John Cusack drehte "Better Off Dead" (den nichtssagenden deutschen Titel möchte ich nicht weiter erwähnen) im selben Jahr wie the "Sure Thing" (etwas gelungener "Der Volltreffer") und befand sich damit in der Hochphase des sogenannten "Teenagerfilms". Mitte der 80er Jahre brachte Hollywood mit "Breakfast Club" und "Ferris macht blau" weitere für das Genre exemplarische Werke hervor, an die bis heute in ihrer ernsthaften Auseinandersetzung und gleichzeitigen subversiven Ansicht über die Wirren der Heranwachsenden kaum noch ein Film herankommt.
Bei modernen Filmen a lá "American Pie" oder "Clueless" steht meist der anarchische Spaß im Vordergrund und weniger die seelischen Qualen, indem man die klassischen Konfliktmuster wie "Erfolg beim anderen Geschlecht" , "Position innerhalb der Schule", "Outfit", "Coolness" usw. bis ins Extreme persifliert. Betrachtet man "Better Off Dead" in diesem Zusammenhang, könnte man diesen als Vorläufer dieser modernen Generation an "Teenagerfilmen" ansehen, was dazu geführt hat, daß dieser Film hier weniger Anerkennung genießt als z.B. "Der Volltreffer". In den USA ist es genau umgekehrt - hier genießt "Better Off Dead" einen wesentlich höheren Status, was verdeutlicht, daß diese Themen, die inzwischen auch unsere Kultur erreicht haben, dort Mitte der 80er schon gegenwärtiger waren.
"Better Off Dead" ist nicht an einer sensiblen Betrachtung der Psyche eines Heranwachsenden interessiert, sondern reiht Klischee an Klischee aneinander und überzeichnet diese ohne Rücksicht auf "Political Correctness".
Lane Meyer (John Cusack) wächst zusammen mit seinem 7-jährigen Bruder in einer typischen amerikanischen Familie auf. Die Eltern sind nett, meist verständnisvoll und ziemlich verschroben. Seine Mutter hat dazu noch einen Kochtick und probiert ständig neue Gerichte aus. Diese Mitte der 80er Jahre immer stärker aufkommende Strömung des "bewußten Kochens" wird hier mit einer Anzahl ekelhaftester Gerichte persifliert, die sich auch mal selbstständig auf und davon machen.
Dazu wird Lane mit einem kleinen Bruder konfrontiert, dem alles gelingt, was er nur anfasst. Als er diesen dabei überrascht, wie er an einer Plastik-Laserkanone herumbastelt und sich über dessen Spielerei lustig macht, vernichtet sein Bruder mit der Laser-Kanone eine Kiste. Ähnlich erfolgreich agiert sein Bruder mit dem Buch "Vom erfolgreichen Umgang mit Schlampen", die dazu führt, daß Lane seinen Bruder mit fünf Frauen in aufreizender Kleidung in dessen Kinderzimmer antrifft ( eine Szene ,die heute keiner mehr wagen würde).
Schon an diesen Beispielen erkennt man, daß "Better Off Dead" gar nicht realistisch sein will, sondern die typischen pubertären Empfindungen, daß die eigenen Eltern äußerst seltsam und die Geschwister erfolgreicher und beliebter sind, an Hand bewußter Übertreibungen verdeutlicht. Ähnlich Holzhammermäßig geht es auch in der Schule weiter, ohne das der Film deshalb besonders witzig sein will. Seine Freundin Beth hatte kurz zuvor mit Lane Schluß gemacht und sich dem Schul-Schönling, der dazu noch der Sportcrack ist, an den Hals geschmissen. Ihre Argumentation zur Beendigung der Beziehung ist auch ganz eindeutig, indem sie Lanes Auto, sein Aussehen und seinen Status bemängelt.
Die blonde Schmalzlocke von Frauenheld läßt daraufhin keine Gelegenheit aus, sich über Lanes Position lustig zu machen und wird ohne jegliche Differenzierung als völliger selbstverliebter Angeber dargestellt. Lane selbst schwankt zwischen Selbstmord (die natürlich immer schiefgehen) und Training hin und her, um es dem Angeber zu zeigen.
Dazu gibt es noch den fetten Nachbarjungen, der eine hübsche französische Austauschschülerin zu Gast hat und diese ohne Unterlass und Hilfe seiner Mutter belästigt. Man muß nicht zwischen den Zeilen lesen können, um hier eine angemessene Alternative für Lane heranwachsen zu sehen...
Fazit : "Better Off Dead" ist ein klischeebeladener Film über einen heranwachsenden Teenager, der mit bewußt unrealischen Übertreibungen oft genau den Punkt trifft. Zum Beispiel ist die einzige hier dargestellte Schulstunde eine köstliche Szene, die das übliche Klischee genau umdreht und nur glückliche Schüler zeigt, die an den Lippen des Lehrers hängen und sich über die enormen Hausaufgaben strahlend freuen, während nur Lane leidet.
Im Gegensatz zu heutigen Filmen a lá "American Pie" ist "Better Off Dead" trotz dieser Übertreibungen an der Psyche der Protagonisten interessiert, wählt dafür aber einen plakativeren Weg als etwa "Breakfast Club", gleitet aber nie ins Dümmliche ab und verzichtet völlig auf sexistische Gags.
Kritisch ist nur der Fakt zu betrachten, daß auch hier wieder ein Happy-End gestrickt werden muß, daß zwar einerseits befriedigt, andererseits genau die zuvor kritisierten Auswüchse selbst wieder bestätigt (7/10).