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Bei Science-Fiction Filmen ist es nicht unüblich, dass zugehörige Trailer diese mit tobenden Feuerwerken, Großaufnahmen vom Nichts und sehr viel menschlicher Panik ankündigen und dafür stets den euphorischen Applaus des Publikums ernten.
Zumindest Letzteres kann man von "Sunshine" nicht unbedingt behaupten, denn dessen Vorschau versucht dem Zuschauer tatsächlich zu erklären, dass die Sonne kaputt geht... wie keine Aliens?

Die Sonne jedenfalls soll sich in 50 Jahren verabschieden, um dies zu vermeiden werden insgesamt acht Männer und Frauen an Bord der Icarus II samt Bombe in Richtung des Licht- und Wärmespenders geschickt. Als diese ein Notsignal der zuvor gescheiterten Icarus empfangen überschlagen sich die Ereignisse.

Doch zuvor muss natürlich Crew, Schiff und die sympathische Icarus, der Bordcomputer, vorgestellt werden. Besonders schön, dass dies alles auf dem Raumschiff geschieht und der Zuschauer die Erde zu keiner Zeit zu Gesicht bekommt. Hier demonstriert Danny Boyle sehr geschickt wie die obligatorische Einleitung samt Charakterstudien funktionieren kann und auch sollte. Der Zuschauer befindet sich sofort im Geschehen, die Crewmitglieder gehen ihren Arbeiten nach, kümmern sich um den Garten für die Sauerstoffzufuhr, oder klären persönliche Inkompatibilitäten untereinander um schließlich beim mitreisenden Psychologen zu landen. Zwischendurch darf dann auch mal aus dem Observationsraum gen Sonne geschaut werden, natürlich nur mit Lichtfilter.
Obwohl dieser erste und nicht unausführliche Teil in der Tat wenig Acton bietet, erfüllt er doch seinen Zweck mehr als nur ausreichend. Man sympathisiert sehr schnell mit den Figuren und glaubt sich langsam im Schiff selbst zurecht finden zu können. Alles scheint gut organisiert zu sein und bestens zu verlaufen und dennoch weiß man genau das irgendwas passieren wird. Boyle gelingt es wirklich hervorragend den Spannungslevel ganz oben zu halten von der ersten Minute bis...

Bis die Ikarus II das Notsignal der Ikarus empfängt und noch ein Weilchen länger. Für die Crew gilt es nun zu entscheiden, dem Signal zu folgen oder die Mission abzuschließen. Zwei Argumente werden auf den Tisch gelegt und die Crew überlässt es dem Spezialisten abzuwägen und zu entscheiden. Der Zuschauer, nun längst Teil der Crew, möchte am liebsten mitentscheiden, kann aber schließlich doch nur mit den Charakteren mitfiebern und wünscht ihnen das Beste. Auch hier noch schön, dass sich die Charaktere untereinander alles erklären und man somit als leider aber doch glücklich Außenstehender niemals auf der Strecke bleibt.
Nach genauer Analyse entscheidet sich der Physiker für die Bergung der Ikarus, denn zwei Bomben bringen den ungewissen Erfolg wahrscheinlicher als nur eine.
Mit dem Kurswechsel taucht dann auch das erste große Problem auf. Aufgrund persönlicher Inkompetenzen wurden die Schilde nicht komplett ausgerichtet und die Sonnenbestrahlung beschädigt das Schiff. Zwei Astronauten müssen das in Ordnung bringen und so erreicht die Spannung den Höhepunkt, wenn die Spezialisten in ihren Anzügen im All hantieren, während das Raumschiff langsam zu zerfallen droht.

Da es klar ist, dass das Schiff nicht zerfällt und die Crew auch fast vollzählig wieder beisammen ist zerfällt leider die Spannung, wenn auch zu keiner Zeit in einem verheerendem Ausmaß. Denn eigentlich bleibt das Spannungslevel weiterhin extrem hoch und der Zuschauer lässt beim Daumendrücken noch immer nicht nach, aber aufgrund der chaotischen Inscenierung und der wahnsinnig abstrakten Einführung des neuen Crewmitgliedes nach der Infiltration der Icarus bleibt die wunderschöne Atmosphäre leider auf der Strecke. Nicht dass die Idee im Drehbuch so dämlich ist, oder der Zuschauer mit dem neuen Passagier überfordert wird, aber Boyle ist es irgendwie gelungen jeden Auftritt dessen zu vermiesen. Irssinnig schnelle Kamerafahrten und Schnitte lassen den Zuschauer nur erahnen was da überhaupt noch geschieht und auch das sonst eigentlich gut gedachte Stilmittel der durch Hitze verursachten verschwommenen Sicht kommt durch die Kameraarbeit nicht nur nicht zur Geltung, sondern lässt den Zuschauer noch sehr viel mehr rätseln.

Zum Glück gibt es sonst nicht viele Rätsel, denn "Sunshine" ist ein plausibler Film, der den Zuschauer die volle Länge auf der Stange hält, wenn auch am Ende ein wenig überreizt.
Dafür sind die Effekte insgesamt sehr gelungen, die Sonne aus nächster Nähe wird klasse rübergebracht und insbesondere das Innere des Raumschiffes hat mir sehr gut gefallen, denn als Astronautenlaie finde ich mich doch sehr gut zurecht.
Das tut auch der Atmosphäre sehr gut, die trotz sonnigem Ambiente eher düster ist und insbesondere im zweiten Teil des Filmes dann auch beklemmend wird. Bis dahin jedenfalls wird einem der Traum vom Astronautendasein durchaus versüßt.

Dazu tragen sicherlich auch die durchweg sympathischen Charaktere bei, die von ihren Darstellern alle überdurchschnittlich gut verkörpert werden. Obwohl Cillian Murphy aufgrund seiner häufigeren Präsens als Capa am auffälligsten ist möchte ich ihn als Schauspieler gar nicht weiter hervorheben, denn die Crew ist ein funktionierendes Team, die niemanden braucht und glücklicherwiese niemanden hat, der besonders hervorsticht.

Das tut auch der Sound nicht, nur ist es darum sehr schade. Denn hat der Trailer ein grandioses Stück versprochen, welches sich leider als Universalmelodie für Trailer enttarnte. Schade drum, aber dafür ist der eigentliche Sound im Film sehr zurückhaltend und oftmals sehr ruhig. Vielleicht im Endeffekt doch ein gelungener Beitrag zur grandiosen Atmosphäre.

Anders als die Atmosphäre verdient der Film als Gesamtwerk leider nicht diese Auszeichung, denn dafür hat Boyle das Ende zu abstrakt gestaltet, womit er den Zuschauer loslässt und dieser nur äußerst unsanft den Erdenboden unter den Füßen spürt. Trotzdem ist "Sunshine" noch gut, denn die Bilder des Weltraums sind richtig gelungen und das gesamte Raumschiffambiente ist einfach perfekt. Die konstante Spannung und auch Dramatik macht den Film defintiv zu etwas Besonderem.

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