Die Absichten des Regisseurs Singleton sind gut und eigentlich besitzt er auch das nötige inszenatorische Geschick um überzeugende Filme zu drehen. Warum nur gerieten seine frühen Werke derartig pseudo-realistisch und warum setzte der noch unerfahrene Filmemacher die Erwartungen an sich selbst und an sein fertiges Produkt so hoch? Litt schon der Vorgänger „Boyz N The Hood“ unter schwer moralisierenden Dialogen und unreifen darstellerischen Leistungen, „Poetic Justice“ stellt den bisher schlechtesten Film im Oeuvre seines Machers dar. Wieder übernimmt sich Singleton selbst und schafft es nicht seinem Drehbuch die angestrebte psychologische Tiefenwirkung zu verleihen.
Erster grober Fehler: Tupac Shakur. Seine Vorstellung ist lachhaft und zu keinem Zeitpunkt glaubwürdig, Shakur ist nicht in der Lage seine Rolle auszufüllen und versagt auf der ganzen Linie. Nachdem er zuvor in Dickersons Debüt „Juice“ als knallharter Gewalttäter zu sehen war, versucht er hier entgegen seinem Image Emotionalität zu beweisen, was aufgrund mangelnden Einfühlungsvermögens in die Figur glorios scheitert. Erst kurz vor seinem gewaltsamen Tod, in seiner letzten Rolle (Gridlock’d) bewies Pac, dass er doch noch seine Leistungen aus den Musikvideos übertreffen sollte.
Zweiter grober Fehler: Janet Jackson. Michaels Schwester hier gleich in einer Hauptrolle debütieren zu lassen und ihr dann auch noch eine so schwülstig kreierte Rolle auf den Leib zu schneidern wirkt sich fatal auf das Endergebnis aus. Das ist geprägt von Janets Inkompetenz hinsichtlich dessen was von ihr abverlangt wird. Einer Pop-Sängerin eine derartige Rolle zu verpassen ist schlichtweg peinlich und so wird der gesamte Film von schlechter Schauspielerei dominiert. Die Goldene Himbeere gab’s für Jackson jedenfalls völlig zu Recht und es überrascht keineswegs, dass ihre Auftritte in Filmen anschließend nicht sehr zahlreich ausfielen.
Die Krone gehört aber eindeutig Billy Zane, der hier dermaßen ekelhaft dick aufträgt und seinen primitiv schablonenhaften Fieslings-Charakter einfach widerlich ernst nimmt. Eine ganz schön peinliche Vorstellung bietet Zane und erweist sich somit als dritter grober Fehler im Cast. Größtenteils befinden sich die Nebendarsteller auf durchschnittlichem Niveau, Sympathien vermag der Zuschauer wohl für keine der künstlichen, schablonenhaften Figuren aufbauen.
Lobenswert, das Singleton dem Zuschauer die Gedichte der afroamerikanischen Bürgerrechtlerin Maya Angelou näher bringen will, die poetischen Verse vermögen aber zu keinem Zeitpunk über die stümperhafte Dramaturgie und die vor Klischees nur so triefende Figurenzeichnung hinweg täuschen. All die gut gemeinte Sozialkritik geht unter im albernen Overacting Zane’s und was noch übrig bleibt verschwindet in unfreiwillig komisch vorgetragenen Dialogen. Zudem krankt „Poetic Justice“ an der hier unangebrachten Überlänge von knapp 110 Minuten, langweilig und ohne Temporeichtum, schrumpft der Unterhaltungswert auf ein Minimum.
Letztendlich bleibt zu sagen, dass sich Singleton übernommen hat und seine Hauptdarsteller restlos versagen, eine emotionale Tiefe kommt daher niemals auf. Da das Hauptaugenmerk auf der psychologischen Entwicklung der Figuren liegt bleibt jede Glaubwürdigkeit auf der Strecke und übrig bleibt nur gähnende Langeweile.
Fazit: Misslungener, kitschig-schwüler Quark den man sich getrost schenken kann. Singleton bietet nur ätzend ernst genommene Klischees und schafft es nicht seinem Debütfilm auch nur einen nennenswerten Aspekt hinzu zu fügen. Letztendlich für alle Beteiligten peinlich und für den Zuschauer unausstehlich langweilig und banal obendrein.
1,5 / 10