"The Shooter" ist im Grunde ein altmodischer Film mit einem modernen Helden. Mark Wahlberg stapft deutlich in den Spuren von Arnold Schwarzenegger ,Silvester Stallone und Co., aber ähnlich seiner Statur und seinem meist freundlichen Gesichtsausdruck wirkt alles ein bißchen kleiner, weniger pathetisch und lässiger.
Das ändert aber nichts daran, daß es sich bei unserem Helden Bob Lee Swagger auch um einen bei den Marines ausgebildeten Einzelkämpfer handelt, der dazu noch das überragende Talent eines "Shooters" besitzt, eines Scharfschützen, der noch aus Anderthalb Kilometer Entfernung dem Gegner das linke Auge ausschießen kann. Das passt zu Wahlberg, der eben nicht mit dicken Muskelpaketen und/oder fernöstlicher Kampftechnik die Gegner reihenweise umnietet, sondern sich taktisch geschickt, elegant bewegend meist mit seiner Waffe den Raum freihält.
Hollywood schafft vergleichbar zu seinen früheren Helden wie etwa "Rambo" wieder den Spagat zwischen Patriotismus und Verehrung des amerikanischen Soldaten und dem Kampf mit dem übermächtigen Gegner in den eigenen Reihen. Auch die Inszenierung orientiert sich stark an den Vorbildern, in dem sie zu Beginn in einer kurzen Sequenz schildert, wie es zu der Verbitterung des Helden gegenüber seinem Staat gekommen ist.
Swagger hatte gemeinsam mit seinem Freund, der als sein Späher fungierte, einen Einsatz in Äthiopien, bei dem er als Scharfschütze einer Einheit der US-Armee den Rücken freihalten sollte. Doch die Aktion eskalierte, da die feindlichen Soldaten wesentlich zahlreicher als angenommen waren und dazu noch einen Kampfhubschrauber einsetzten. Als sie die Armee um Hilfe baten, wurden sie im Stich gelassen, da der Einsatz nicht gedeckt war. Bei der Flucht stirbt Swaggers Freund.
Schon diese ersten sehr sauber inszenierten Sequenzen, verdeutlichen, wohin die Reise geht. Hier wird keine intellektuelle Geschichte erzählt, sondern ein sehr klares gut/böse Schema entwickelt. Auch die Charakterisierung des Helden bleibt bei den minimalistischen Vorgaben, die ihn ganz klassisch als Einzelgänger ohne Freunde (bis auf den Einzigen, der starb) und Verwandte zeigen. Einzig sein Hund ist sein Vertrauter und später kommt natürlich noch DIE Frau Kate(Sarah Fenn) hinzu, die ebenso klassisch die Einzige ist, die ihm hilft.
Erfreulicherweise bleibt "The Shooter" auch in diesen Szenen locker, indem er die sozialen Interaktionen immer knapp und unkitschig schildert und es weder zu tränenreichen Erinnerungen an den verstorbenen Freund kommt, noch zu sexuellen Handlungen mit Kate - der Held konzentriert sich einzig auf seine Aufgabe. Aber das nicht ohne Humor, denn als ihn Kate fragt, warum er überhaupt wieder für den Staat eine Aufgabe übernahm, gibt er zu , daß sie ihn über die Patriotismus-Schiene bekommen hätten.
Und genauso hatte Oberst Johnson (Danny Glover) gehandelt, als er zu ihm in die Berge fuhr und ihn überredete, dabei zu helfen, ein Attentat auf den amerikanischen Präsidenten zu verhindern. Swagger sollte als erfahrener Scharfschütze mögliche Punkte ermitteln, von denen ein "Shooter" sein Ziel ansteuern würde. Obwohl er den amtierenden Präsidenten (und den vorherigen) nicht mag (was ihn schön neutral hält), stimmt er zu und macht sich an die Arbeit. Schnell kann er die Gefahrenzone eingrenzen, so daß das FBI seine Posten entsprechend aufstellen kann. Doch er merkt zu spät, daß hier ein falsches Spiel gespielt wird.
Daraufhin kommt der schon bisher sehr unterhaltende Film richtig in Fahrt, indem er erst die Flucht und dann den Gegenangriff unseres Helden auf seine zahlreichen Gegner schildert. Die Drahtzieher sitzen natürlich in höchsten und einflußreichsten Kreisen und schrecken auch vor Folter nicht zurück, so daß Swagger schon sein gesamtes Können aufbieten muß. Natürlich sind auch die "Bösen" hier genauso eindimensional gestaltet wie die Guten, zu denen sich noch der intelligente FBI-Agent Nick Memphis (Michael Pena) hinzu gesellt.
"Shooter" spart nicht mit kritischen Bemerkung über Amerikas Politik und Demokratieverständnis, zeigt auf der einen Seite Korruption, aber auf der Anderen eben auch "anständige" Amerikaner. Tiefe Einblicke in innere Strukturen, gar Kritik an amerikanischen Institutionen solle man hier nicht erwarten, dafür bleibt der Film zu sehr bei der These des "Einzeltäters", aber immerhin gelingt es hier eine Gegnerschaft aufzubauen, die man aus vollem Herzen ablehnen kann - nicht zuletzt, weil die Herren Beatty und Co. gnadenlos als Bösewichter chargieren.
Fazit : "Shooter" ist ein traditioneller Actionfilm, wie er dank seiner altmodischen Inszenierung schon länger nicht mehr ins Kino kam. Dank eines lässigen Mark Wahlberg und einer insgesamt unpathetischen Erzählweise, bekommen wir einen geradlinigen, sehr gut unterhaltenden Actioner mit ordentlichen Showwerten.
Eindimensional geschilderte Charaktere und ein klares gut/böse Schema lassen zwar kaum Zweifel darüber aufkommen, wohin die Reise geht, aber trotzdem bleibt der Film immer spannend und hält trotz seiner recht langen Laufzeit den Zuschauer bei der Stange, ohne ihn mit zuviel Unlogik und konstruierten Auflösungen zu quälen.
Irgendwie schön, so einen Film mal wieder zu sehen und für einen entspannten Kinoabend allemal geeignet (7/10).