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Was den 60er Jahren wohl gemeinhin am meisten zugeschrieben wird, sind Drogen, die sexuelle Revolution und – Die „Beatles“, welche mit ihrer Musik maßgeblich die Populärkultur bestimmten. „Across the Universe“, ein relativ unbekannter Song von ihnen, der 1967 von John Lennon geschrieben wurde, thematisiert Meditation und fernöstliche Religion und man erliegt nur allzu leicht der Versuchung, den vorliegenden, gleichnamigen Film als universellen Rundumschlag auf das Oeuvre der „Beatles“ und das Genre des Musicals zu verstehen.

Tatsächlich präsentiert uns „Frida“-Regisseurin Julie Taymor in ihrem Film 18 Beatles-Songs, die allesamt mehr oder weniger unkonventionell vorgetragen, pardon: von den Darstellern gesungen werden. Doch die Genrebezeichnung „Musical“ ist dabei zu eng gefasst: Taymor integriert die Gesangseinlagen mal mehr, mal weniger kunstvoll in die Handlung und erzählt eine – allerdings eher simpel geratene – Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs.

Der junge britische Arbeiter Jude (Jim Sturgess) kommt in die USA, um seinen Vater – der im 2. Weltkrieg in England weilte und sich mit Judes Mutter „vergnügte“ – mit der Existenz seines Sohnes zu konfrontieren. Der arbeitet als Hausmeister an der Elite-Universität Princeton und Jude macht alsbald Bekanntschaft mit dem Luftikus Max (Joe Anderson) und dessen Schwester Lucy (Evan Rachel Wood), in die er sich verliebt. Die beiden werden ein Paar und gehen zusammen mit Max, der sein Studium abbricht nach New York, um dort zu leben. Doch dann erhält Max den Einberufungsbefehl und soll als Soldat nach Vietnam. Während Lucy sich aktiv bei den Widerstandskämpfern engagiert, malt Jude Bilder gegen den Krieg. An ihren unterschiedlichen Auffassungen über die Bekämpfung des Kriegs droht ihre Beziehung zu zerbrechen…

Die Story hört sich zwar zunächst geradlinig an, schlägt aber immer wieder wilde Haken. Immer wieder durchsetzt von Gesangsnummern, bei denen eben etliche Beatles-Songs geträllert werden, verschlägt es Lucy, Jude und Max u.a. in eine Hippie-Kommune. Ein Erzählstrang, der zwar optisch sehr eindrucksvoll wie ein LSD-Trip daherkommt, allerdings für die Narration keine Relevanz besitzt. Optisch ist in „Across the Universe“ im Allgemeinen ein Hang zur Farbenpracht oder besser: zu psychedelischen und surrealen Bildkompositionen zu beobachten, die jedoch den Geist einer Zeit, in der alternativer Lebensstil der Jugend so selbstverständlich war wie das Amen in der Kirche (übrigens sei an dieser Stelle auf eine sehr ergreifende Interpretation von „Let It Be“ zu einem Begräbnis hingewiesen). Ein Erzählfluss als solcher ist jedoch vorhanden – und das macht „Across the Universe“ so beachtlich: Zwar hin und wieder zur ausufernden Performance und Choreografie der Musiknummern tendierend und gegen Ende durch die hohe Frequenz der Gesangseinlagen etwas an den Nerven zehrend, steht doch meist die Fortentwicklung der Handlung im Vordergrund.

Allerdings muss man festhalten, dass bei diesem Film zuweilen der Eindruck aufkommt, dass er rein selbstzweckhaft als fröhliches Bonbon für Auge und Ohr fungiert, den politischen Hintergrund dankbar hinnimmt und ihn eher zu Collagen montiert (Stichwort: Erdbeeren) als ihn denn kritisch zu durchdringen. Der Auftritt von zahlreichen Gaststars von Joe Cocker über Bono (als Vorzeige-Hippie Dr. Robert) und Salma Hayek lässt sich jedenfalls nur schwerlich anderweitig einordnen.

Fazit:
Bunter und mitreißender Mix aus Musical, Politdrama und Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs. Die 18 Songs der „Beatles“, fügen sich meist gut ein, an manchen Stellen wirkt ihr Einsatz aber allzu bemüht und im Plot zu gewollt darauf hin inszeniert. „Across the Universe“ ist ein Gute-Laune-Film zum Mitsingen, der den grauen Herbst etwas farbenfroher gestaltet. Doch leider gelingt der ganz große Wurf mangels inhaltlichem Gehalt oder eindeutig herausgearbeiteter Botschaft nicht.

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