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Nachdem den beiden Briten Edgar Wright und Simon Pegg im Jahre 2004 mit „Shaun of the Dead“ nicht nur eine treffsichere Parodie auf das Genre des Zombiefilmes, sondern auch eine geniale Kömodie gelungen ist, versuchten sie sich anno 2007 an einem weiteren Geniestreich. Diesmal war das Genre des Actionfilmes Zielscheibe des guten britischen Humors. Dazu vereinte man das bewährte Team wieder, ergänzte es mit einigen anderen Schauspielern und erschuf „Hot Fuzz“.

Auch das Actiongenre bietet genügend Manierismen, die es zu parodieren gilt. Um eines vorwegzunehmen: „Hot Fuzz“ ist bei weitem nicht so treffsicher, pointiert und witzig, wie „Shaun of the Dead“. Dies ist sehr schade, denn die Ausgangslage war hervorragend. Die Geschichte um den Vorzeigecop Nicholas Angel aus London (bierernst, beinahe emotionslos: Simon Pegg), der strikt nach Vorschrift handelt, den Vorgesetzten aufgrund der hohen Verhaftungsquote ein Dorn im Auge ist und „zum Dank“ in eine öde Kleinstadt versetzt wird, bietet eigentlich ein gutes Gerüst, um unsere Lieblinge van Damme, Stallone, Willis und Co mal so richtig durch den Kakao zu ziehen. Leider geschieht dies viel zu selten. Dafür ist der Film an vielen Stellen einfach zu unwitzig. Zwar hält er sich, wie auch „Shaun of the Dead“ strikt an seine Story, ohne zu einer Sketchparade zu werden, doch es gibt wesentlich weniger Anspielungen auf bekannte Actioner. In der Kleinstadt beginnen schon bald viele „Unfälle“, die nur unseren Großstadtpolizisten mißtrauisch machen. Diese Morde sind erstaunlich explizit dargestellt worden. Der Brutalitätsgrad ist wesentlich höher, als bei „Shaun of the Dead“. Dies ist überaus erstaunlich, standen doch bei letztgenanntem Film immerhin einige der explizitesten Horrorfilme aller Zeiten Pate. Bei „Hot Fuzz“ werden die Opfer enthauptet und aufgespießt, dass es nur so eine Freude ist. Doch das passt weniger zu einer Parodie auf Actionfilme, als zu einem gewöhnlichen Slasher.

Auch die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Simon Pegg und Nick Frost bei weitem nicht so anregend, wie in „Shaun of the Dead“. Dafür sind die Charaktere einfach zu verschieden. Bezeichnenderweise ist eine der lustigsten Szenen keine Parodie auf einen Actionfilm, sondern auf „Shaun of the Dead“. Wie in dem Erstling gilt es für die beiden Hauptdarsteller einige Zäune zu überqueren. Was dort genau passiert, soll an dieser Stelle nich verraten werden, doch es ist schon augenfällig, dass solch ein kleines Schmankerl besser funktioniert, als Gags über das anvisierte zu parodierende Genre. Es fehlt auch einfach der treffsichere Bezug zu bestimmten Vertretern des Actionfilms. Konkret wird der Film nur, wenn sich Pegg und Frost über bestimmte Filme unterhalten oder sich diese auf DVD reinziehen. Da hat man in „Shaun of the Dead” schon mehr gelacht. Im großen Finale schließlich sollen die Meilensteine von John Woo gewürdigt werden. Da wird beidhändig geballert, was das Zeug hält. Es werden Zeitlupeneinstellungen bis zum Umfallen genutzt, aber auch diese Szenen sind nicht witzig genug um Eindruck beim Publikum zu hinterlassen. In ihrer Gesamtheit wirken die Szenen viel zu bemüht und sind dabei leider noch nicht einmal besonders ansprechend inszeniert.

Was die Story angeht soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden. SPOILER ANFANG Dass hinter den Morden ein Geheimbund steckt, der sich zu nächtlichen Treffen in Kutten gekleidet zusammenfindet, ist zwar eine interessante Storyauflösung, aber auch nicht wirklich witzig oder eine zielsichere Parodie des Genres. SPOILER ENDE Vielmehr wirkt das Ganze wie aus einem Edgar Wallace-Film entnommen. Man sieht sich aber nicht „Der Wixxer“ an, sondern „Hot Fuzz“. Insofern möchte man den Machern zurufen: „nette Arbeit, aber Thema verfehlt“.

Auf der Habenseite steht eine britische Komödie, mit viel englischem Flair, einer schönen Kulisse und guten Darstellern. Simon Pegg untertreibt stellenweise, wie schon oben geschrieben, mit seiner Darstellung, macht aber von diesem Makel abgesehen seine Sache durchaus ansehnlich. Nick Frost gibt den naiven Actionfan auch überzeugend. Einzig das Zusammenspiel der beiden hat man bei „Shaun of the Dead“ wesentlich überzeugender gesehen. Hier fehlt es an Dynamik und Feuerwerk. Auch die Nebendarsteller können überzeugen. Hier greift wieder das Rezept aus „Shaun of the Dead“: Man sieht viele britische Schauspieler, die man aus typisch britischen Produktionen kennt. Insofern fühlt man sich als Freund des gepflegten britischen Humors sofort zu Hause. Als absoluter Glücksgriff der Macher entpuppt sich ex-James Bond-Darsteller Timothy Dalton, der den obskuren Besitzer des lokalen Supermarktes schön schmierig und zwielichtig darstellt. Seine Leistung überrascht auf der Schauspielerseite am meisten, ist sie doch meilenweit entfernt von den Zeiten, als er noch im Geheimdienst ihrer Majestät die Welt rettete.

„Hot Fuzz“ macht es sich auf dem unbequemsten Ort der Welt gemütlich: Zwischen den Stühlen. Die Gags zünden nicht so, wie bei „Shaun of the Dead“, das Actiongenre wird nicht bissig genug parodiert. Für eine „normale“ Britcomedy fehlt zudem der schwarze Humor, der Filme von der Insel sonst auszeichnet. Viel zu lang wird der gesetzestreue Cop Nicholas Angel portraitiert, ohne dass viele Gags untergebracht werden können. Zudem wirken die Splatterszenen einfach unpassend und unwitzig. Unterm Strich bleibt zwar immer noch überdurchschnittliches Handwerk übrig, das auch durchaus sehenswert ist, sich seinem Vorgänger aber um Längen geschlagen geben muß. Der schwedische „Kops“ hat mit einer vergleichbaren Story gezeigt, wie es hätte gehen können. Dieser Beitrag nimmt nicht nur das Actiongenre aufs Korn, sondern vermengt die wohlschmeckende Suppe auch mit skurrilen schwedischen Typen UND einer witzigen Story. Dies gelingt „Hot Fuzz“ leider nicht so gut. Der Film widmet sich zu sehr seiner Edgar Wallace-mäßigen Story, vernachlässigt dabei aber treffsichere Pointen, die man aus der Welt des Actionfilmes hätte anbringen können. Diese Mischung hat bei „Shaun of the Dead“ einfach besser geschmeckt. Insofern wurde großes Potenzial verschenkt. Nichtsdestotrotz bleibt abzuwarten, welches Genre sich die Macher als nächstes beackern wollen und ob sie an die Qualität von „Shaun of the Dead“ anknüpfen können.

Fazit:

6,5 / 10

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