der (auch 2 Frauen sind mit von der Partie) wird die Freiheit geschenkt. Und damit auch alle bis auf eine Person draufgehen, gibt’s für jeden Mitspieler auch noch ne Fußfessel mit Sprengstoff, die nach 30 Stunden Spielzeit explodiert oder wenn man dran rumfummelt. Kennt man schon irgendwoher? Ja, aus „Battle Royale“ eben.
Regisseur Scott Wiper hätte mit „Die Todeskandidaten“ (was für ein doofer deutscher Titel) auf seriöse und verstörende Art Medienkritik üben können, jedoch setzte er seine Prioritäten anders. Wenn schon Steve Austin und Ex-Fussballer Vinnie Jones („Mean Machine“) mitspielen, muss es eben ein knallhartes Actionfeuerwerk geben. Und das gibt’s dann auch: Es wird gekloppt und geballert bis der Arzt kommt oder die Fußfessel explodiert. Dabei sind selbige Szenen so mies und unübersichtlich geschnitten, dass es einzig von der nervösen Wackelkamera getoppt wird. Dem Kameramann sollte man mal sagen, dass ein Zoom nur selten benutzt werden sollte und man Medikamente gegen Parkinson einnehmen kann (obwohl man dann sowieso über einen Berufswechsel nachdenken sollte).
Nach einer halben Stunde des Films wird dann erst Steve Austin als Held etabliert durch eine im Sand verlaufende Nebenhandlung um seine verängstigte Frau und machtlose FBI-Beamte - vermutlich wussten die Autoren bis dahin noch nicht, wer überleben sollte: der raubeinige Jones oder eben der bärige Austin. Später folgt dann die Medienkritik – und das richtig schön platt und mies. Alle Beteiligten schauen sich die brutalen Life-Bilder an und sagen sowas wie „Mann ist das abstoßend“ und rügen den bösen Produzenten, um dann weiter zuzuschauen (unter Tränen und Widerwillen selbstverständlich). Wie kann man Voyeurismus und die zunehmende Gewalt in den Medien durch Voyeurismus kritisieren? Ne Ahnung? Nee, das funktioniert nicht. Dazu gesellen sich in „Die Todeskandidaten“ rassistische Sprüche („Dachpappe“ ist wohl dabei noch die harmloseste Umschreibung eines Afro-Amerikaners) und Frauenfeindlichkeit. Mal abgesehen von den üblichen Klischees an Figuren (der deutsche Killer-Nazi und eine verkappte Mörderpärchen-Liebesgeschichte musste natürlich auch noch rein).
Obwohl der riesige Schrank Steve Austin eine beeindruckende Leinwand-Präsenz besitzt, die durchaus an den rohen Charme von Sylvester Stallone erinnert (ohne den Eindruck zu vermitteln, er hätte einen das Sprachzentrum beeinträchtigenden Hirntumor), kann er nichts mehr retten. Gegen das schwachsinnige und ironiefreie Drehbuch kommt er auch nicht mit seiner "Ich-will-ja-eigentlich-niemanden-wehtun-muss-aber"-Attitüde sowie einigen knackigen Onelinern an. Da kann es an allen Ecken und Enden nur so krachen und explodieren wie es will.
Fazit: Menschenverachtender, zynischer Unfug, der einzig durch seinen wuchtigen, aber ebenso stereotypen Hauptdarsteller punktet. Die Actionsequenzen sorgen dabei für Kurzweil, aber sind nicht wirklich überdurchschnittlich geraten. Meist echt mies geschnitten und inszenatorisch holprig gehen jegliche Ansätze von Medienkritik in einem rassistischen, ungenießbaren Brutalo-Szenario unter.