Als im Jahre 2003 "Wrong Turn" in die Kinos kam, ging ein Ruck durch die Reihen der Backwoodslasher-Fans. Das schon längst totgeglaubte Subgenre des Subgenre, blühte plötzlich wieder und präsentierte einen Streifen, der sich gewaschen hatte. Nicht nur das die Atmosphäre bedrückend und die Effekte teils sehr heftig waren, auch ein ordentlicher Spannungsbogen, sowie verhältnismäßig ordentliche Schauspielleistungen, machten aus dem eigentlich recht kleinen Film schnell so etwas wie einen Blockbuster unter den modernen Horrorstreifen. Einige Jahre später geht die Hatz der Hinterwäldler, auf dusselige Teenies aus der Großstadt, von neuem los. Wenn auch nur auf DVD, dürften sich die Freunde des ersten Teils danach die Finger lecken.
Denn "Wrong Turn 2" steht dem Vorgänger eigentlich in kaum etwas nach, sieht man vielleicht einmal von den schauspielerischen Leistungen ab. Die Story ist ähnlich wie beim Vorgänger, auch wenn dieses mal noch ein Dämpfer gegen den aktuellen Reality-TV-Wahn eingebaut wurde. Es geht also um eine TV-Crew, die mit ihren Kandidaten im tiefsten Wald so etwas wie ein Überlebenstraining absolvieren will. Nur wer hart genug ist und völlig ohne Zivilisation und andere Hilfsmittel im Wald überleben kann und dabei auch einige findige Spielchen meistert, der kann sich auf den Hauptpreis von 100 000 $ freuen. Doch in diesem Wald lauert auch eine blutrünstige Kannibalenfamilie und die Jagd auf das Frischfleisch ist eröffnet... Ohne Frage, Innovationen, Logik, Sinn und Verstand sind auch dieses mal nicht auszumachen. Schön förmlich kaut "Wrong Turn 2" locker alle Klischees durch, bedient sich frech bei Filmen wie z. Bsp. TCM und hat auch sonst kaum etwas zu bieten, was nicht schon mal irgendwo, irgendwann da war. Dennoch ist das Treiben in sich recht stimmig geraten und kann bei den richtigen Erwartungen zwar nicht wirklich überraschen, aber zumindest zufriedenstellen.
Dazu kommt die Atmosphäre, welche zum Teil ähnlich glücklich geraten ist wie beim Vorgänger, wenn auch das wirkliche Frösteln dieses mal nicht vorhanden ist. Die dunklen Wälder bieten wieder einiges an Gruselstimmung, welche mit der richtigen Heimkinoanlange auch entsprechend gut zur Geltung kommt. Immer wieder knarzt und knackt es aus allen Ecken des Heimkinos und lässt eine wohlige Stimmung aufkommen. Zumal man auch den Spannungsbogen nicht unbedingt verachten braucht, denn auch dieser ist durchaus akzeptabel gespannt. Auch wenn alte Genrehasen das Meiste vorher sehen dürften, das ein oder andere Erschreckerli ist auch für sie zu finden und durchaus zu genießen.
Richtig aufgefahren wird bei "Wrong Turn 2" allerdings beim Gore-Level, der den Vorgänger noch einmal locker übertrifft und selbst so manchen Kinoschocker von heute hinter sich lässt. Völlig Tabulos und mit einer unglaublichen Präsentationsfreude, knallt der Streifen einen Splattereffekt nach dem Anderen durch die Mühle und bietet von einer heftigen Zweiteilung zu Beginn, bis zum grausamen Verenden der Monsterfamilie in der Häckselmaschine so ziemlich alles auf, was das Splatterherz so begehrt. Man kommt nicht drum herum, das Ganze teilweise sogar schon als Pervers abzustempeln, so deftig geht es hier mitunter zur Sache. Die FSK-Verweigerung ist jedenfalls keine Überraschung, da selbst die Abgebrühtesten hier und da an ihre Grenzen stoßen dürften. Da die Effekte aber allesamt vom feinsten sind und Computersplatter hier wirklich überhaupt nicht auszumachen ist, dürften sich dennoch sowohl altes als auch neues Splatterherz, beim Anblick des Treibens, einer gewissen abartigen Freude nicht verwehren können. Für "Gore-Bauern" sowieso ein Highlight!
Alles andere als ein Highlight sind dagegen die Darstellerleistungen, welche hier teilweise unter aller Kanone sind. Vor allem der Darsteller des Überlebenstrainer hat so gar kein Talent zu überzeugen und fördert eher unfreiwillige Lacher zu Tage, als irgendwelche Überzeugungen. Aber auch seine jungen Gegendarsteller sind nicht wirklich das Geld wert, was sie erhalten haben. Allesamt braucht man sie jedenfalls nicht wiedersehen!
Fazit: Hartes, atmosphärisches und dem Vorgänger durchaus ebenbürtiges DtV-Sequel, welches vor allem Genre-Fans gefallen dürfte. Die Story ist zwar aus cineastischer Sicht nicht viel wert, aber für einen Film dieser Art durchaus okay. Die Atmosphäre kann sich spüren lassen und in Sachen Blut und Gekröse langen die Macher ebenfalls absolut in die Vollen und bieten vielleicht eines der derzeit bluttriefendsten Filmchen, was der Videomarkt so zu bieten hat. Wer "Wrong Turn" nicht mochte, sollte auch hiervon die Finger lassen, wer sich aber mal wieder an einem akzeptablen und mehr als harten Backwoodslasher ergötzen möchte, der kann dem hier durchaus eine Chance geben!
Wertung: 6,5/10 Punkte