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Wie oft wurde das explizite Splatter-Genre von Filmkritikern ob mangelnder Klasse verflucht; wie oft schüttelten Cineasten bei angreifenden Zombies oder schlecht animierten Monstern entsetzt über diesen einfallslosen Dilettantismus den Kopf? Unzählige Male heult der Filmfreund auf, wenn er nun „Primeval", der in Deutschland unter dem vielsagenden Titel „Die Fährte des Grauens" ins Kino kommt, sehen muss. Scheinbar wurde aus dem filmischen Bodensatz des Exploitation-Genres Ende der 70er bis Mitte der 80er Jahre gar nichts gelernt. Und da kann man den Film 100 Mal mit dem Prädikat „basierend auf wahren Begebenheiten" verkaufen: Er ist und bleibt schlecht. Auch ein US-Einspielergebnis von gerade einmal 10 Mio. Dollar spricht eine deutliche Sprache.

Die Story: Ein Kamerateam um Tim Manfrey (Dominic Purcell) wird für eine sensationelle Story in die vom Bürgerkrieg gezeichnete, ostafrikanische Republik Burundi geschickt. Zusammen mit dem Krokodilexperten Mathew Collins (Gideon Emery) und einem rauen Wilderer mit dem bedeutungsschwangeren Rollennamen Jacob Krieg (Jürgen Prochnow) sollen sie „Gustave", ein äußerst aggressives Killer-Krokodil, das schon zahlreiche Menschenleben auf dem Gewissen hat, fangen und dies mit der Kamera dokumentieren. Doch dieses Unternehmen wird auch durch die menschliche Bedrohung von Tyrann „Little Gustave" ein Kampf auf Leben und Tod...  

Wenn man sehen muss, wie mies Serienregisseur Michael Katleman (inszenierte Folgen für „Gilmore Girls" und „Taken") hier bei vergleichbaren Filmen wie „Lake Placid" oder auch „Crocodile" abkupfert, blutet einem das Herz - zumal selbige Filme auch nicht wirklich zu den Perlen cineastischer Schaffenskunst gehören. Atmosphärisch durchaus gelungen (es gibt immerhin einige nette Landschaftsaufnahmen und ein durchweg düsteres Szenario), kann „Primeval" in den zahlreich vorhandenen Actionsequenzen um Schießereien und Monsterattacken jedoch kaum überzeugen: Unübersichtlich, hektisch und verwirrend geschnitten, verliert man dabei den Überblick. Auch bei den Spezialeffekten wurde gespart: Wenn Monsterkrokodil Gustave bar jeder Physik einen Käfig angreift oder Menschen quer durch die Steppe verfolgt, wird die Preisgünstigkeit der Animation offensichtlich. Die eher unterforderten, weitgehend unbekannten Darsteller (Dominic Purcell spielte immerhin „Endgegner" Drake in „Blade: Trinity") bleiben blass und einzig Jürgen Prochnow darf einmal mehr zeigen, dass er den harten Hund raushängen lassen kann - bevor er genüsslich und äußerst blutig verspeist wird. Da kommen wir zum nächsten Schwachpunkt des Films: seine zelebrierte Blutrünstigkeit und Brutalität. Blutige Schießereien, vom Krokodil zerrissene Körper (eher schlecht als recht animiert) und abgetrennte Gliedmaßen versuchen von der politischen Brisanz, die der Film angesichts seines Bürgerkrieg-Hintergrunds hergegeben hätte, abzulenken und die Unlogik im Handeln der Protagonisten und im Drehbuch sowie das Vakuum in den Dialogen zu kaschieren, was jedoch nicht gelingt. Mein Highlight um die Evidenz dieser Behauptung zu untermauern ist folgendes Filmzitat: „Die Sklaverei hatte auch etwas Gutes: Man kam heraus aus diesem Kontinent" (oder so ähnlich). Was bleibt ist unterm Strich ein richtig trashiger Monsterfilm minderer Qualität, der nach ein paar Bier durchaus vergnüglich werden kann. Die emphatische Betonung liegt auf „kann".

Fazit:
Gustave scheint neben einigen Protagonisten auch gleich das Drehbuch teilweise mit verfrühstückt zu haben. Anders sind das notdürftig und unlogisch zusammen gezimmerte Handlungsgerüst sowie die blassen Charaktere in „Primeval" nicht zu erklären. Nach starkem Alkoholgenuss aufgrund seiner Lächerlichkeit zu empfehlen, allerdings gehört so ein eindimensionaler, mies getrickster Monsterfilm nicht ins Kino.      

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