Der Fährmann bringt die Seelen ins Totenreich – soviel zum griechischen Mythos, komplett wie man ihn kennt, mit dem knöchernen Bootslenker, den man mit den Münzen bezahlen muß, die einem die Hinterbliebenen auf die Augen legen.
Diese Vorgabe zählt jedoch nicht für den neuseeländischen Film „The Ferryman“, wo der Fährmann eher so eine Art fiese Dämonenmöpp ist, der in seiner Kutte ein wenig dem Marvel-Sumpfding ähnelt.
Das macht aber gar nichts, denn er taucht hier erst auf dem Höhepunkt des Showdowns auf und hat mit dem Restfilm so gut wie gar nichts zu tun, mal abgesehen, dass ihm alle aus dem Weg gehen wollen.
Was uns ins gut 90 Minuten sonst geboten wird, ist ein fehlgeschlagener Törn von Kiwiland zu den Fidschis, nachdem der sechsköpfige Bodycount einen geheimnisvollen Griechen (John Rhys-Davies) von einem dahindümpelnden Boot gerettet haben, der (und das wissen nur wir Zuschauer) heftigst seine Mitreisenden zerschnetzelt hat.
Tatsächlich schwankt der Gerettete zwischen freundlich-jovial und komplett durchgeknallt und baldigst ist eine Art antiker Dolch im Spiel, der, in die Brust gerammt, zwar nicht Tod bringt, aber ungeahnt bösartige Folgen für den Gestochenen…
Ich will jetzt nicht zuviel verraten, aber das ist einer von den Filmen, wo das Böse die Körper wechselt und jeder darf mal so richtig schön fieses Arschloch in diesem doch auf ziemlich kleinem Raum inszenierten, recht biederen Film, der ohne Blut in Massen auskommt.
Er wäre vermutlich ein noch besserer Suspenser, wenn die Beteiligten, die gerade mal nicht besessen sind, nicht ständig heulen und flennen würden, als ginge es um einen Weltrekord.
Und das Prinzip „Laber nicht – schieß!“ könnte auch öfters angewandt werden.
Besonders nervig (soll wohl lustig sein) ist dabei eine hohlköpfige Blondine, die sich perfekt zwischen alle Stühle setzt (sogar ihr Ehemann in spe überlegt es sich kurz nach dem Ablegen mit der Ringübergabe) und später ordentlich die Sau raus lässt.
Ergo also mehr Terror als Effekte, wenn auch auf relativ zutraulichen Niveau, das auch als TV-Film zu später Stunde durchgehen würde – letztendlich ist das alles doch ziemlich zahm.
Gegen Ende wird’s dann aber trotz kurzer Lauflänge zu einem Geduldsspiel, weil auch der letzte Zuschauer den Braten längst gerochen hat, während die Überlebenden immer noch wie doof über die Planken torkeln. (5/10)