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1998 sorgte ein deutscher Film mit August Diehl für Furore: Hans-Christian Schmid erzählte mit „23 - Nichts ist so wie es scheint" die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte des Computer-Hackers Karl Koch, der für den KGB arbeitete, ständig auf Drogen und besessen war von der Zahl 23. Die konspirativen Gruppen der Illuminaten und Freimaurer beschäftigten sich eingehend mit deren Bedeutung und zogen im Verborgenen die Fäden in Sachen Weltherrschaft. Joel Schumacher, der uns schon mit so lahmen Kommerzvehikeln wie „Batman & Robin", „8 MM" oder „Bad Company" die Gehirnwindungen überrollte, liefert nun mit „Number 23" die annehmbare Antwort aus Hollywood zu den Weltverschwörungstheorien um eine ebenso faszinierende, wie obsessive Zahl.

Zur Story: Hundefänger Walter Sparrow (Jim Carrey) führt ein geordnetes Familienleben, bis er von seiner Frau Agatha (Virginia Madsen, „Sideways") das Buch „The Number 23" geschenkt bekommt. Anfangs skeptisch, verschlingt er bald das Buch um einen mysteriösen Detektiv mit Namen Fingerling, von welchem er glaubt, es beinhalte zahlreiche Parallelen zu seinem eigenen Leben. Er wird zunehmend besessen von der Zahl und versucht hinter das Geheimnis dieses Buches zu kommen, bevor etwas Schlimmes passiert - worauf alles hindeutet...

Dass Jim Carrey schauspielern kann, weiß man schon spätestens seit „Die Truman Show" und „Der Mondmann". Doch waren das noch im Ansatz humoristische Rollen, so ist er hier, in einem ernsthaften Psychopathen-Part, etwas gegen sein Image besetzt. Trotzdem kauft man ihm diese Rolle durchaus ab. Doch jenseits Carreys Souveränität gibt es auch weitere Schauwerte: So beispielsweise die Einführung in die Welt des Buches mit einer scheinbar rastlosen Kamera, die über Felder fegt, durch Gebäude, durch das Universum des Romans. Auch die High-Key-Beleuchtung in der Sequenz, als Detektiv Fingerling (Carreys Pendant in dem Buch) versucht, das Leben einer von der Zahl 23 besessenen, potenziellen Selbstmörderin zu retten, trägt dazu bei, dass ein psychedelischer Eindruck auf den Zuschauer übergeht. Die Story an sich kommt allerdings etwas schwerfällig in die Gänge, dann jedoch wird sie Spannungsschraube unerbittlich angezogen. Die Auflösung kommt zwar überraschend, aber für Genre-Fans nicht unerwartet. Hier hätte man sich auch durchaus etwas Originelleres einfallen lassen können. Sei es drum: Joel Schumacher gelingt es immerhin mit "Number 23" tatsächlich, keinen großen, wohl aber einen äußerst spannenden und kurzweiligen Film zu drehen, der sein Thema ernst nimmt und sogar mit einigen tiefenpsychologischen Überlegungen und Erkenntnissen einen gewissen Anspruch an den Tag legt.

Fazit: Äußerst spannender Paranoia-Thriller, in dem zunehmend die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. „Number 23" ist nicht ohne Schwächen, doch grundsolide inszeniert, gut gespielt und visuell wie atmosphärisch zum Teil sehr beeindruckend.

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